Fotogalerie
Alle Fotos (2)Biografie
Wolfgang Büld, geboren am 4. September 1952 in Lüdenscheid, wollte ursprünglich Kriminalschriftsteller werden. In einem Interview mit dem Filmemacher Mirco Hölling erzählte er 2005: "Als ich mit 15 oder 16 anfing, selber zu schreiben stellte ich fest, dass ich die Bilder im Kopf habe, aber Schwierigkeiten habe, die richtigen Worte zu finden. Ich vermutete, dass Film doch eher das richtige für mich wäre". Nach einer erfolglosen Bewerbung an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) wurde Büld 1974 an der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) angenommen. Seinen Abschluss machte er 1977 mit dem Musikdokumentarfilm "Punk in London", für den er Bands wie The Sex Pistols, The Stranglers, The Kill Joys und Rough Trade filmte. Im Lauf der Jahrzehnte avancierte "Punk in London" zu einem Kultfilm der internationalen Punkszene.
Wenngleich Büld in München studierte und arbeitete, fühlte er sich den Vertretern des Neuen Deutschen Films um Fassbinder, Wenders und Kluge nicht nahe. Im Interview mit Hölling erzählte er: "Ich kannte die Leute fast alle und war in der Szene peripher. Mir haben die Filme nicht gefallen und es hatte mit den Filmen, die mir vorschwebten aber auch gar nichts zu tun. Eine Ausnahme war mein noch heutiger Freund Klaus Lemke mit "Rocker", und Wenders hatte einige hübsche Bilder, und das war's. Es ist ein Kino, welches mir immer fremd geblieben ist". Neben Lemke war Büld vor allem Eckhart Schmidt verbunden: "Mit Eckhart kam ich auf einer theoretischen Basis sehr gut aus, wir waren gut befreundet und haben zusammen das Münchner Manifest geschrieben, was sonst jedoch niemand unterschrieben hat. Sogar Klaus Lemke hat sich geweigert. Im Manifest forderten wir praktisch Berufsverbot für alle Vertreter des Neuen Deutschen Films".
Sein Spielfilmdebüt gab Wolfgang Büld mit dem Fernsehspiel "Brennende Langeweile" (1978) über die allmählich aufblühende deutsche Punkszene; für diesen Film konnte er die gerade durch Deutschland tourende Band The Adverts zu einer Mitwirkung überreden. Danach drehte er zwei Dokumentation über die Nachwirkungen der britischen Punkmusik-Szene: "British Rock - Ready For The 80's" (1980, TV), über Bands wie The Police und Boomtown Rats, und "Women in Rock" (1980, TV), über Bands und Musikerinnen wie Siouxsie and the Banshees, Nina Hagen und The Slits,
In den nächsten Jahren pendelte Büld kontinuierlich zwischen Independent- und Mainstream-Projekten, wobei seine Filme fast immer einen Musikbezug hatten. Für den Episodenfilm "Neonstadt" (1981), an dem auch Dominik Graf mitwirkte, drehte Büld das Segment "Disco Satanica", über einen Amoklauf in einer Schwabinger Disco. Viel Aufmerksamkeit bekam der Neue-Deutsche-Welle-Film "Gib Gas – Ich will Spaß" (1983), mit den Popstars Nena und Markus in den Hauptrollen. Er war Regisseur des Videoclips zum Lied "Eisgekühlter Bommerlunder" (1983) der Toten Hosen und inszenierte "Der Formel Eins Film" (1985) mit Ingolf Lück, ein Kinofilm zur damals populären Jugend-Musiksendung "Formel Eins".
Fürs Fernsehen entstand die zehnteilige Serie "Rockpower Television" (1986), eine britisch-deutsche Koproduktion über zwei konkurrierende britische Musiksender. Außerdem schrieb Büld die Drehbücher zu der Komödie "Laß das - ich haß' das" (1983), dem Erotikfilm "Schulmädchen '84" (1984) und dem Krimi "Orchideen des Wahnsinns" (1985), letztere zwei inszeniert von Nikolai Müllerschön.
