Feuer unter Deck

DDR 1976/1979 Spielfilm

Inhalt

Kapitän Otto Scheidel hat zweiundzwanzig Jahre lang den Radschleppdampfer "Jenissei" geführt, den letzten Raddampfer auf der Elbe. Sogar seine Freundin Carola, genannt Caramba, hat er aufgegeben, weil er auf seinem Schiff bleiben wollte. Nun aber soll die "Jenissei" für immer vor Anker gehen und zu einem Restaurant umgebaut werden. Otto geht zu einer Gleisbaubrigade. Als jedoch bei Niedrigwasser einige Schiffe auf der Elbe festsitzen, ergreift Otto die Initiative: Er entführt den umgebauten alten Dampfer, den inzwischen Caramba leitet, um die Kähne freizuschleppen. Die Gäste des Restaurants verjagt er mit dem Ruf "Feuer unter Deck!" von Bord. In den Turbulenzen der folgenden Aktion geht die "Jenissei" zu Bruch, Caramba und Otto liefern sich eine erbitterte und handgreifliche Auseinandersetzung. Doch Caramba begreift schließlich, was Otto seine Arbeit und die Schiffe bedeuten – und am Ende haben die beiden eine zweite Chance auf ein gemeinsames Glück.

Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Elbsandsteingebirge. Blick von der Bastei hinunter auf den vielbefahrenen Fluss. Kapitän Otto Scheidel, von allen nur „König der Elbe genannt“, kennt jede Sandbank von Hamburg bis Prag. 22 Jahre ist er unfallfrei am Ruder seiner großen Liebe, dem inzwischen recht betagten Radschleppdampfer „Jennissei“, gestanden. Nun ist Dresden in Sicht, das „Blaue Wunder“ wird gerade passiert und seine Crew bereitet sich auf Landgang vor – auch mit dem Sortieren von hierzulande raren Mitbringseln aus der Tschechoslowakei.

Ottos zweite Liebe gehört der hübschen Kellnerin Carola Schneider, genannt Caramba. Es gibt zwar ein großes Hallo, als die Binnenschiffer die Kneipe entern und Otto baldmöglichst mit Caramba in der Koje verschwindet, aber an diesem Tag ist die Stimmung nicht wie sonst. Denn sie will sich nicht weiterhin im Lokal von Betrunkenen anmachen lassen, wenn Otto 'mal wieder unterwegs ist – und das manchmal gleich über mehrere Wochen. Sie will ein Kind von ihm, der auf den Wunsch höchst ungehalten reagiert: „Ich bin Kapitän und kein Hausvater.“ Als Otto zu ihrem Geburtstag nur Blumen schickt, statt selbst auf der Matte zu stehen, hat sie endgültig die Pappen dicke – und gibt ihm den Laufpass.

„Ich pack ab, weg vom Wasser, wenn schon, dann richtig“: Für Otto beginnt nun die schwerste Zeit seines Lebens, denn er ist nun bei seinen beiden Liebsten ausgemustert: seinem Raddampfer schlägt die letzte Stunde. Der mit Kohle befeuerte Dino soll einem modernen Dieselschiff weichen und künftig fest verankert als Restaurantschiff und Museum dienen. Was Otto und seiner Crew sauer aufstößt: Ersterer holt die Fahne mit Hammer und Sichel ein, der alte Jule hängt die Schiffsglocke ab und Langer lässt die Schnapspulle kreisen: „Dann könnt ihr uns ja gleich mit ausstellen.“

Was für den einen oder anderen auch zutrifft. Denn Caramba, die neue Restaurantleiterin, kennt die ganze Mannschaft und weiß, auf wen sie sich verlassen kann. Auf den alten Jule etwa, der einst über die Weltmeere geschippert ist, und als Heizer in jedem Winkel des Raddampfers daheim ist. Mit ihrem Oberkellner Heiner, der zugleich ein Fernstudium absolviert, versteht sie sich gut – aber der junge Mann will gleich die ganze Chefin. Otto ist derweil zum Gleisbau gewechselt, was enorm aufs Kreuz geht. Aber die Koje seiner Brigade in einem alten Bahnwaggon ähnelt in gewisser Weise der auf seinem Kahn – und an willigen Blondinen mangelt es auch auf Schienen nicht.

