Inhalt
Johanna Perl ist das, was man eine "gestandene Frau" nennt. Doch nach dem Ende ihres Arbeitslebens stellt sich für die Mutter einer mittlerweile erwachsenen Tochter plötzlich die Frage nach dem Sinn des Weiterlebens. Doch als sie in der Zeitung zufällig auf eine Kontaktanzeige stößt, nimmt ihr Leben eine neue Wendung: Als sie den Verfasser der Zeilen, den 45-jährigen Schriftsteller Johannes kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick. Der eigenwillige Mann krempelt ihr Leben völlig um.
Kommentare
Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!
Jetzt anmelden oder registrieren und Kommentar schreiben.
Bei der Frühstückslektüre stößt Johanna auf eine Kontaktanzeige: Mann, 45, nicht besonders schön, nicht besonders hässlich. Sie beschließt spontan, darauf zu antworten. Spaziergang zum Friedhof, vorbei an Häuserwenden mit Liebes-Graffiti-Sprüchen. Johanna spricht am Grab mit ihrer seit geraumer Zeit verstorbenen Mutter, mit der sie über den Tod hinaus eine Art Hassliebe verbindet. Auch ihre Mutter hat einst aus Eifersucht den Gatten verlassen, was ihr Johanna bis heute nicht verzeiht.
Wiederholt sich die (Familien-) Geschichte? Johanna ist dieser Ansicht und darob schier verzweifelt. Dennoch will sie sich aus der Umklammerung der „Heiligen“, ihrer Mutter, lösen, indem sie sich mit dem unbekannten Mann trifft. Seit zwei Jahren hatte sie keinen Kerl mehr im Bett: „Richtig Ficken würd’ mir jetzt bestimmt guttun.“ Andererseits: Johanna liest, zu elegischer Klaviermusik, in dem Buch „Wie wir sterben“.
Verabredung im Café. Kriegsbemalung und Herzklopfen. Sie lässt den Inserenten Johannes Kreuzberger eine geschlagene Stunde warten, doch dann geht alles ganz schnell wie im Zeitraffer: Café, Restaurant, Disco, Bett. Die beiden sind zwar immer noch beim „Sie“, und am anderen Morgen wird Johanna genötigt, ihre Bettstatt umgehend zu verlassen, aber die nächste Gelegenheit kommt schneller als erwartet.
Johannas Tochter Sophia will ihren neuen Lover Michael vorstellen, den sie erst ganz kurze Zeit kennt: einem harmonischen Familienabend zu viert folgt eine romantische „Hochzeitsnacht“ im Kerzenmeer – und Johannes, der mittel- und bisher erfolglose Schriftsteller, fühlt sich wie im Paradies. Sieben Jahre war das Zimmer von Herbert, in das Johannes jetzt ganz plötzlich einziehen soll, unberührt.
Drei Monate später schreibt Johannes wie ein Besessener an einem Roman (sein Titel ist der des Films), sie hat ihre Liebe zur Fotografie entdeckt und ist erfolgreich damit: ein Bildband ist in Arbeit, nachdem Johanna einen Verlag für ihr Projekt interessieren konnte. Und Tochter Sophia heiratet „ihren“ Michael. Johannes hat Erfolg mit seinem Roman, wird nach Frankreich eingeladen, wohin er mit der jungen Journalistin Denise reist. Johanna ist eifersüchtig – die Trennung erfolgt nicht zufällig im Winter (die Jahreszeiten spielen bei Rudolf Thome eine zentrale Rolle). Auch die Ehe Sophias steht vor einem Scherbenhaufen.
Mysterium Winterwald. Ein Baum spricht mit Johanna – mit der Stimme von Johannes: Sieben Tage Fasten, um den bösen Fluch der Mutter zu bannen. Und danach steht tatsächlich der reumütige, liebevolle Johannes vor ihrer Tür. Es könnte ein happy end werden, aber Johannes erkrankt schwer, muss in eine Klinik. Dennoch Hochzeit und die Flitterwochen-Reise soll im Auto bis nach Marokko führen...
Rudolf Thome arbeitet immer wieder mit konstanten Filmeinstellungen: das frühmorgendliche Schwimmen, die Zubereitung des Frühstücks, die innere Stimmungslage der Protagonisten. Mainstream-Kino ist es nicht, was am Ende des Entstehungsprozesses der inzwischen 23 Spielfilme des 66-jährigen Regisseurs herauskommt. Der sich am Anfang auf seinen Bauernhof gut sechzig Kilometer vor den Toren Berlins zurückzieht, sich eine bestimmte Zeitspanne gibt, um Notizen nach dem Zettelkasten-Prinzip zu Papier zu bringen, die er dann täglich ins Internet stellt für seine beständig wachsende Fangemeinde.
Aus den Notizen entsteht das Drehbuch, erst danach beginnt die mühsame Suche nach Geldgebern – und die endet zumeist bei der ARD-Tochter Degeto. Die bei „Du hast gesagt, daß Du mich liebst“ für das Low-Budget von 450.000 Euro sorgte. Thome hält seine „sehr französische Art des Filmemachens“, so der Filmemacher am 2. Februar 2006 im frisch renovierten Babylon-Kino am Rosa Luxemburg-Platz in Berlin, „schon für ziemlich überdreht, verrückt.“
Bei der Uraufführung, der am 27. August 2005 im Berliner Delphi-Filmpalast eine Team-Preview vorausgegangen war, schwärmte Hannelore Elsner, mit der Thome bereits den vierten Film gedreht hat: „Solche Rollen liegen nicht auf der Straße.“ Die nach dem Riesenerfolg von „Die Unberührbare“ vielbeschäftigte Schauspielerin kann es sich leisten, in Thome-Filmen auch für kleines Geld oder sogar ohne Honorar mitzuwirken.
Freilich bekundete Hannelore Elsner im „Babylon“, wo sie den Film erstmals vollständig sah, in gewohnter Offenheit: „Ich hätte es lebensfroher gemacht, jetzt nach einem Jahr Abstand“. Die Eingangsszene sollte ursprünglich, so Hannelore Elsner, ein Alptraum der Protagonistin Johanna Perl sein. Doch die Schauspielerin, die zusammen mit Thome vor allem an den inneren Monologen des Films gefeilt hat, setzte eine – für sie selbst sehr schwierige – Orgasmus-Szene durch: „Wenn Frauen von Männern verlassen werden, dann führt das bei ihnen schließlich nicht zwangsläufig zu Alpträumen.“
Pitt Herrmann