Hannelore Elsner
Hannelore Elsner, geboren am 26. Juli 1942 in Burghausen in Oberbayern, verbrachte ihre Schulzeit in bayerischen Klöstern. Nachdem sie in München eine Schauspielausbildung abgeschlossen hatte, spielte sie an Theatern in München und Berlin, etwa an den Münchner Kammerspielen. Erste Filmauftritte hatte sie Ende der 50er Jahre in "Immer die Mädchen" und "Freddy unter fremden Sternen". Es folgten in den 60er und 70er Jahren zahlreiche weitere Unterhaltungsfilme wie "Die Lümmel von der ersten Bank" oder "Willi wird das Kind schon Schaukeln".
Doch auch die jungen deutschen Autorenfilmer wurden auf Hannelore Elsner aufmerksam, die bald als eine der sinnlichsten Frauen des deutschen Films galt. So spielte sie in "Die Reise nach Wien" (1973) von Edgar Reitz und in "Berlinger" (1975) von Alf Brustellin. Ihre Theaterarbeit ging in den folgenden Jahren durch das verstärkte Filmengagement zurück. Ab den 70er Jahren war Elsner auch häufig im Fernsehen zu sehen, unter anderem in TV-Serien wie "Die schöne Marianne" (1975), in der sie die Titelrolle spielte, "Die Krimistunde", "Die Schwarzwaldklinik" und "Tatort", und drehte mit Regisseuren wie Dieter Wedel ("Schwarz Rot Gold") und Uli Edel ("Eine Art von Zorn").
Enorme Popularität erlangte Hannelore Elsner als Titelfigur der ARD-Serie "Die Kommissarin". Von 1994 bis 2006 verkörperte sie Lea Sommer in mehr als 60 Episoden und erhielt mehrere Preise für ihre Darstellung. Im Kino war sie zeitweise nur selten zu sehen, so spielte sie 1985 die Hauptrolle in "Marie Ward – Zwischen Bett und Galgen". Ihr großes Kino-Comeback hatte sie erst 1999 mit Oskar Roehlers "Die Unberührbare", in der sie - basierend auf der wahren Geschichte von Roehlers Mutter Gisela Elsner - die exzentrische Schriftstellerin Hanna Flanders verkörpert, für die mit dem Untergang der DDR die eigenen Ideale zerbrechen. Für ihre beeindruckende Darstellung dieser gebrochenen Persönlichkeit wurde Elsner neben zahlreichen weiteren Ehrungen im Jahr 2000 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Zwei Jahre später erhielt sie einen weiteren Deutschen Filmpreis für Oliver Hirschbiegels "Mein letzter Film". Und bereits 2005 wurde sie erneut nominiert für ihre Rolle in Dani Levys Komödie "Alles auf Zucker".
Seit "Rot und Blau" (2003) spielte Elsner Hauptrollen in mehreren Filmen des Regisseurs Rudolf Thome, zuletzt in "Das Sichtbare und das Unsichtbare" (2007). 2007 war sie auch in Angelina Maccarones Frauen-Roadmovie "Vivere" zu sehen. Für Ihre Rolle in Doris Dörries "Kirschblüten - Hanami" (2008) an der Seite von Elmar Wepper erhielt Hannelore Elsner eine weitere Nominierung für den Deutschen Filmpreis als Beste Darstellerin in einer Nebenrolle.
Auch in den folgenden Jahren blieb Elsner überaus aktiv: Allein 2010 sah man sie in sechs Kino- und Fernsehproduktionen, so etwa als Mutter des Rappers Bushido in der Filmbiografie "Zeiten ändern Dich", als Internatsdirektorin in der Jugendbuch-Verfilmung "Hanni & Nanni" oder als strenges Oberhaupt eines illustren Familienclans in Kai Wessels "Alles Liebe" (TV). Eine weitere große Rolle spielte sie unter der Regie von Hans Steinbichler in "Das Blaue vom Himmel", der im Frühsommer 2011 startete: Darin verkörpert Hannelore Elsner eine verwitwete und an Demenz leidende Frau, deren erwachsene Tochter allmählich hinter ein viele Jahre gehütetes Familiengeheimnis kommt. Im gleichen Jahr wirkte sie an der Seite von Anna Thalbach und Armin Rohde in einer Nebenrolle der Ensemble-Komödie "Kein Sex ist auch keine Lösung" mit.
Ebenfalls 2011 absolvierte sie einen Gastauftritt in der Fernsehserie "Das Traumschiff" (Folge: "New York, Savannah und Salvador de Bahia"). Im Jahr darauf sah man sie erneut als Internatsdirekorin in "Hanni & Nanni 2" sowie in einem prägnanten Auftritt als herrische Schwiegermutter, die nach ihrem plötzlichen Ableben heilig gesprochen werden soll, in Marcus H. Rosenmüllers bayerischer Dorfkomödie "Wer's glaubt, wird selig".