Als Otto mitbekommt, dass bei Niedrigwasser gleich mehrere Schiffe auf Sand gelaufen sind und die Fahrrinne versperren, bietet er seine Hilfe an. Doch der Betriebsstellenleiter lässt lieber Traktoren und Raupenfahrzeuge die Elbauen ruinieren, nachdem der Einsatz moderner Schraubschlepper aufgrund ihres Tiefgangs nicht in Frage kommt. Raddampfer wären die Lösung, aber die brauchen von der CSSR bis zur Unfallstelle ganze acht Tage. Das käme einer finanziellen Katastrophe für die Binnenschifffahrt gleich.

Kurzerhand entert Otto die „Jennissei“, auf der gerade eine geschlossene Gesellschaft tanzt und tafelt. Mit dem Ruf „Feuer unter Deck“ wird diese unter den Klängen „Eine Seefahrt, die ist lustig“ der Bordkapelle ans Ufer komplimentiert und Jule wirft den Motor an. „Du wolltest doch immer mitfahren, heute kannste“: die rebellische Caramba wird in ihrer Kajüte eingesperrt, während ihr Smutje sanft in seiner Kombüse eingedöst ist und gar nichts mitbekommt. Zusammen mit Heiner wird er dann an Jules Seite zum Heizer, während Otto „seinen“ Oldtimer zum havarierten Dieselschiff steuert, wo er mit Langer und Miltz den noch fehlenden Rest seiner Truppe aufnimmt. Alle haben kalte Füße ob des enormen Risikos, aber es gibt keine Alternative. So kommt von der Zentrale grünes Licht hinter vorgehaltener Hand: kein Fahrbericht, überhaupt nichts Schriftliches über die Aktion.

Mit tollkühnen Manövern gelingt es Otto, mit der „Jenissei“ das erste Schiff freizuziehen. Als die Kohlen ausgehen, muss neu gebunkert werden aus den Vorräten eines festsitzenden Schiffes. Die Anstrengungen für Menschen und Material sind gewaltig, mehrfach droht der Raddampfer zu zerbrechen. Doch am glücklichen Ende hat nur die Restaurant-Einrichtung Schaden genommen, der reparabel erscheint, und die Elbe ist wieder frei. Nun geht es tatsächlich zur letzten Fahrt bis zum Ankerplatz – mit stolz geschwellter Brust aller Beteiligten. Und der Einsicht Carambas, dass sie schlichtweg unterschätzt hat, wie elementar dem Kapitän a.D. die Arbeit auf dem Fluss ist...

Herrmann Zschoches so origineller wie spannender Film sollte im Juni 1977 in die Kinos kommen. Da der Hauptdarsteller Manfred Krug vier Monate zuvor einen Ausreiseantrag aus der DDR gestellt hatte, wurde die Kino-Premiere storniert. Nach der Erstausstrahlung am 6. Juni 1979 im Fernsehen der DDR, die von den DDR-Medien verschwiegen wurde, kam „Feuer unter Deck“ 1982 endlich ins Kino.

Renate Krößner ist darin ein eigenwilliger, ja gleichwertiger Widerpart für den ungleich prominenteren, zuletzt aber eher in seichten Rollen eingesetzten Manfred Krug als schnoddriger, dickschädeliger Elbschiffer. Während Krug im Westen sogleich neue Aufträge fand, war das Aufführungsverbot für die junge Schauspielerin ein Karriereknick. Erst 1980 bekam sie in Konrad Wolfs „Solo Sunny“ die nächste große Chance – und nutzte sie u.a. für den „Silbernen Bären“. Sie bekam trotz dieses Erfolges in den folgenden Jahren nur wenige Rollen angeboten, sodass sie 1983 einen Ausreiseantrag stellte, dem zwei Jahre später stattgegeben wurde.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Szenarium

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Kostüme

Mischung

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2524 m, 92 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 06.06.1979, DFF 1;
Kinostart (DD): 16.08.1982;
TV-Erstsendung (DE): 03.03.1988, Bayern 3

Titel

  • Originaltitel (DD) Feuer unter Deck

Fassungen

Original

Länge:
2524 m, 92 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 06.06.1979, DFF 1;
Kinostart (DD): 16.08.1982;
TV-Erstsendung (DE): 03.03.1988, Bayern 3