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Alle Fotos (6)Biografie
Serpil Turhan wurde am 28. November 1979 in Berlin geboren. Als sie 16 Jahre alt war, entdeckte der Filmemacher Thomas Arslan sie als Schauspielerin und besetzte sie in einer Hauptrolle seines Kinodebüts "Geschwister - Kardeşler" (1997): Darin spielte Turhan eine Deutschtürkin, die mit ihren Eltern und ihren ungleichen Brüdern in Berlin-Kreuzberg lebt.
Nach dem Abitur studierte Turhan zunächst Theaterwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Anschließend besuchte sie als Gasthörerin die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Parallel dazu war sie weiterhin als Schauspielerin tätig. So hatte sie eine Gastrolle in einer Folge der Krimiserie "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei" (1998) und spielte die Hauptrolle in Thomas Arslans "Der schöne Tag" (2001), über eine junge Berlinerin, die nach der Trennung von ihrem Freund ziellos durch die sommerliche Stadt streift. Rudolf Thome besetzte Turhan bei seinem Film "Rot und Blau" (2003) in der Hauptrolle einer jungen Frau, die nach vielen Jahren ihre Mutter wiederfindet, welche inzwischen eine neue Familie gegründet hat. Mit Thome drehte sie auch "Frau fährt, Mann schläft" (2004), als Hausmädchen, das eine Affäre mit einem Philosophieprofessor und Familienvater hat, und "Rauchzeichen" (2006), in dem sie eine "arabische Prinzessin" spielte, die zu den Bewohnern einer malerischen Pension auf Sardinien gehört; in allen drei Thome-Filmen spielte Turhan an der Seite von Hannelore Elsner und Karl Kranzkowski. Außerdem gehörte sie zum Ensemble von Neco Çeliks preisgekrönter, in der Berliner Graffiti-Szene angesiedelter Milieustudie "Urban Guerrillas" (2004).
2006 begann Serpil Turhan ein Studium im Fachbereich Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe. Praktische Erfahrungen sammelte sie unter anderem als Regie-Assistentin von Rudolf Thome (bei "Das Sichtbare und das Unsichtbare", 2007, und "Das rote Zimmer", 2010) und Thomas Arslan (bei "Im Schatten", 2010). Ihre praktische Vordiploms-Arbeit, das Originalton-Hörspiel "Jahrgang ′76" (2008), über den Themenkomplex Identität/Heimat/Sprache, wurde auf CD veröffentlicht und 2010 im Deutschlandradio Kultur gesendet. Ebenfalls 2010 feierte bei der Duisburger Filmwoche ihr mittellanger Dokumentarfilm "Herr Berner und die Wolokolamsker Chaussee" Premiere: Im Mittelpunkt steht der Bewohner eines Altersheimes in Karlsruhe, der sich auf eine Hörspiel-Lesung von Heiner Müllers "Wolokolamsker Chaussee I – Russische Eröffnung" vorbereitet; dieser Aspekt rückt aber zusehends in den Hintergrund, da der Mann immer mehr und selbstkritisch von seiner Kriegsvergangenheit als Mitglied der Waffen-SS erzählt. "Herr Berner und die Wolokolamsker Chaussee" wurde mit dem Förderpreis der Stadt Duisburg ausgezeichnet (ex aequo "Auf Teufel komm raus").
Ihr Debüt als Langfilm-Regisseurin gab Turhan mit ihrer HfG-Abschlussarbeit "Dilim Dönmüyor – Meine Zunge dreht sich nicht" (2013), einem Dokumentarfilm über ihre in Deutschland und in der Türkei lebenden Familienmitglieder und über die Schwierigkeit, sich zwischen den Kulturen eine "Identität" aufzubauen. Der Film lief auf der Hamburger Dokumentarfilmwoche und beim Dokumentarfilm-Festival 'Visions du Réel' in Nyon, Schweiz. Als Schauspielerin gehörte Turhan in einer kleineren Rolle zum Ensemble von Max Linz' Satire "Ich will mich nicht künstlich aufregen" (2014).
Im Forum der Berlinale 2016 feierte ihre nächste Regiearbeit Premiere: Der Dokumentarfilm "Rudolf Thome - Überall Blumen", ein sehr persönliches Porträt des Filmemachers Rudolf Thome. Im September 2016 startete der Film regulär in den Kinos.
Danach dauerte es fünf Jahre bis zu Turhans nächstem Film: Für "Köy" (türkisch für "Dorf") begleitete sie über einen Zeitraum von drei Jahren drei in Berlin lebende kurdische Frauen aus drei Generationen. Der Film feierte im November 2021 bei der Duisburger Filmwoche Premiere und kam im April 2022 in die Kinos.