Auch in ihrem folgenden Film ging es, wenn auch auf andere Weise, um Religion und Glauben: In der Komödie "Jesus liebt mich" spielt Elsner eine Frau, deren vom Pech verfolgte Tochter im leibhaftigen Gottessohn endlich den Traummann zu finden scheint. Nachdem sie in "Hanni und Nanni 3" (2013) einmal mehr in der Rolle der Direktorin Frau Theobald zu sehen war, arbeitete Elsner erneut mit Doris Dörrie zusammen: In der melancholischen Komödie "Alles inklusive" (2014) gibt sie eine ehemalige Hippie-Frau, die sich mit ihrer bewegten Vergangenheit auseinandersetzen muss.
In "Der letzte Mentsch" (2014) sah man sie in einer wichtigen Nebenrolle als blinde Jüdin, die einem KZ-Überlenden (Mario Adorf) hilft, seine Identität wiederzufinden. Kleinere Auftritte hatte sie als Mutter des todkranken Protagonisten in Christian Züberts Tragikomödie "Hin und weg" (2014), als Großmutter eines jungen Außenseiters in Ute Wielands Komödie "Besser als nix" (2014) und als Mutter eines idealistischen Jungpolizisten in Kaspar Heidelbachs Kriminaldrama "Besondere Schwere der Schuld" (2014, TV). Viel Kritikerlob bekam Elsner für ihre Hauptrolle in Uwe Jansons "Auf das Leben!" (2014): Basierend auf den Erinnerungen der Produzentin Alice Brauner an ihre Mutter spielte Elsner darin eine einsame, ehemalige Cabaret-Sängerin, die durch die Freundschaft zu einem jungen, schwer kranken Mann neuen Lebensmut fasst.
Auch 2015 sah man die unermüdliche Hannelore Elsner in einer Reihe von Filmen: In "Ein Sommer im Burgenland" (TV) verkörperte sie eine erfolgreiche und selbstständige Frau, die sich anlässlich der bevorstehenden Geburt ihres Enkelkinds auch mit ihrer eigenen Historie auseinandersetzen muss; Matti Geschonneck inszenierte sie in "Ein großer Aufbruch" (TV) als Ex-Frau eines sterbenden Grandseigneurs, dessen letztes Familientreffen zu einer Abrechnung mit ihm wird. Thematisch verwandt ist Lars Kraumes Kinodrama "Familientreffen", über die konfliktbeladene Zusammenkunft einer großbürgerlichen Familie anlässlich des väterlichen Geburtstags.
Eine Rollenverwandtschaft zu "Der letzte Mentsch" (2014, siehe oben) gab es bei Elsners Part in "Hannas schlafende Hunde" (DE/AT/FR 2016): Auch hier spielte sie eine blinde Jüdin, diesmal aber im österreichischen Wels der 1960er Jahre; während ihre Tochter sich angesichts zahlreicher Altnazis im Ort so gut wie möglich zu assimilieren versucht, will ihre junge Enkelin ihre Identität nicht verleugnen. "Hannas schlafende Hunde" feierte bei der Diagonale in Graz Premiere und startete im Juni 2016 in den deutschen Kinos.
Im Herbst desselben Jahres gehörte Elsner als egozentrische Mutter zum Ensemble von Dani Levys skurriler Komödie "Die Welt der Wunderlichs". Die Regisseurin Franziska Buch besetzte sie in der Fernsehkomödie "Die Diva, Thailand und wir!" (2016) als nervtötend-divenhafte Ex-Opernsängerin im Asienurlaub mit der Familie ihrer Tochter. 2018 feierte die TV-Produktion "Der große Rudolph" Premiere auf dem Filmfest München. In dem mehrfach preisgekrönten Drama verkörperte Elsner die intrigante Mutter des titelgebenden illustren Münchner Modezaren Rudolph Moshammer.
Im März 2019 kam "Kirschblüten & Dämonen", Doris Dörries Fortsetzung zu ihrem Erfolgsfilm "Kirschblüten – Hanami" in die Kinos, in dem Elsner ein zweites Mal an der Seite von Elmar Wepper die Rolle der Trudi übernahm.
Posthum wird Elsner 2019 noch zwei weitere Male auf der großen Leinwand zu sehen sein: In dem Episodenfilm "Berlin I Love You" und in Hans Steinbichlers "Hannes".
Zusätzlich zu zwei deutschen Filmpreisen erhielt Hannelore Elsner im Laufe ihrer Karriere zahlreiche weitere Nominierungen und Auszeichnungen: Neben dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2005), dem Bayerischen Verdienstorden (2008) und einem Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin (2014), wurde sie u.a. mit Ehrenpreisen beim Bayerischen Filmpreis 2010 und beim Hessischen Film- und Kinopreis 2012 geehrt. Zuletzt erhielt sie 2016 den Askania Award als Beste Schauspielerin.
Am 21. April 2019 verstarb Hannelore Elsner im Alter von 76 Jahren in München.