Thomas Thieme

Darsteller
Weimar

Biografie

Thomas Thieme, geboren am 29. Oktober 1948 in Weimar, absolvierte eine Schauspielausbildung an der Staatlichen Schauspielschule in Ost-Berlin (heute: Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch"). Danach hatte er ab Mitte der 1970er Jahre Engagements am Theater Magdeburg und am Theater Halle; zu dieser Zeit spielte er auch erste, kleine Rollen für Kino und Fernsehen.

1984 durfte Thieme nach einem drei Jahre zuvor gestellten Ausreiseantrag die DDR verlassen. In der Bundesrepublik bekam er ein Engagement am Schauspiel Frankfurt (1984-1990), wo er unter anderem in "Edward II." und "König Lear" auf der Bühne stand. Weitere Engagements hatte er in den neunziger Jahren unter anderem am Wiener Burgtheater, an der Berliner Schaubühne und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, wo er für seine Verkörperung von Richard III. in dem Stück "Schlachten!" (2000) von der Zeitschrift "Theater heute" als Schauspieler des Jahres geehrt wurde.

Ab Mitte der neunziger Jahre wirkte Thieme regelmäßig auch in TV-Produktionen mit, zunächst meist in Seriengastrollen, zunehmend aber auch in Fernsehfilmen wie Roland Suso Richters "Das Phantom - Die Jagd nach Dagobert" (1994) oder Hartmut Schoens Krimi-Mehrteiler "Warten ist der Tod" (1999), in dem er an der Seite von Ulrich Tukur, Henry Hübchen und Jörg Schüttauf einen Bankräuber spielte.

In Jan Schüttes Kinofilm "Fette Welt" (1998) hatte Thieme eine Nebenrolle als Obdachloser, aber erst ab dem Jahr 2000 sah man ihn häufiger in Kinoproduktionen. So besetzte István Szabó ihn in dem Entnazifizierungsdrama "Taking Sides - Der Fall Furtwängler" (DE/FR/GB 2001) als deutschen Reichsminister; in Robert Schwentkes Tragikomödie "Eierdiebe" gab er den standesbewussten Vater eines Hodenkrebspatienten (Wotan Wilke Möhring). Auch in seinen weiteren Kinofilmen spielte (und spielt) Thieme häufig Familienpatriarchen, Beamte, Minister oder andere Autoritätspersonen. So verkörperte er in "Der Untergang" (2004) den Nazi-Reichsminister Martin Bormann und in "Das Leben der Anderen" (2006) einen korrupten DDR-Kulturminister. Von 2005 bis 2013 übernahm er in der Krimiserie "Rosa Roth" eine feste Nebenrolle als Kommissar. Zu seinen wichtigen Fernsehfilmen dieser Jahre gehören die Romanverfilmung "Die Frau des Architekten" (2004, TV), Christoph Starks Jugenddrama "Der Vater meiner Schwester" (2005, TV) und Matti Geschonnecks preisgekröntes deutsch-deutsches Drama "Die Nachrichten" (2005, TV), das ihn als Leiter der BStU zeigte.

Aber auch im Theaterbereich blieb Thieme aktiv, sowohl als Darsteller, als auch als Regisseur. So spielte er die Hauptrolle in "Faust I." am Deutschen Nationaltheater Weimar, wo er auch zwei Mal Regie führte: In der Spielzeit 2002/03 inszenierte er Brechts "Baal" (mit Ben Becker in der Hauptrolle) und 2004/05 "Margaretha.Eddy.Dirty Rich" von Tom Lanoye und Luk Perceval. An der Berliner Schaubühne sah man ihn als Willy Loman in "Tod eines Handlungsreisenden" (2006) und als 'Er' in "Moliere. Eine Passion" (2007).

Gegen Ende der 2000er Jahre verlegte Thieme sich zunehmend auf Film und Fernsehen. In dem viel diskutierten Kinofilm "Der Baader Meinhof Komplex" (2008) verkörperte er Theodor Prinzing, Richter im Stammheim-Prozess, und in Hermine Huntgeburths "Effi Briest" (2009) den Vater der Effi. Allein 2009 war er in vier weiteren Kinofilmen zu sehen: Er gehörte zum Ensemble von "Männersache", spielte in dem historischen Sport- und Politdrama "Berlin '36" den damaligen Sportfunktionär Hans von Tschammer und Osten, war ein mörderischer Nachbar in Anno Sauls Mystery-Drama "Die Tür" und ein Stasi-Major in der deutsch-deutschen Liebesgeschichte "Liebe Mauer".

Im Fernsehen besetzte Carlo Rola ihn in dem Mehrteiler "Krupp - Eine deutsche Familie" (2009, TV) als Gustav Krupp von Bohlen und Halbach; für Regisseur Thomas Schadt verkörperte er in der Helmut Kohl-Filmbiografie "Der Mann aus der Pfalz" (2009, TV) den Kanzler zur Zeit der Wende 1989.

