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Nach 20 Jahren findet die junge Ilke ihre Mutter Barbara wieder. Sie tritt in das Leben der Architektin, die mittlerweile einen neuen Mann und weitere Kinder hat, und wird voller Offenheit in den Kreis der Familie aufgenommen. Dann aber taucht auch der Privatdetektiv, der Ilke zu ihrer Mutter führte, in Barbaras Leben auf – denn auch er teilt ein Stück Vergangenheit mit ihr.
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Ilke, eine offenbar verwöhnte junge Frau, reist mit einem Koffer voller Geldscheine nach Deutschland, um ihre Mutter zu sehen. Nachdem ihr Vater, ein erfolgreicher türkischer Teppichhändler, der sie nach der Trennung der Eltern als kleines Mädchen mit in die Heimat am Bosporus genommen hat, gestorben ist, will sie sich zunächst einmal umsehen in der „neuen“ Welt und dann vielleicht mit dem Erbe eine neue Existenz aufbauen. Ilke ist Barbaras Tochter und wie es der Zufall will, trifft sie im Zug nicht nur auf den sympathischen Frank, der vergeblich um ihre Zuneigung wirbt, sondern auch auf einen Hobbyfotografen, der sich später als der zweite Gatte ihrer Mutter herausstellen wird.
Ein freundlicher, aber auch recht zwielichtiger Detektiv, der in den letzten Jahren offenbar heikle Geschäfte mit ihrem Vater gemacht hat, hilft Ilke bei ihren ersten Schritten in Berlin: Das (vermutliche Schwarz-) Geld muss „geparkt“, ein Auto gekauft und eine eigene Wohnung beschafft werden. Barbaras Familie nimmt das neue Familienmitglied herzlich auf, besonders Barbaras kleine Tochter freut sich über die neugewonnene ältere Schwester. Und auch Barbaras italienische-jüdische-berlinische Busenfreundin Samantha (Parade-Nebenrolle für die Schauspielerin und Regisseurin Adriana Altaras am Berliner Maxim-Gorki-Theater) kümmert sich rührend um Ilka.
Doch die Erinnerung an ein längst verdrängtes Leben führt zu erheblichen Problemen. Barbaras Mann wird eifersüchtig, auf die wohlhabende „Tochter“, auf den Detektiv, offenbar eine alte Liebschaft seiner Gattin, auf eine Vergangenheit, die ohne ihn stattgefunden hat. Wie auch die Erinnerung an diese ohne ihn stattfindet. Am Ende geht das Leben weiter, Barbara und ihr inzwischen aus der Wohnung ausgezogener Mann versöhnen sich wieder.
„Rot und Blau“ ist eine Komödie des Wiederfindens und des Wiedererkennens, der Missverständnisse und der Versöhnungen. Die freilich allzu sehr auf Hannelore Elsner zugeschnitten ist. So fokussiert der Film zu sehr auf die Lebenskrise einer 50-jährigen Frau, die beinahe ihre Familie aufs Spiel setzt, indem sie sich in ihrem Architekturbüro mit einem jungen Mitarbeiter einlässt und auch den zufällig wiedergefundenen Jugendfreund offen umgarnt.
„Rot und Blau“, uraufgeführt am 16. Mai 2003 beim Filmfestival Cannes und am 4. Juli 2003 auf dem Filmfest München erstmals in Deutschland gezeigt, ist offiziell am 15. Januar 2004 in den Kinos gestartet (ich sah den Film am 27. Dezember 2003 im Hackesche Höfe Filmtheater Berlin). Rudolf Thomes erster Film seiner Trilogie „Zeitreisen“ ist, nimmt man die Story für sich, großes Gefühlskino, ästhetisch aber bleibt zu sehr dem TV-Format verhaftet. Der Mittelteil „Frau fährt, Mann schläft“ (erneut mit Hannelore Elsner) war im Mai 2003 abgedreht, der Schlussteil, „Rauchzeichen“, sollte 2005 auf Sardinien entstehen.
Pitt Herrmann