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Alle Fotos (61)Biografie
Paul Wegener, geboren am 11. Dezember 1874 im westpreußischen Arnoldsdorf (heute: Jarantowice, Polen). Seine Kindheit verbringt er auf dem väterlichen Gut Bischdorf im Ermland, bevor er 1883 nach Rössel und später nach Königsberg geschickt wird, um das Gymnasium zu besuchen. Bereits als Schüler ist Wegener als Komparse am Königsberger Stadttheater tätig. Nach dem Abitur 1894 nimmt er ein Jura-Studium in Freiburg (Breisgau) und Leipzig auf, das er jedoch schon ein Jahr später abbricht, um als Schauspieler Karriere zu machen. Wegener nimmt Schauspielunterricht und erhält zwischen 1895 und 1903 kleinere Engagements, unter anderem am Stadttheater Rostock, in Aachen und in Wiesbaden. Durch seine Darstellung in Gorkis "Nachtasyl" in Hamburg wird Max Reinhardt auf Wegener aufmerksam und holt ihn 1906 an sein Theater in Berlin. Hier avanciert er in den kommenden Jahren mit Rollen in Klassiker-Inszenierungen wie "Richard III." oder "Mephisto" zu einem der profiliertesten Bühnendarsteller Deutschlands.
1914 meldet Wegener sich als Kriegsfreiwilliger, wird aber 1915 aus gesundheitlichen Gründen nach Berlin zurück geschickt, wo er bis 1920 abermals unter Reinhardt spielt. Es folgen Engagements an zahlreichen deutschen Bühnen sowie Gastspiele im Ausland.
Sein Kinodebüt gibt Wegener 1913 in Stellan Ryes "Der Student von Prag", dessen Drehbuch er gemeinsam mit dem Autor Hanns Heinz Ewers und dem Kameramann Guido Seeber erarbeitet hat. Neben Max Macks "Der Andere" (1913) gilt "Der Student von Prag" als das erste künstlerisch bedeutende Werk des deutschen Films. Die bereits in diesem Film präsente Loslösung der Bildsprache von der eigentlichen Handlung und die Integration phantastischer Elemente in die Geschichte bestimmen auch Wegeners folgende Arbeiten als Regisseur und Darsteller, beispielsweise in "Rübezahls Hochzeit", "Der Rattenfänger" und dem international erfolgreichen und hoch gelobten "Der Golem, wie er in die Welt kam", der bis heute als einer der großen Klassiker des deutschen Stummfilmkinos gilt.
Immer wieder verkörpert Wegener Charaktere aus anderen Kulturkreisen und verbindet westlich geprägte Phantasien mit seiner ganz persönlichen Faszination für den Fernen Osten, so etwa in "Der Yoghi" (1916) und "Lebende Buddhas" (1924). 1926 wird er von dem Hollywood-Studio MGM für den Mystery-Thriller "The Magician" mit Rex Ingram engagiert – wie schon oftmals zuvor verkörpert Wegener auch in der Somerset-Maugham-Adaption einen geheimnisvollen Okkultisten.
Mit der Einführung des Tonfilms sowie der Machtergreifung der Nationalsozialisten lässt Wegeners Bedeutung als Filmschaffender nach. Während er auf der Bühne (unter anderem unter der Regie von Heinrich George und Gustaf Gründgens) weiterhin zu den prominentesten und angesehensten Schauspielern zählt, ist er im Kino der 1930er Jahre vorwiegend in leichterer Unterhaltung, mitunter aber auch in Propagandafilmen zu sehen – und zwar meist in negativen Rollen: 1933 als Kommunist in der Horst Wessel-Verherrlichung "Hans Westmar", 1945 als schwächlicher Stadtkommandant in Veit Harlans Durchhaltefilm "Kolberg".
Zwischen 1933 und 1937 führt Wegener außerdem bei einer Reihe von Genrefilmen Regie. Trotzdem erhielt er nach der Befreiung Deutschlands von den sowjetischen Besatzern die Erlaubnis, wieder aufzutreten: In den Jahren nach dem Krieg ist Wegener führend an der Gründung des Kulturbunds zur Erneuerung Deutschlands beteiligt. Auf der Bühne beeindruckt er 1945 als "Nathan der Weise" am Deutschen Theater. In "Der große Mandarin" ist er 1948 das letzte Mal auf der Kinoleinwand zu sehen.
Am 13. September 1948 stirbt Paul Wegener in Berlin.