Kundschafter des Friedens

Deutschland 2015/2016 Spielfilm

Inhalt

Früher war Jochen Falk einer der besten Agenten der DDR, heute führt er ein geruhsames Leben als Pensionär. Umso erstaunter ist er, als plötzlich die von ihm verachteten "Amateure" vom BND vor seiner Tür stehen und um Hilfe bitten. Der künftige Präsident einer ehemaligen Sowjetrepublik wurde entführt – und Falk soll die Leitung der Befreiungsmission übernehmen. Pikantes Detail: Mit dem Politiker fiel auch der BND-Agent Kern in die Hände der Entführer, jener Mann, der Falk einst enttarnte. Für Falk ist diese Umkehrung der Machtverhältnisse natürlich ein Triumph. Also willigt er ein, unter der Bedingung, dass er sein altes Team aus DDR-Zeiten zusammentrommeln darf. Dazu gehören das Organisationsgenie Locke, der findige Bastler Jacky und der lässige Frauenheld Harry. Mit der BND-Analytikerin Paula als "Wachhund" reist die Altherren-Crew nach Katschekistan. Zunächst läuft bei der heiklen Mission allerdings kaum etwas wie geplant. Die Superspione erweisen sich als Chaotenclique, die Aktion steht vor dem Aus. So leicht aber lassen Falk und seine Freunde sich nicht von ihrem Ziel abbringen.

 

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
Irgendwo im tiefsten Katschekistan, einer einstigen Sowjetrepublik, gerät Frank Kern, ein als Krankenwagenfahrer getarnter Agent des Bundesnachrichtendienstes, in eine Grenzkontrolle. Hinter der der KGB-Agent Dimitri Dymov steckt, weil er ahnt, dass sich auf der Rückbank Haim Kazan versteckt hat, der zukünftige Präsident des hoffentlich bald wiedervereinigten Landes. Kazan soll in Bonn den Vertrag für die Vereinigung von Ost- und West-Katschekistan unterzeichnen. Aber seit sechs Stunden ist der Kontakt zu Kern abgebrochen, eine Blamage der Bundesregierung vor der Weltöffentlichkeit steht bevor.

BND-Chef Anschütz ist so rat- wie trostlos, bis ihn der Sicherheitsmann Marcel Werner anspricht: Er hat auf einem Archivfoto Jochen Falk wiedererkennt, einen ehemaligen „Kundschafter des Friedens“, wie die DDR ihre Auslandsspione genannt hat. Vielleicht könnte er seine Kontakte zum KGB aktivieren. Falk war in den 1970er Jahren mit seinem Team in Ost-Katschekistan aktiv, wurde 1985 enttarnt, über die Glienicker Brücke ausgetauscht und aus dem Dienst entlassen. Er hat längst mit seinem Agentenleben abgeschlossen und genießt lieber eine kultige „Curry ganz“ bei Konnopke in Prenzlberg. Wo die ziemlich dilettantischen Jungsprunde des BND den betagten „Zonen-James-Bond“ abfangen und zum Verhör zu den Agenten Schell und Paula Kern bringen.

Zu Falks großer Freude ist der BND „so richtig am Arsch.“ Erst als er dahinterkommt, dass es um Frank Kern geht, den alten Schweinehund, der ihn einst enttarnte, ist er gewillt, ein paar Kontakte zu reaktivieren. Vor Ort versteht sich – und mit seinem alten Team. Was wörtlich genommen werden kann: „Jaecki“, der Techniker, verdient seinen Lebensunterhalt mit Reparaturen von Haushaltsgeräten und ist Feuer und Flamme, dem einstigen Klassenfeind wenigstens nachträglich zu beweisen, wer der bessere Geheimdienst gewesen ist. Auch „Locke“, der in ominöse Kreditgeschäfte verwickelte Logistiker, ist sofort mit von der Partie.

