Inhalt
Kinoadaption des Romans von James Krüss, der bereits 1979 erfolgreich als TV-Miniserie verfilmt wurde. Die Geschichte spielt im Berlin des Jahres 1920 und erzählt von dem jungen Timm Thaler, der eine besondere Gabe besitzt: Er hat ein Lachen, dessen gewinnendem Charme sich niemand entziehen kann. Als der reiche Baron Lefuet von diesem wundervollen Lachen erfährt, will er es um jeden Preis besitzen – er hofft, dadurch die Menschen leichter für sich gewinnen und manipulieren zu können. Lefuet schlägt dem Jungen einen Handel vor: Er bekommt Timms Lachen und im Gegenzug wird Timm sein Leben lang jede Wette gewinnen. Timm willigt ein, da er hofft, durch seine neue Fähigkeit die Schulden seiner Familie begleichen zu können. Aber bald merkt er, dass er mit seinem Lachen auch seine Lebensfreude verloren hat. Mit jeder gewonnen Wette scheint er härter und finsterer zu werden. Schließlich macht Timm Thaler sich auf die Suche nach dem diabolischen Lefuet, um sein Lachen zurückzubekommen.
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Aus dem Off lässt sich Joachim Król vernehmen: Kleine Gassen werden häufig als romantisch und malerisch empfunden. Nur nicht von denen, die darin wohnen wie der Bauarbeiter Thaler oder die Bäckerin Bebber, mit deren munterer Tochter Ida Timm seit Sandkasten-Zeiten eng befreundet ist. Die Armen, weiß der Erzähler, setzen bei Pferderennen, um mit Glück reich zu werden und den engen Gassen zu entkommen.
„Wenn die zwei bei uns wohnen, sind wir auch nicht mehr so alleine“: Hans Thaler gehört auch zu ihnen, muss jetzt seinen Sohn aber heimlich mitnehmen, seit Lydia, alleinerziehende Mutter des 15-jährigen Erwin, in sein Leben getreten ist. Und daheim sofort das Zepter in die Hand nimmt: Nun hat Timm noch weniger zu lachen, zumal er gegen den verschlagenen Erwin stets den Kürzeren zieht. Als Hans Thaler nach einem Arbeitsunfall stirbt, ist gänzlich Schluss mit lustig und Timm schlüpft immer häufiger bei den Bebbers unter.
Ein eleganter Besucher der Galopprennbahn (gedreht wurde in Halle/Saale und in Berlin-Hoppegarten), der sich später als Baron Pierre Lefuet zu erkennen gibt, verhilft Timm zu einem ersten großen Wettgewinn, der ihm aber gleich wieder von einem skurrilen Pärchen abgeluchst wird, das in Diensten Lefuets steht, den Dämonen Behemoth und Belial. Sodass der Teufel (Ananym von Lefuet) seine Chance gekommen sieht, dem verzweifelten Jungen einen Deal vorzuschlagen: Sein Lachen für Wettgewinne in unbegrenzter Höhe.
Ida, die später selbst ein Opfer Lefuets wird, ist die erste, die Timms Veränderung bemerkt. Doch dieser hat einen Kontrakt unterzeichnet, der ihn zum Schweigen verpflichtet. Weil ihm die geldgierige Stiefmutter allzusehr zusetzt, lässt sich Timm von Kreschimir, dem Barkeeper des Grand Hotels, den er schon mehrfach auf der Rennbahn gesehen hat, einladen. Und nimmt sogleich den frei gewordenen Job eines Liftboys an, welchen ihm die Hausdame Yvonne offeriert.
Timm will sein Lachen zurück, was ihm beinahe mit Hilfe von Ida und Kreschimir gelungen wäre. Doch mit einer Finte gelingt es Pierre Lefuet, Timm in den Goldenen Käfig seines Palastes zu sperren: Er lässt sich für tot erklären, setzt den Jungen testamentarisch zu seinem Erben ein und stellt ihm als Vormund seinen angeblichen Zwillingsbruder Xavier an die Seite. Bei einem Benefiz-Pferderennen, bei dem Harald Schmidt als Sprecher zu alter Form aufläuft, gelingt es den Freunden, den Dämon zu besiegen: „Wenn der Mensch lacht, hat der Teufel seine Macht verloren.“
Alexander Adolph hat den gleichnamigen, 1962 erschienenen Roman von James Krüss für die große Leinwand adaptiert: Statt des Ich-Erzählers Boy, dem Timm Thaler die Geschichte seiner Kindheit erzählt, welche ihn von Hamburg aus als Steward auf einem Passagierschiff bis nach Genua führt, gibt es einen Erzähler aus dem Off, wird aus einem devoten Dämon ein schillerndes Pärchen und aus Kreschimir eine Vaterfigur ohne die in der Vorlage vorhandene vertragliche Bindung an Lefuet. Schließlich fungieren die hinzuerfundenen Bebbers als liebevolle Gegenfiguren zur garstigen Stiefmutter und ihrem Sohn.
Andreas Dresen ist es mit der Erfindung des Funktelefons („Mobile Kommunikation – die Zukunft des Bösen“) und nicht minder witzigen zusätzlichen Wetten gelungen, die 55 Jahre alte Geschichte eines Paktes mit dem Teufel, die weit zurückreichende Vorbilder wie Goethes „Faust“ und Chamissos „Peter Schlemihl“ fortschreibt, mit der heutigen Fantasy-Welt zu verbinden. Weniger gelungen ist die arg oberlehrerhaft daherkommende Animation der schon bei James Krüss angelegten Kapitalismus-Kritik.
„Timm Thaler oder: Das verkaufte Lächeln“, bis in kleinste Nebenrollen prominent besetzt und vom Deutschen Filmorchester Babelsberg musikalisch untermalt, ist am 28. Januar 2017 in Leipzig uraufgeführt worden, am 2. Februar 2017 in den Kinos gestartet und am 26. Dezember 2018 als Free-TV-Premiere im ZDF ausgestrahlt worden.
Pitt Herrmann