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Das fünfte Kinoabenteuer des legendären Comic-Helden – diesmal mit einer selbstreflexiven Metaebene, die Brösel, den Schöpfer der Comic-Vorlage involviert: Der bringt seine Erinnerungen an die Erschaffung der Werner-Abenteuer zu Papier, vom ewigen Streit der Kontrahenten Holgi und Werner, die sich bereits im Kinderwagen Wettrennen lieferten, bis hin zum legendären Rennen von Hartenholm. Dazwischen jede Menge skurriler Ereignisse mit Werner und seinen Kumpels, denen die Polizei wegen ihrer aufgerüsteten Maschinen immer wieder das Leben schwer macht.
Doch nachdem Brösel alles zu Papier gebracht hat, muss er zu seinem Entsetzen feststellen, dass sich kein Mensch mehr für seine Comics interessiert: Inzwischen stehen alle auf japanische Mangas. Erst die Nachricht von einem vermeintlich tödlichen Badeunfall des Meisters löst ein gigantisches Werner-Revival aus, das von Brösels profitgierigem Verleger schamlos ausgenutzt wird.
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Norddeutschland im Jahr 1950. Ein Jahr nach Gründung der Republik begegnen sich Holgi und Werner zum ersten Mal im Kinderwagen - und liefern sich ein auch ihren Müttern den Atem raubendes Rennen, das den Grundstein legen sollte für die lebenslange Rivalität zweier Freunde. Die 1954 in Seifenkisten-Manier auf zwei bis drei Rädern ihre Fortsetzung findet und 1960 in den ersten spektakulären Le Mans-Start mündet. Das Ringen um den Sieg geht ungebremst fort, mit Roller und Moped bis hin zum legendären 88er Rennen auf dem Flugplatz von Hartenholm zwischen der viermotorigen Horex und dem herrlich nostalgischen roten Porsche. Beinhart wie ein Rocker...
Fast vierzehn Millionen Kinobesucher können sich nicht verirrt haben in „Beinhart“ (1990), „Das muss kesseln“ (1996), „Volles Rooäää!!!“ (1999) und „Gekotzt wird später“ (2003), sie haben die „Werner“-Filme nach den erstmals 1978 vom Kieler Semmel-Verlag edierten kultigen Comics von Rötger „Brösel“ Feldmann, von denen es inzwischen mehr als ein Dutzend gibt, selbst zu Kult-Ereignissen gemacht. Ob die jetzt wirklich wissen wollen, wie alles angefangen hat mit Holgi, dem betuchten Lümmel, der immer über das beste Material verfügen konnte und deshalb Schmuddelkind Werner auf die Plätze verwies, und das auch noch vor dem Hintergrund der bundesdeutschen Wirtschaftswunder-Geschichte?
Doch zurück zum Renngeschehen, in das immer wieder auch die Bullen eingreifen – zu Werners Nachsehen. Einmal wird seine in der Werkstatt des Installationsmeisters Röhrich aufgerüstete Maschine „konsifitiert“, ein anderes Mal endet eine behördliche Ehrung auf einem eigens für ihn ausgerichteten Polizeifest – als Dank für die hohe Anzahl Flensburger Punkte und den Erhalt vieler Polizei-Arbeitsplätze – in Chaos und Zerstörung. Jetzt, nach so vielen Jahren, will es Werner noch einmal wissen, will der ewige Zweite endlich Revanche...
So weit, so kurzweilig. Aber dann übernimmt Gernot Roll neben der Kamera auch die Live-Regie und wir sehen einen in Ehren ergrauten Rötger Feldmann, der zu seinem Entsetzen feststellen muss, dass sich angesichts der aus Asien nach Europa übergeschwappten Manga-Manie anscheinend niemand mehr für seine „Werner“-Comics interessiert, schon gar nicht sein Verleger Hermann Seidel. Nur ein paar hartgesottene Fan-Oldies um den Präsi halten noch zu dem frustrierten Zeichner, der wie einst der kleine Franzose mit dem großen Feldherrnhut auf Korsika neue Inspirationsquellen sucht.
Und dabei, vermutlich durch den inzwischen völlig ungewohnten Testosteronschub angesichts der leckeren Strandmadels, die Realitätsebenen durcheinanderbringt: Sein seiner Zeichentrick-Figur nachempfundener „Flachköpper“ in nur knietiefes Wasser setzt ihn solchermaßen außer Gefecht, dass die Nachricht von seinem Ableben die mediale Runde macht. Und plötzlich neue verlegerische Aktivitäten freisetzt...
Rötger Feldmann im Constantin-Presseheft: „Ich bin ja kein Schauspieler. Das hab‘ ich schon beim ersten Film kapiert.“ Was dem Erfolg aber keinen Abbruch getan hat – der auch nach der Free-TV-Premiere am 26. April 2014 auf Pro Sieben andauert.
Pitt Herrmann