Paula Kern, die Tochter des Verschollenen, fliegt als Begleiterin der „DDR-Rentner“ seitens des BND mit. Der Vierte im Bunde soll in Katschekistan dazustoßen: Harry, der „Dean Martin des Ostens“, war einst der beste Romeo-Agent, den es je gab. Heute betreibt der unwesentlich gealterte Womanizer eine Bar und importiert exquisite Spirituosen aus aller Welt. Zu seinen Kunden gehört auch das Hotel Tropicana, das gerade erst einen Vorrat Amursk Wodka bestellt hat. Was nur eines heißen kann: Dymov wird dort erwartet.

Den Kundschaftern bleiben noch zwei Tage, bis Kazan den Friedensvertrag unterzeichnen soll. Getarnt als westdeutsche Investoren lassen sie sich vom Hotelmanager die Suite zeigen, in der in wenigen Stunden ein Treffen zwischen Dymov und General Karpow stattfinden wird. Sie verwanzen das Zimmer und Paula soll, getarnt als Zimmermädchen, Dymov seinen Lieblingswodka servieren und, während Jaecki einen Stromausfall im Hotel auslöst, ihm einen Peilsender implantieren, um die Geiseln zu finden. Romeo Harry soll sich unterdessen um das echte Zimmermädchen „kümmern“...

„Kundschafter des Friedens“ ist mehr Komödie als Agententhriller, obwohl Robert Thalheim das ganze Arsenal des in Deutschland immer noch vernachlässigten Genrefilms im Stil einer Hommage in Stellung bringt. Der selbst in Nebenrollen hochkarätig besetzte Film, noch zu nennen Ruth Reinecke als Ministerin und Milan Peschels Berliner Volksbühnen-Ensemblekollegin Jeanette Spassova als Harrys „Flamme“ Anna Wasilowitsch, verzettelt sich ein wenig in der äußerst verzweigten Handlung. Bei der es am Ende sogar darum geht, ob Paula Kern nun die Tochter des West-Agenten Frank Kern oder seines Ost-Gegenspielers Jochen Falk ist. Schließlich waren beide nahezu zeitgleich mit Paulas Mutter Martha liiert.

Letztlich aber ist es nicht von Bedeutung, wer mit wem noch eine Rechnung offen hat und wer am Ende, mehr wird nun wirklich nicht verraten, im alten Bonner Wasserwerk, dem Bundestags-Plenarsaal bis zur Wiedervereinigung Deutschlands und nun symbolträchtiger Ort für den Einigungsprozess Katschekistans, den spontanen Applaus von Politikern und BND-Agenten einheimst. Und ob er diesen durch den intelligenten Einsatz von vier Büroklammern auch wirklich verdient hat. Das alles ist ebenso schnuppe wie das Resultat des Vaterschaftstests: Paula öffnet den Umschlag des Labors demonstrativ auf der Glienicker Brücke, lacht sich schlapp und vernichtet das Papier.

Was einzig zählt ist, gut neunzig Minuten einem Quartett gestandener Defa-Stars zuzuschauen, wie sie mit analogen Hilfsmitteln wie einem vorsintflutlichen Bildschirm aus Stassfurter Produktion made in GDR den Hightech gewohnten jungen Kollegen des BND beweisen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Henry Hübchen, Michael Gwisdek und Thomas Thieme zählen, Letzterer auch auf der Bühne, zu den gefragtesten Schauspielern im „neuen“ Deutschland. Was leider für den großen Defa-Star Winfried Glatzeder, im Kultstreifen „Paul und Paula“ eine Legende an der Seite Angelica Domröses, so nicht gilt: Er hat sich mit kleineren TV-Rollen und Kudamm-Boulevardtheater begnügen müssen. Free-TV-Premiere war am 16. November 2018 auf Arte.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Kamera

Szenenbild

Art Director

Kostüme

Schnitt

Ton-Design

Casting

Darsteller

in Zusammenarbeit mit

Dreharbeiten

    • 22.09.2015 - 19.11.2015: Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Gran Canaria
Länge:
93 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 04.01.2017, 164388, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 26.01.2017

Titel

  • Originaltitel (DE) Kundschafter des Friedens

Fassungen

Original

Länge:
93 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 04.01.2017, 164388, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 26.01.2017