Inhalt
Als die DEFA in den 1970er Jahren die verfemte deutsche Romantik wiederentdeckte, entstand auch diese Adaption von Eichendorffs berühmter Novelle, mit dem amerikanischen Schauspieler und Protestsänger Dean Reed in der Hauptrolle. Als "Taugenichts" durchwandert er die Lande, ohne Geld und ohne Arbeit, nur mit einer Geige ausgerüstet. Bevorzugt singt er seine Lieder für schöne Frauen, die ihm unterwegs begegnen; zwei davon verschaffen ihm eine Anstellung als Gärtner in einem feudalen Schloss. Dort fühlt er sich nicht lange wohl, zieht wieder davon und verdingt sich als Zolleintreiber, was ihm jedoch ebenso wenig behagt. Zuletzt reist er nach Italien, schließt sich der Bande von Rinaldo Rinaldini an und begegnet seiner großen Liebe – dem Ziel seiner Suche.
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Dafür erhielten Kameramann Günter Jaeuthe und der Komponist Rainer Hornig Sonderaufgaben: Ersterer sollte in der Umgebung des Barockschlosses Ramenau bei Dresden und, für die in Italien spielenden Szenen, in den rumänischen Karpaten vor den Toren Brasovs möglichst „alltägliche“ Landschaften finden, „um dem Zuschauer die Augen zu öffnen für landschaftliche Schönheiten, die gewissermaßen vor der Tür liegen“ – angesichts der auf den Ostblock beschränkten Reisefreiheit eine sehr nachvollziehbare Forderung. Letzterer sollte Lieder von Eichendorff, aber auch Volkslieder und neue Werke aus der Feder von Wera Küchenmeister, unmittelbar in die Handlung einbeziehen, um diese voranzutreiben und zugleich die geistige Situation des von Dean Reed verkörperten Titelhelden widerzuspiegeln.
Dass dann alles ganz anders gekommen ist, fasste die (Ost-) „Berliner Zeitung“ seinerzeit so zusammen: „Spielend, singend, reitend und liebend bezaubert Dean Reed seine Anhänger als romantischer Held in seinem ersten Defa-Film.“ Wie so oft in den letzten Jahren war der Anspruch der Babelsberger Filmemacher hoch und mancher Ansatz auch durchaus richtig, allein alle guten Vorsätze schienen dann bei der Realisation fallengelassen worden zu sein.
So ist die Defa-Verfilmung der 1822 begonnenen und vier Jahre später edierten Novelle, die allgemein als „das“ literarische Dokument des spätromantischen Lebensgefühls gilt, mehr als nur ärgerlich – eine schnulzig-schmalzige, kitschige und alles andere als zeitgemäße Fortentwicklung der Defa-Schlagerfilme in schnurgerader Nachfolge der am gleichen Ort zur Ablenkung des arg geplagten deutschen Volkes entstandenen Ufa-Musikstreifen.
Dean Reed, der in die DDR übergesiedelte sozialistische US-Barde, durchstreift als „Taugenichts“ die Lande, singt herzergreifend Lieder, mit denen er gleich zwei attraktive Frauen um den Finger wickelt mit dem schönen Westdeutschland-Import Hannelore Elsner als „Gräfin“ und der jungen polnischen Schauspielstudentin Anna Dziadyk als „Die Schöne“, verdingt sich als Gärtner und Zolleintreiber, ohne seine Berufung gefunden zu haben, reißt aus in den sonnigen Süden, wo er auf Rinaldo Rinaldini trifft, dessen Bande er sich anschließt, um dann mit seiner finalen „Großen Liebe“ noch einmal von vorn zu beginnen – freilich unter einem altbekannten Motto: Schuster, bleib bei deinen Leisten...
Ein kritischer Film für die DDR-Gegenwart Mitte der Siebziger Jahre, uraufgeführt am 10. Mai 1973 im Berliner Kino Kosmos und am 8. Dezember 1973 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt? Eine Idylle in wundervoller barocker Pracht, herrlichster Landschaft und geradezu biedermeierlich-sozialistischer Ideologie: Wie herrlich kann das Leben sein, hat man nur sein geregelt’ Einkommen, einen bunten Blumengarten und ein treues Hündchen. Kleine Anflüge von Stirnrunzeln etwa über die Sinnlosigkeit von bürokratischen Bestimmungen, die nur ihrer selbst wegen existieren, sind rasch wieder glattgebügelt und die Welt ist wieder so heil wie vorher.
Pitt Herrmann