Dazwischen realisierte Büld zwei persönlichere Projekte: die eigenwillige Musikdoku "JAPlan" (1984), für die er die deutsche Elektronik-Band Der Plan auf Japan-Tournee begleitete, und "Berlin Now" (1985) über die Westberliner Underground-Musikszene der 1980er Jahre – dieser Film ist vor allem wegen seiner raren und intensiven Konzertaufnahmen der Einstürzenden Neubauten bekannt.
Seine zwei größten kommerziellen Erfolge hatte Wolfgang Büld Anfang der neunziger Jahre: die Komödie "Manta, Manta" (1991) mit Til Schweiger, die aus der damaligen Welle der "Manta-Fahrer"-Witze hervorging, und "Das war der wilde Osten" (1992, zusammen mit Reinhard Klooss), eine Fortsetzung des Komödienhits "Go Trabi Go". Ein persönlicheres Projekt war der Dokumentarfilm "I‘ll Never Get out of this World Alive" (1992), über die früh verstorbene Country-Legende Hank Williams.
Mit "Und tschüss!" (1995), über die Erlebnisse einer chaotischen Ruhrpott-Clique (u.a. gespielt von Benno Fürmann und Gesine Cukrowski), schrieb und inszenierte Büld eine sehr erfolgreiche Fernsehserie, die sogar drei Spielfilme nach sich zog (mit anderen Regisseuren). Weniger populär war hingegen die Komödie "Der Trip" (1995), eine Parodie auf die Hippie-Ära mit dem Schlagersänger Dieter Thomas Kuhn in der Hauptrolle. Büld im Interview: "Ein Projekt, wo die Chemie mit dem Produzenten überhaupt nicht stimmte und wo in drei Monaten dreizehn Bücher geschrieben wurden, die immer schlechter wurden. Die Dreharbeiten waren die Hölle. Das Drama war jedem bewusst, der daran beteiligt war". Wenngleich er "Der Trip" als seine letzte Mainstream-Regiearbeit bezeichnet, folgte 1999 noch die Fernsehkomödie "Voll auf der Kippe" (1999), über einen fanatischen Anti-Raucher (Mike Krüger), der sich in eine Raucherin (Katharina Schubert) verliebt und zugleich einem Zigarettenschmuggler (Rolf Zacher) in die Quere kommt. Als Autor schrieb Büld Drehbücher für Serien wie "Wolffss Revier" (1995) und "Mordkommission" (1999), sowie für zahlreiche Folgen von "Küstenwache" (1997-2003) und "Ein Fall für zwei" (1990-2007).
Im Bereich Regie wurden seine Arbeiten seltener. Zwischen 1997 und 2006 realisierte er vier unabhängig produzierte Filme. Bei der Krimikomödie "Drop Out" (1997), über eine frisch gebackene Hamburger Privatdetektivin mit dem Kampfnamen "Nippelsuse", führte Büld (ohne Nennung) zusammen mit der Hauptdarstellerin und Co-Autorin Beatrice Manowski ("Nekromantik") Regie. In London entstand der auf DV gedrehte Trash-Horrorfilm "Penetration Angst" (2003). Es geht darin um eine Frau (Fiona Horsey) mit der Fähigkeit, ihre Sexualpartner mit ihrer Vagina vollständig zu verschlingen.
Ebenfalls in London und wieder mit Fiona Horsey in den Hauptrollen drehte Büld zwei weitere Exploitationfilme: den Horrorthriller "Lovesick: Sicklove" (2004), über die Freundin eines Rockmusikers, die sich aus Geldnot mit einem perversen Hotelbesitzer einlässt, und den Thriller "Twisted Sisters" (2006), über eine Frau aus prekären Verhältnissen, die die Identität ihrer wohlhabenden Zwillingsschwester übernehmen will.
Danach wurde es für viele Jahre still um Wolfgang Büld. Dominik Graf würdigte sein Schaffen in den Dokumentarfilmen "Verfluchte Liebe Deutscher Film" (2016) und "Offene Wunde Deutscher Film" (2017). Erst 2017 drehte Büld wieder einen eigenen Film, den britischen Thriller "Dirty White Lies", mit Fiona Horsey in der Hauptrolle einer Frau, die mit ihrem Mann während eines Segeltrips in Gefahr gerät. In Deutschland lief "Dirty White Lies" beim Weekend of Fear Festival in Nürnberg 2018.