Biografie
Martin Moszkowicz wurde am 25. April 1958 als Sohn des Regisseurs und Holocaustüberlebenden Imo Moszkowicz in Berlin geboren und wuchs in Ottobrunn auf. Mit dem Berufsziel Journalismus studierte er nach seinem Abitur an der Waldorfschule in München Geschichte, Politik- und Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität. In den Semesterferien jobbte er als Fahrer beim Film, dann fasste er nach und nach in der Filmbranche Fuß, zunächst als Aufnahmeleiter, dann als Produzent.
Moszkowicz war Trainee bei der UFA Film in Berlin und der NBC in New York, bereits 1982 gründete er seine eigene Produktionsfirma, Starfilm Produktion Martin Moszkowicz in München. Während jener Zeit produzierte er Filme wie "Das Gold der Liebe" (1983), "Der Havarist" (1984) oder "Die Küken kommen" (1985). Anschließend war er Produzent und Geschäftsführer bei der M P Film GmbH und produzierte Werke wie "Hatschipuh" (1987) und Robert van Ackerens Kassenerfolg "Die Venusfalle" (1988).
Seit Beginn der 1990er Jahre gehörte Moszkowicz der Neuen Constantin Film unter der Leitung Bernd Eichingers an und firmierte zunächst als Produzent, angefangen mit Wolfgang Bülds Erfolgsfilm "Manta Manta" (1991). Während Eichinger mit seinen maßgeblichen Beteiligungen an Inszenierung und Präsentation von Filmen meist im Vordergrund stand, blieb Moszkowicz eher im Hintergrund, kümmerte sich um Vorverkäufe und das Tagesgeschäft und führte Verhandlungen mit Hollywood-Agenten. Zu jener Zeit konzentrierte sich die Neue Constantin auf Romanverfilmungen, oft in internationaler Koproduktion. So war Moszkowicz (Ko-)Produzent bei Projekten wie "Das Geisterhaus" (1993) nach dem gleichnamigen Bestseller von Isabel Allende, mit Jeremy Irons und Meryl Streep in den Hauptrollen, und "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" (1997) nach Peter Høeg, beide inszeniert von Bille August. Auch bei den TV-Remakes deutscher Filmklassiker - wie "Das Mädchen Rosemarie" (1996), inszeniert von Bernd Eichinger, und "Es geschah am hellichten Tag" (1996) von Nico Hofmann - fungierte er als Produzent. Weitere große Erfolge dieser Jahre waren "Der bewegte Mann" (1995) nach Ralf König, "Das Superweib" (1996) nach Hera Lind und "Der Campus" (1998) nach Dietrich Schwanitz, alle drei in der Regie von Sönke Wortmann.
1999 erfolgte die Umfirmierung sowie der Börsengang der Firma als Constantin Film AG, zugleich stieg Moszkowicz in den Vorstand für den Bereich Film und Fernsehen auf. 2001 war er Koproduzent bei Caroline Links Oscar-Gewinner "Nirgendwo in Afrika", 2003 Executive Producer bei "Resident Evil: Apocalypse", Fortsetzung der von Paul W. S. Anderson inszenierten Verfilmung des Computerspiels gleichen Titels, das zum Kinokassenschlager wurde.
2005 wirkte Moszkowicz als Executive Producer an Tom Tywers aufwändiger und vielfach preisgekrönter Verfilmung von Patrick Süßkinds Roman "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" mit. "Der Baader Meinhof Komplex" (2008) von Uli Edel, ebenfalls ein großer Kassenerfolg, wurde als so genannter Amphibienfilm in zwei unterschiedlich langen Fassungen zugleich für Kino und Fernsehen produziert, was in der Branche auf Skepsis stieß. Executive Producer Moszkowicz verteidigte die Produktionsform, indem er betonte, deren Erzählmöglichkeiten kämen epischen und komplexen Stoffen ideal entgegen. Auch "Die Päpstin" (2009) wurde nach diesem Muster produziert.
Nach dem überraschenden Tod von Bernd Eichinger am 24. Januar 2011 verstärkte Moszkowicz die Ausrichtung der Constantin hin zu internationalen Koproduktionen, um sie unabhängiger von Deutschlands stagnierendem Kino- und Fernsehmarkt zu machen. So koproduzierte er Roman Polanskis bissiges Kammerspiel "Der Gott des Gemetzels" (2011). Zugleich trug er dem Potenzial von neuen technischen Entwicklungen Rechnung, indem er etwa 3D-Verfilmungen von Romanklassikern für ein jugendliches Kinopublikum herstellte, etwa die internationale Koproduktion "Die drei Musketiere" (2011), inszeniert von Paul W. S. Anderson, gefolgt von dessen "Pompeii 3D" (2014), sowie dem Animationsfilm "Tarzan 3D" (2014).
Seit 2014 leitet Moszkowicz als Vorstandsvorsitzender die Constantin Film AG und verantwortet neben der Unternehmensführung und -strategie die Bereiche Produktion Film, Weltvertrieb, Filmeinkauf, Marketing & Presse sowie Unternehmenskommunikation und Recht. Insgesamt war er im Lauf seiner bisherigen Filmkarriere bereits an mehr als 300 Produktionen für Film und Fernsehen beteiligt, zuletzt beispielsweise an den Schülerkomödien der "Fack ju Göhte"-Trilogie, dem größten Kassenschlager der Constantin Film, an "Leander Haußmanns Stasikomödie" und "Sonne und Beton" von David Wnendt.
Neben seiner Tätigkeit für die Constantin hat Moszkowicz seit 2017 den Vorsitz der Jury für den Carl Laemmle Produzentenpreis inne, des ersten eigenständigen deutschen Preises, der einen Produzenten für sein Lebenswerk ehrt.
2011 wurde Moszkowicz bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem erstmals verliehenen "Achievement in International Film Award" der amerikanischen Branchenzeitschrift Variety ausgezeichnet. 2019 wurde er zum Honorarprofessor an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München ernannt. 2022 erhielt er in Las Vegas den CinemaCon "Career Achievement in Film Award".
Martin Moszkowicz ist der langjährige Lebensgefährte der deutschen Regisseurin Doris Dörrie.
Autorin: Wen-Yin Chen
Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum gemeinsam angeboten wird.