Der Untergang

Deutschland 2003/2004 Spielfilm

Inhalt

Deutschland, April 1945. Die deutsche Armee steht kurz vor der Kapitulation. Die Führungsriege der Nazis um Adolf Hitler hat sich in einen Bunkerkomplex zurückgezogen.

Erzählt aus der Perspektive von Traudl Junge, der Privatsekretärin Hitlers, versucht der Film, die letzten Stunden im Leben des Diktators zu rekonstruieren: Von Gesprächen mit Gefolgsleuten wie Goebbels und Speer, über die rasche Hochzeit mit Eva Braun und Mahlzeiten mit dem Küchenpersonal bis hin zum Selbstmord, den Hitler gemeinsam mit seiner Frau Eva verübte.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
Das im Hollywood-Stil mit enormem Aufwand gedrehte Epos „Der Untergang“ war „das“ deutsche Kino-Ereignis im Herbst 2004. Kann es so gewesen sein in der untergehenden Hauptstadt des „Tausendjährigen Reichs“, könnte Hitler so gewesen sein? Die Historiker, allen voran Joachim Fest und sein britischer Historiker-Kollege Ian Kershaw bejahen diese Frage uneingeschränkt: Mit diesem außergewöhnlich erfolgreichen 19-Millionen-Euro-Streifen ist Adolf Hitler endlich zu einer historischen Figur geworden, mit der man sich abseits aller Mythen auseinandersetzen kann. Und auseinandersetzen muss angesichts des offenbar wachsenden Potentials „rechter“ Wähler besonders unter den Erst- und Jungwählern nicht nur in den neuen Bundesländern.

Einerseits schreibt Ian Kershaw, sicherlich der unverdächtigste Zeuge in der aktuellen Historiker-Debatte: „Von allen Hitler-Porträts ist dies das einzige, das mich überzeugt. Bruno Ganz beherrscht die Stimme Hitlers fast vollkommen.“ Andererseits fragt sich der Professor für Neuere Geschichte an der Universität von Sheffield nicht ohne Besorgnis, ob dieser Film („Als Produktion ist er ein Triumph – ein grandioses historisches Drama“) nicht eine neue Hitler-Welle auf der Leinwand auslöst – sozusagen als Tabubrecher. Wir wollen es mit ihm nicht hoffen, denn der Erkenntnisgewinn solcher Produktionen, und hier schließe ich „Der Untergang“ ausdrücklich ein, ist gering.

Um es mit den Worten Kershaws auszudrücken: Werden diese Filme besser erklären können, warum eine hochentwickelte, demokratische, moderne Gesellschaft vor einem Dreivierteljahrhundert glaubte, in Hitler ihren nationalen Retter gefunden zu haben? Braucht Deutschland solche Erinnerungen, um die Vergangenheit nicht zu vergessen? „Der Untergang“, und das hatten Bernd Eichinger wirklich nur wenige zugetraut, ist ein solider, weitgehend authentischer historischer Film gelungen, der Hitler auch als ein Opfer der Verhältnisse, die er selbst geschaffen hat, zeigt. Mitleid wird deshalb niemand mit dem „Gröfaz“, dem „Größten Führer aller Zeiten“, bekunden, wenn er nach gut zweieinhalb Stunden das Kino verlässt und sich immer wieder fragt: Wie konnte es geschehen, dass die unmittelbare Umgebung Hitlers sich geradezu sehenden Auges in den Untergang stürzte und noch an Hitler festhielt, als er längst, an Parkinson erkrankt, zum Gespenst seiner selbst geworden immer tiefer in Wahnvorstellungen versank?

Der Film, und das macht seine Glaubwürdigkeit aus, gibt auf diese Frage keine Antwort. Er stellt sehr nüchtern und ernüchternd fest: So war es. Selbst als Hitler befahl, das deutsche Volk durch Zerstörung jeglicher Infrastruktur zu opfern, es bewusst in den Untergang schickte, weil es sich seiner nicht würdig gezeigt hatte, gab es keinen Widerstand im Führerbunker unter der Reichskanzlei. Sondern lediglich, wie Albert Speer eingestand, heimliche Befehlsverweigerung.

„Ich möchte nicht, dass meine Kinder in einer Welt ohne Nationalsozialismus aufwachsen“: Der Wahn nicht nur Hitlers, sondern seines ganzen engeren Kreises, wird an der sicherlich atemberaubendsten Szene des ganzen Films deutlich, in der Magda Goebbels ihre sechs Kinder im Bunker umbringt. Darin offenbart sich die Kälte und Grausamkeit, ja die Todessehnsucht der NS-Führungselite in der Erkenntnis der totalen ideologischen und faktischen Niederlage.

Oliver Hirschbiegel hat seinem Monumentalepos einen dokumentarischen Rahmen gegeben: Zu Beginn hört man die Stimme Traudl Junges, am Ende sieht man Hitlers Sekretärin in einem Ausschnitt aus Andre Hellers Dokumentarfilm „Im toten Winkel“ von 2002. „Es ist keine Entschuldigung, dass man jung war“ bekundet die inzwischen verstorbene Greisin und erinnert an die Münchner Widerstandskämpferin Sophie Scholl – sie war ihr Jahrgang und starb, als Traudl Junge in der „Wolfsschanze“ zur Sekretärin Hitlers ausgewählt wurde.

Der großartig besetzte 155-Minüter, am 13. September 2004 beim Int. Festival Toronto uraufgeführt worden und drei Tage später am 16. September 2004 in die deutschen Kinos gekommen, wurde als Zweiteiler in einer um 30 Minuten erweiterten „Director’s Cut“-Version am 19. und 20. Oktober 2005 im „Ersten“ erstausgestrahlt.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Drehbuch

Optische Spezialeffekte

Standfotos

Titelgrafik

Production Design

Außenrequisite

Innenrequisite

Schnitt

Spezialeffekte

Darsteller

Produzent

Herstellungsleitung

Produktions-Koordination

Produktions-Sekretariat

Dreharbeiten

    • 12.08.2003 - 08.11.2003: St. Petersburg
Länge:
4240 m, 155 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 16.08.2004, 99150, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 13.09.2004, Toronto, IFF;
Kinostart (DE): 16.09.2004

Titel

  • Arbeitstitel Hitler und das Ende des 3. Reichs
  • Originaltitel (DE) Der Untergang

Fassungen

Digitalisierte Fassung

Länge:
178 min
Format:
DCP, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby

Original

Länge:
4240 m, 155 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 16.08.2004, 99150, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 13.09.2004, Toronto, IFF;
Kinostart (DE): 16.09.2004

TV-Fassung

Länge:
178 min
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 19.10.2005, ARD [1. Teil];
TV-Erstsendung (DE): 20.10.2005, ARD [2.Teil]

Auszeichnungen

2005
  • Bambi
FBW 2004
  • Prädikat: besonders wertvoll