Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Musik
Darsteller
- Joseph Komalschek
- Tom Barner
- Agnes Barner
- Heinz Braun
- Klaus Barner
- Fritz Reet
- Polizeirat Scherler
- Natalie Nowak
- Heidi
- Selma Braun
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Kamera
Schnitt
Ton
Musik
Darsteller
- Joseph Komalschek
- Tom Barner
- Agnes Barner
- Heinz Braun
- Klaus Barner
- Fritz Reet
- Polizeirat Scherler
- Natalie Nowak
- Heidi
- Selma Braun
- Gerda Reet
Produktionsfirma
Produzent
Redaktion
Länge:
90 min
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:
TV-Erstsendung (DE): 01.11.2014, ARD
Titel
- Originaltitel (DE) Besondere Schwere der Schuld
Fassungen
Original
Länge:
90 min
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:
TV-Erstsendung (DE): 01.11.2014, ARD
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Schnitt. Ein Mann werkelt in seiner Gefängniszelle an seiner Beinprothese. 30 Jahre hat Joseph Komalschek hinter Gittern gesessen, bevor er nun entlassen wird. Weil es das Gericht als erwiesen ansah, dass der notorische Kriminelle – aus dem Off wird seine eindrucksvolle Verbrecherkarriere heruntergebetet - seine Nachbarin, die „Golden Hill“-Bardame Anita Krautwald, und ihr neugeborenes Kind ermordet hat. Die offenbar mit brutaler Härte ausgeführte Tat, darauf lassen zahlreiche Spuren schließen, hat der Beschuldigte allerdings nie gestanden – und die Leichen wurden auch nie gefunden.
Nun versetzt die Rückkehr der „Bestie“ in die von seiner vor geraumer Zeit verstorbenen Mutter geerbte Eigentumswohnung alle in helle Aufregung, angefangen von der Bürgermeisterin (Caroline Schreiber) seiner im Film namenlosen, aber im Kreis Recklinghausen angesiedelten Heimatstadt. Die auch Schauplatz des einstigen Verbrechens war, genauer gesagt: die Nachbarwohnung, in der jetzt mit Natalia Nowak eine junge Frau lebt, die ebenfalls als Bardame arbeitet – im nun zu „Whisky Bill“ umbenannten Tabledance-Etablissement. Ihre Tochter Emily (Grace Serrano Zameza) freundet sich bald mit dem neuen Nachbarn, der ungefragt ihr Kinderrad repariert, an.
Was Polizeirat Scherer in noch hellere Aufregung versetzt: Er befürchtet Parallelen, obwohl er den „Fall Komalschek“ nur aus den Akten kennt. Im Gegensatz zu dem Honoratioren-Trio aus pensionierten Polizeibeamten, Heinz Braun, Fritz Reet und Tommys Vater Klaus Barner, der seinerzeit die Indizien zusammengestellt hat, die den heute sichtlich geschwächten, aber keinesfalls gebrochenen angeblichen Doppelmörder für drei Jahrzehnte aus dem Verkehr gezogen haben. Zumal Barners Sohn anonym die Polizei-Akte von vor dreißig Jahren zugespielt worden ist, die dieser mit immer größerer Verwunderung liest.
Scherer lässt Komalschek jedenfalls rund um die Uhr bewachen und das Jungpolizisten-Trio Tommy, Frankie und Rudi macht aus der bisweilen geradezu hautnahen Observation auch gar keinen Hehl. Überall, wo der Beinamputierte auftaucht, ziehen die Leute die Köpfe ein, vom Supermarkt-Juniorchef (Christian Hockenbrink) über den Sachbearbeiter im Einwohnermeldeamt (Peter Clös) bis hin zur Arbeitsamt-Beraterin (Caroline Maria Frier). Auch die Honoratioren-Gattinnen Agnes Barnier, Selma Braun und Gerda Reet zeigen sich mächtig nervös, werden gar von nächtlichen Alpträumen geplagt. Was haben sie von dem schwer gezeichneten Krüppel, der ein Bein bei einer Schießerei verlor, zu befürchten?
Nachdem Komalschek aus seinem Herd-Versteck Gerätschaften für eine Visite unter Tage sowie eine Pistole geholt und die tumben Bewacher überlistet hat, kann er sich aus einem Versteck mit Bargeld versehen und Heidi, Thekenbedienung im „Whisky Bill“, einen ersten Besuch abstatten: Sie hat ihn zu keinem Zeitpunkt für den Mörder gehalten, weil sie genau weiß, mit wem ihre ermordete Kollegin Anita regelmäßig verkehrte. Weil er in provokanter Weise mit Geld aus einem längst verjährten Bankraub, den er gar nicht verhehlt begangen zu haben, um sich wirft, lässt Scherler Komalschek verhaften – und schreckt dabei auch nicht vor körperlicher Gewalt zurück. Was nicht dem Beamten, sondern dem Opfer eine Anzeige einbringt: „Widerstand gegen Festnahme“.
Bei einem zweiten Abstieg ins aufgelassene Bergwerk, jetzt kehrt der Film zur Eingangssequenz zurück, lässt sich Komalschek ganz offen von seinen Bewachern begleiten. Er ist auf der Suche nach der vor dreißig Jahren offenbar hier vergrabenen Leiche – vor allem aber nach den Überresten des Kindes. Und rettet schließlich dem ohnmächtig gewordenen Tommy das Leben, indem er ihn in einen höher gelegenen Stollen ohne Grubengas-Ausbruch schleppt. Anitas Knochen werden gefunden, nicht aber die ihres Kindes. Und nach dessen Verbleib wird Komalschek nicht müde zu fragen…
Dem zweifachen Adolf-Grimme-Preisträger Sascha Arango und dem erfahrenen „Tatort“-Regisseur Kaspar Heidelbach ist mit dem am 7. Oktober 2014 bei der Cologne Conference (seit 2016 Film Festival Cologne) uraufgeführten Thriller eine über neunzig Minuten hochspannende sozialkritische Kriminalgeschichte mit augenzwinkernd anarchischem Happy End gelungen, obwohl es in deren Verlauf zu mehreren Selbstmorden kommt, welche klare Verweise auf die danach nicht mehr so überraschende Auflösung darstellen. Der Filmtitel nimmt Bezug auf die Begründung Komalscheks, weshalb er während seiner Haft weder um eine Neuaufnahme des Verfahrens nachgesucht hat noch jetzt Rache an den wahren Schuldigen nehmen will: wegen besonderer Schwere seiner Schuld.
Hannelore Elsner im ARD-Pressetext: „Das Drehbuch war großartig, ich mochte die Geschichte, die eine ganz archaische ist. Für mich hat sie etwas von einem ‚film noir‘. Düster und schwarz – so hat sie Kaspar Heidelbach ja auch inszeniert.“
Pitt Herrmann