Biografie
Monika Schindler, geboren am 12. Januar 1938 in Berlin, absolvierte Mitte der 1950er Jahre eine Lehre als Filmfotografin im DEFA-Studio für Spielfilme. Ab 1958 studierte sie Filmschnitt an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg (heute: Filmuniversität Babelsberg). Anschließend kehrte sie zur DEFA zurück. Ihre erste Arbeit als verantwortliche Editorin war Egon Günthers "Wenn du groß bist, lieber Adam" (DDR 1965), der jedoch auf Grund seines politischen Inhalts noch vor der Fertigstellung von der Zensur verboten wurde (1990 kam schließlich eine von Günther rekonstruierte Fassung bei der Berlinale zur Aufführung).
Ab 1967 war Schindler regelmäßig als Editorin tätig. Bald avancierte sie zur bevorzugten Schnittmeisterin einer neuen Generation von DDR-Filmemachern. Mit einigen von ihnen arbeitete sie über Jahrzehnte hinweg immer wieder zusammen. Für Günter Reisch montierte sie fünf Filme, darunter "Ein Lord am Alexanderplatz" (DDR 1967) und "Nelken in Aspik" (DDR 1976); sie drehte zehn Filme mit Roland Gräf, darunter "Mein lieber Robinson" (DDR 1971), "Die Flucht" (DDR 1977), "Märkische Forschungen" (DDR 1982) und "Das Haus am Fluß" (DDR 1986), für den sie beim Eberswalde Film Festival den Preis für den Besten Schnitt erhielt. Für Herrrmann Zschoche übernahm sie bei acht Filmen den Schnitt, darunter "Bürgschaft für ein Jahr" (DDR 1981) und "Mädchen aus dem Fahrstuhl (DDR 1989-1991). 1989 erhielt sie den Heinrich-Greif-Preis für ihr Gesamtwerk.
Nach dem Ende der DDR im Jahr 1989 setzte Monika Schindler ihre Karriere im wiedervereinigten Deutschland fort. Und auch hier entwickelte sie mit manchen Regisseuren langjährige Arbeitsbeziehungen. Für Gordian Maugg zeichnete sie zwischen 1993 und 2005 bei fünf Filmen für den Schnitt verantwortlich, so etwa bei "Der olympische Sommer" (1993) und bei "Hans Warns - Mein 20. Jahrhundert" (1999), für den sie den Deutschen Filmpreis erhielt. Andreas Dresen engagierte sie bei "Nachtgestalten" (1998) und "Die Polizistin" (2000), für den sie den Schnitt Preis beim Montageforum Film+ in Köln erhielt. Auch mit der Regisseurin Helma Sanders-Brahms arbeitete Schindler mehrfach: Erstmals bei "Apfelbäume" (1992), später noch bei "Jetzt leben - Juden in Berlin" (1995), "Mein Herz - Niemandem!" (1997) und "Die Farbe der Seele" (2003).
Zu Monika Schindlers weiteren wichtigen Arbeiten gehören unter anderem Winfried Bonengels umstrittenes Neonazi-Drama "Führer Ex" (2002), Georg Maas' poetische Liebesgeschichte "Neufundland" (2003), Hagen Kellers Jugendgeschichte "Meer is nich" (2007), Carsten Fiebelers in der DDR spielende Tragikomödie "Sushi in Suhl" (2012) und Stephan Lacants vielfach preisgekröntes Drama "Freier Fall" (2013), über das Coming-Out eines jungen Polizisten und werdenden Vaters. 2013 wurde Schindler von der DEFA-Stiftung der Preis für herausragende Leistungen im deutschen Film verliehen.
Trotz ihres hohen Alters scheint der Ruhestand für Monika Schindler kein Thema zu sein: Erneut mit Stephen Lacant als Regisseur übernahm sie 2017 die Montage des Dramas "Fremde Tochter", über eine ungewollt schwangere 17-jährige, die von der Familie ihres muslimischen Freundes jedoch nicht akzeptiert wird. Beim Deutschen Filmpreis 2017 wurde Monika Schindler für ihr umfangreiches Lebenswerk mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet.