Inhalt
1943 in einem Dorf im Hunsrück: Toni und Marga, deren Männer an der Front sind, kämpfen sich durch den Kriegsalltag und träumen von kleinen und großen Fluchten. Sie schlachten heimlich ein Schwein und umgarnen einen Jagdflieger, zu dessen Ehren ein Fest veranstaltet wird. Als sie eine kleine Kiste mit Geld finden, reisen sie damit abenteuerlustig nach Wien, kehren aber einigermaßen ernüchtert nach Hause zurück. Ein Ermittlungsverfahren wegen Schwarzschlachtung erwartet sie, doch die beiden Frauen wissen den zuständigen Ortsgruppenleiter so zu kompromittieren, dass er selbst in weit größere Schwierigkeiten gerät.
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Da findet Toni Simon im Keller einen Haufen Geld in einer Zigarrenkiste und ihrem langgehegten Wunsch einer Reise nach Wien steht nichts mehr im Weg. Begleitet von Marga Kröber muss sie schon im Eisenbahnzug dorthin die erste Enttäuschung erleben, die sich als eine solche freilich erst später herausstellt: Toni geht mit dem Rumänen Mariu Moltenau einem Spekulanten auf den Leim, an den sie einen Haufen Geld verliert. Auch andere Träume vergehen an der schönen blauen Donau schnell: der Hauch des Abenteuers mit einem Ritterkreuz-Träger nach einem fröhlichen Heurigen-Abend verflüchtigt sich im Angesicht seiner Familie schnell.
Immerhin geht’s im mit Teppichen und anderem „Friedensgut“ beladenen neuerworbenen Auto heim in die Provinz, wenn auch ohne Führerschein. Im Hunsrückdorf angekommen, erwartet beide neues Unheil: eine Schwarzschlachtung ist aufgedeckt worden und die Beteiligung von Marga erwiesen. Mit allerhand zwielichtigen Methoden, so wird Ortsgruppenleiter Scheuermann in Verdacht gebracht, kann größeres Unheil abgewendet werden. Schließlich steht auf Schwarzschlachtung die Todesstrafe! Und so erwarten die beiden attraktiven Freudinnen mit hoffnungsfroh-lüsternen Blicken die Ankunft der siegreichen „Amis“…
Die Komödie zweier lebenslustiger Provinzschönheiten mitten im Zweiten Weltkrieg fand sowohl beim Kino-Publikum als auch bei der Kritik wenig Anklang. „Ein verlogenes Stück erinnerungsseliger Vermarktung der Nazizeit“ ätzte die Frankfurter Allgemeine. Immerhin konnte die Besetzung punkten, so beim Berliner Tagesspiegel: „Das Einsame und Verspielte jener Jahre, das Hektische und auch Zickige trafen Elke Sommer und Hannelore Elsner hervorragend.“
„Genieße den Krieg, der Frieden wird fürchterlich“: Aus meiner Sicht weist die unterhaltsame Story zweier hübscher unternehmungsfreudiger, aber nicht gerade intelligenter junger Strohwitwen, die einmal dem Grauen der täglichen Frontberichterstattung entkommen wollen, zu viele Ungereimtheiten auf. Die Umstände der Wien-Reise, das Durchbrechen einer Polizeikontrolle auf der Rückfahrt, die Offenlegung der Schwarzschlachtung mit der Unterschiebung einer Mitbeteiligung des Parteichefs Scheuermann – alles arg konstruiert. Kein echter Ortsgruppenleiter hätte sich schuldlos einer freiwilligen Todeskompanie angeschlossen.
„Die Reise nach Wien“ wurde 1973 bei den Int. Filmfestspielen Sorrent mit dem Prmio Sirena d´Argento und 1974 in Berlin mit dem Ernst Lubitsch Preis ausgezeichnet. Die TV-Erstausstrahlung erfolgte am 2. Februar 1975 in der ARD.
Pitt Herrmann