Inhalt
Kaum hat Kommissar Birke seinen neuen Job bei der Frankfurter Mordkommission angetreten, wird er damit betraut, die Ermordung eines Kollegen aufzuklären – innerhalb einer einzigen Nacht. Zwar kommt er sehr schnell einem Vorbestraften auf die Spur, der als Hauptverdächtiger in Frage kommt. Doch irgend etwas ist Birke an der Sache nicht geheuer. Er recherchiert weiter und kommt einem Geflecht aus Korruption und Intrigen auf die Spur, in das auch prominente Mitglieder der besseren Gesellschaft verwickelt sind.
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Schnitt. Mit Isabel Wellingsen betritt eine elegante Dame das gewaltige Foyer des noblen Westend Parkhotel, wo der festliche Jahresempfang ihres millionenschweren Gatten bereits in vollem Gange ist. Ludwig Wellingsen (Thomas Thieme) macht sein Geld in Immobilien und weiß, wen er zu hofieren hat, damit das auch so bleibt: Polizeipräsident Peter (Hans-Jörg Assmann) amüsiert sich prächtig im Kreis der führenden Vertreter aus Verwaltung und Politik.
Hauptkommissar Hans-Joachim „Hajo“ Lehm hastet reichlich spät zur Party: Der tote Ex-Kollege im Central ist ihm dazwischengekommen, beruhigt aber den Gastgeber: „Wir haben den Mann.“ Gemeint ist der potentielle Mörder Wolfram Ernst, der gerade von den Kommissaren Mechthild Adler und ihrem neuen Kollegen Jonas Birke verhört wird.
Ernst, der wegen angeblicher Beteiligung an einer Kaufhauserpressung einst von Mettich verhaftet und aus seiner Sicht zu Unrecht zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden war, hat sich freiwillig der Polizei gestellt. Und tischt den Beamten eine unglaubliche Geschichte auf: Seit vier Jahren unterhalte er eine Liebesbeziehung mit Isabel Wellingsen, welche ihm auch für die Tatzeit ein Alibi geben könne.
Mit heimlicher Unterstützung seines Kollegen Noll (Alexander Hörbe), der von seinem Schreibtisch aus die Aussagen des Verdächtigen zu verifizieren versucht, setzt Birke durch, in der Präsidentensuite der Nobelherberge mit Isabel Wellingsen zu sprechen. Mit reichlich Insider-Wissen gewappnet konfrontiert der Beamte die zunächst aufreizend selbstgewisse Millionärsgattin mit intimen Einzelheiten ihres nur nach außen hin harmonischen Ehelebens. Und entlastet damit den bereits als Täter verhafteten Wolfram Ernst.
Dennoch rapportiert Mechthild Adler dem scheinbar besorgten Party-Gastgeber mit bukolischem Lächeln: „Mach Dir keine Sorgen, ich habe alles unter Kontrolle.“ Der wird weit nach Mitternacht, als auch der letzte Gast das Westend Parkhotel verlassen hat, seine Ehefrau nicht nach Hause chauffieren, sondern in eine düstere Hafengegend am Main...
„Duell in der Nacht“ ist starkes Politthriller-Genrekino, das auch auf der großen Leinwand Bestand hätte. Dank der Klasse-Besetzung einer wendungsreichen Story, bei der sich Daniel Noske am französischen Serie-Noir-Klassiker „Das Verhör“ von Claude Miller aus dem Jahr 1981 mit Lino Ventura und Romy Schneider orientiert hat: Starke Dialoge, zeitliche Beschränkung auf eine Nacht und den folgenden Morgen sowie eine fast kammerspielartige Konzentration auf wenige Schauplätze.
Für den in Köln verliehenen Deutschen Fernsehpreis 2008 reichte es nur für zwei Nominierungen, Matti Geschonneck in der Kategorie „Beste Regie“ und Ina Weisse in „Beste Nebenrolle“, in Wiesbaden dagegen lief es besser: Deutscher Fernsehkrimipreis 2008. Nicht zuletzt bestechen die Film-noir-Nahaufnahmen Martin Langers und die Ausstattung des renommierten Film-Architekten Bernd Gaebler: „Duell in der Nacht“ war sein letzter, ihm posthum im Abspann gewidmeter Film.
Pitt Herrmann