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Marvin Bosch ist Deutschlands größter Filmstar: Die Fans umschwärmen ihn, die Presse reißt sich um ihn, die Kameras lieben ihn. Dann aber läuft kurz vor der Premiere seines neuen Films ein Interview mit der Boulevardjournalistin Bettina Bamberger heillos aus dem Ruder – und plötzlich muss der gefeierte Star sich vor den Medien verstecken. Auf seiner Flucht landet der leichtlebige Machotyp ausgerechnet in einem feministischen Off-Theater, geleitet von der kämpferischen Frieda. Sie ist einerseits wenig begeistert von dem unerwarteten "Gast", andererseits könnte Marvin bei der Rettung ihres finanziell angeschlagenen Theaters nützlich sein. Umgekehrt wittert Marvin die Chance, mit einem Auftritt in dem Theater sein ramponiertes Image aufzupolieren. Also tun die beiden sich notgedrungen zusammen und Marvin beginnt mit dem Frauenensemble die Proben für ein neues Stück, unter den Augen einer ebenso neugierigen wie argwöhnischen Öffentlichkeit.
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Die ihn nicht nur wie erwartet auf das als „Pimmelgate“ bundesweit gepostete Nacktfoto des gefragtesten Singles der Republik anspricht, das eine „Freundin“ von ihm im weltweiten Netz verbreitete, sondern auch mit den schwierigen familiären Verhältnisse in seiner Kindheit, seinem alkoholkranken Vater und seiner allzu früh an Krebs gestorbenen Mutter, konfrontiert. „Wieso soll ich denn ein guter Junge sein, wenn du trotzdem nicht bei mir bleibst?“: Als die Schreckensbilder dieser Vergangenheit in seinen Kopf zurückkehren, ist Marvin wie gelähmt und weiß auf die Provokationen der so selbstgewissen wie quotengeilen Zynikerin keine Antwort.
Er flüchtet aus dem Studio und taucht unter in den Sophiensälen, wo das Dreigespann Frieda, Jacky und Zelda in ihrem privaten „Theater 3.000“ feministische Stand-up-Comedy machen. Der Vorzeige-Macho Marvin wird mit einer für ihn komplett neuen Welt konfrontiert. Die ihm gerade Spaß zu machen beginnt, als er backstage eine Flasche Mineralwasser leert – und ins Koma fällt. Zeldas halluzinogene Pilz-Mixtur war eigentlich für die Premierenfeier anschließend gedacht, nun muss diese rasch aus Marvins Magen heraus.
Sammy, die ihren Schützling getrackt hat, drängt auf eine Fahrt zur Klinik, auch wenn das neue Schlagzeilen provozieren würde. Frieda weiß Rat – und steckt Marvin kurzerhand zwei Finger in den Hals. Freilich an prominenter Stelle, der denkmalgeschützten Verkehrskanzel am Kudamm. Sodass Bettina Bambergers Mädchen für alles, Markus, alles mitbekommt und das „flüssige Gold“ im Labor analysieren lässt. Nun ist auch noch vom drogensüchtigen Star die Rede, der wohl deshalb nicht zur Premiere seines neuen Films erscheinen konnte.
Sogleich springen Sponsoren ab und Marvin bleibt nichts anderes übrig, als ausgerechnet mit der Nullnummer von Rainer einen Werbespot zu drehen, der naturgemäß gründlich daneben geht: Soeben noch umjubelter Superstar, jetzt völlig am Ende. Was Hakan dazu bringt, sich bei Bettina Bamberger vor laufenden Kameras für seinen besten Freund einzusetzen – mit brisanten Details aus einer gemeinsamen Vergangenheit. Zu der auch ein gewisser Milan gehört, den die drei Freunde seit zwanzig Jahren aus den Augen verloren haben.
Das ändert sich nun – nach einer Standpauke Zeldas: Marvin versöhnt sich nicht nur mit Frieda, bei der er zeitweise untergetaucht war, sondern auch mit seiner neuen Aufgabe als Finanzier eines alternativen queeren Theaterprojektes: „Was ist eigentlich so schrecklich am Happy End?“. Nichts – werden auch die Kinobesucher sagen, die „Liebesdings“ wohl zu „der“ deutschen Sommerkomödie des Jahres 2022 machen werden. Mit viel Lokalkolorit stellen Regisseurin Anika Decker und Kameramann Moritz Anton die alternative Szene der Hauptstadt vor. Nach hundert Minuten gibt’s jedoch ein durch und durch bürgerliches Hetero-Glück samt niedlichem Vierbeiner.
„Liebesdings“ ist Wohlfühlkino mit tollen Schauspielern in kleinen Nebenrollen, genannt seien hier Anna Thalbach und Viktoria McCornell als Theaterleute Wiebke und Penny, und Berliner Szenegrößen. Die freilich nur den in Regenbogenfarben schillernden Rahmen bilden für eine höchst konventionelle Liebesgeschichte des Mainstreamkinos. Was daran schrecklich ist? Aus meiner Sicht: nichts!
Pitt Herrmann