Nach einem Bühnen-Intermezzo 2010 am Schauspielhaus Hamburg (in Kleists "Robert Guiskard, Herzog der Normänner") wendete Thieme sich wieder dem Kino und Fernsehen zu: In Andres Veiels "Wer wenn nicht wir" (2011) hatte er eine eindrucksvolle Nebenrolle als antisemitischer Schriftsteller Will Vesper. Von einer ungewohnt humorvollen Seite zeigte er sich in Leander Haußmanns Historienkomödie "Hotel Lux" (2011), als exilierter bulgarischer Ex-Präsident Georgi Dimitrow. Historische Persönlichkeiten verkörperte er auch in Niki Steins Kriegsdrama "Rommel" (2012, TV), nämlich den Feldmarschall Günther von Kluge, und in der Heinrich-George-Filmbiografie "George" (2013, TV), nämlich den Schauspieler Paul Wegener. Für seine Darstellung in "Das letzte Wort" (2013, TV), als Bischoff, der von einem mysteriösen Unbekannten in ein Psychoduell verstrickt wird, erhielt Thieme 2013 den Hessischen Fernsehpreis.

Markant waren auch seine Rollen als knallharter SEK-Chef in dem Polizeithriller "Wir waren Könige" (2014), als Holländer-Michel in der TV-Verfilmung des Märchenklassikers "Das kalte Herz" (2014) und als pensionierter Polizist, der die Rache eines aus der Haft entlassenen Schwerverbrechers (Götz George) fürchtet, in dem Psychodrama "Besondere Schwere der Schuld" (2014, TV).

Für Markus Imboden zeigte er sich in der Polit-Satire "Die Eisläuferin" als machtbesessener Kanzleramtschef wieder einmal von seiner komödiantischen Seite. Mit der Hitler-Farce "Er ist wieder da" (2015), mit Thieme als Chef eines TV-Senders, folgte eine weitere Komödie. Deutlich düsterer war dann Gordian Mauggs "Fritz Lang" (2016), über die Recherchen des Regisseurs für seinen Klassiker "M – Eine Stadt sucht einen Mörder". Darin spielte Thieme eine Hauptrolle als Kriminalrat, für dessen aktuellen Fall Lang sich interessiert.

Anfang 2017 startete die Komödie "Kundschafter des Friedens" in den Kinos. An der Seite von Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Jürgen Prochnow und Winfried Glatzeder gab Thieme darin einen pensionierten DDR-Spion, der mit seinen alten Kollegen eine heikle Rettungsmission durchführen soll. Im gleichen Jahr gehörte er zum Ensemble der DDR-Komödie "Willkommen bei den Honeckers".

Eine Hauptrolle spielte Thieme in Volker Schlöndorffs TV-Kriminaldrama "Der namenlose Tag" (2017), als pensionierter Kriminalbeamter, der von einem ungeklärten Fall eingeholt wird. Regisseur Marcus O. Rosenmüller besetzte ihn in seinem historischen Fernsehspiel "Die Affäre Borgward" (2018) in der Titelrolle des Automobilunternehmers Carl F. W. Borgward. Ein wichtige Serienrolle hatte Thieme als Berliner Polizeipräsident Karl Zörgiebel in "Babylon Berlin" (2017-2020). In Michael Krummenachers preisgekröntem Dreiteiler "Preis der Freiheit" (2019), über drei Schwestern in der DDR zwischen 1987 und 1990, gab Thieme in einer kleineren Nebenrolle den SED-Politiker Alexander Schalck-Golodkowski.

Leichtere Kost war der Kinderfilm "Max und die Wilde 7" (2020): Darin spielte Thieme eine Hauptrolle als rüstiger Bewohner eines Seniorenstifts, der sich zusammen mit einem kleinen Jungen und zwei weiteren Rentnern (Uschi Glas, Günther Maria Halmer) auf die Jagd nach einen mysteriösen Dieb begibt.

Ebenfalls 2020 wurde er mit dem Askania Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

In den nächsten Jahren wirkte Thieme in einigen Fernsehproduktionen mit, so zum Beispiel als sensible Vertrauensperson von Senta Bergers Hauptfigur in "An seiner Seite" (2021) und als Familienpatriarch in "Der Bozen-Krimi: Familienehre" (2022).

Auf der Kinoleinwand sah man ihn 2023 als überfürsorglichen Vater in der Coming-of-Age-Geschichte "LasVegas" und 2024 in "Max und die Wilde 7 - Die Geisteroma" sowie erneut als pensionierten DDR-Spion in "Kundschafter des Friedens 2 - Jetzt noch freundlicher".

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