Inhalt
Eva und Rocco haben fünf gute Freunde zum Abendessen eingeladen. Bei gutem Essen, Wein und angeregten Unterhaltungen verläuft alles nach altbekanntem Muster - bis Eva, inspiriert durch eine Diskussion zum Thema Ehrlichkeit, die natürlich alle Anwesenden für sich beanspruchen - ein Spiel vorschlägt: Da vermeintlich niemand etwas zu verbergen hat, sollte es auch kein Problem sein, die Handys auf den Tisch zu legen und im Verlauf des Abends alle eingehenden Telefonate über Lautsprecher zu führen sowie SMS und WhatsApp-Nachrichten laut vorzulesen. Was als unverfänglicher Spaß beginnt, bringt die eine oder den anderen im Verlauf des Abends in Erklärungsnöte. Schon bald zeigt sich nämlich, dass niemand so ganz ohne Geheimnis ist, und so kommt es zu einer ganzen Reihe von Überraschungen und Verwirrungen.
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Ein Abend unter Freunden in luxuriöser Umgebung über den Dächern von München beim so liebevollen wie einfühlsamen Vater Rocco und seiner kühlen Gattin Eva: Leo, der für die Zwillinge in Elternzeit gegangen ist, während seine Gattin Carlotta Karriere in der Werbebranche macht, was Leos Mutter ihr beinahe täglich aufs Butterbrot schmiert, die wohlhabende, daueroptimistische Tierärztin Bianca und ihr taxifahrender, vom Leben nicht gerade verwöhnter Freund Simon sowie der Lehrer Pepe, der mit Frauen bisher kein Glück hatte und daher als einziger ohne Begleitung erscheint.
Als sie bei einem opulenten Abendessen anlässlich des seltenen Ereignisses einer auch ohne Pepes mitgebrachtem Fernrohr vom Balkon aus gut sichtbaren Mondfinsternis über Ehrlichkeit gegenüber ihren Partnern diskutieren, entschließen sie sich nach Roccos internationalen Tapas und einem nur mit zahlreichen Flaschen Wein erträglichen Schokohuhn ausgerechnet auf Drängen der Psychologin Eva zu einem gewagten Spiel: Alle sieben legen ihre Smartphones auf den Tisch, Flugmodus dieser, so Eva, „Flugschreiber unseres Lebens“, ausgeschaltet. Alles, was nun reinkommt, wird geteilt: Nachrichten werden vorgelesen, Telefonate laut mitgehört, jede noch so kleine WhatsApp wird gezeigt. Was als harmloser Spaß beginnt, artet bald zu einem emotionalen Kuddelmuddel aus – voller überraschender Wendungen und delikater Offenbarungen. Denn in dem scheinbar perfekten Freundeskreis gibt es mehr Geheimnisse und Lebenslügen, als zu Beginn des Spiels zu erwarten waren...
Rocco, für die heftig pubertierende 14-jährige Tochter Sophie einziger familiärer Halt, hat sich aus einer Handwerkerfamilie zum Schönheitschirurgen hochgearbeitet. „Das trägt er nicht vor sich her, aber das ist eine Leistung, auf die er stolz sein kann“, so Wotan Wilke Möhring und erklärt: „Der Job bedeutet ihm viel, aber noch mehr bedeuten ihm seine Frau und seine Tochter. Doch angesichts der ganzen menschlichen Probleme, mit denen Eva als Psychologin konfrontiert wird, kann sie sich kaum vorstellen, dass ihr Mann einfach nur herzensgut ist und sie bedingungslos liebt.“
Inspiriert vom italienischen Kinofilm „Perfetti sconosciuti“ von Paolo Genovese aus dem Jahr 2016, der allein in Italien 2,7 Mio. Besucher zählte und in rekordverdächtigen anderthalb Dutzend Ländern adaptiert worden ist, hat Bora Dagtekin aus der Grundidee eine zeitgemäßere Interpretation für das deutsche Kinopublikum geschaffen, in der die Männer nicht nur reine Machos sind und die Frauen größere Entfaltungsmöglichkeiten haben als im Original. Wobei das Familien- und Weltbild, das Bora Dagtekin hier vorführt, mit „konservativ“ noch sehr freundlich beschrieben wird: Die Frau will sich in Wahrheit nur äußerlich perfektionieren statt sich im Beruf zu verwirklichen, sie sehnt sich allein nach Apfelschnitz-Teilung mit anderen Müttern im Sandkasten. Und der Mann bleibt der stets kleine Junge, der davon träumt, einmal Ernährer – und väterlicher Held – der Kleinfamilie zu werden.
Der exakte Inhalt dieses allerdings ungemein unterhaltsamen, weil sehr pointierten boulevardesken Kammerspiels, das sich bis auf einige einleitende Szenen ausschließlich in der großzügigen Dachgeschoss-Altbauwohnung der Gastgeber Eva und Rocco abspielt, wird hier natürlich nicht verraten. Wer sich im Kino den langen Abspann zumutete, wurde durch jede Menge Bonus-Material mehr als nur entschädigt: Pleiten, Pech und Pannen bei den Dreharbeiten in den Bavaria Filmstudios. Ob dieser auch bei der Free-TV-Premiere am 1. Januar 2023 auf Sat 1 zu sehen ist, lässt sich nicht vorhersagen.
Pitt Herrmann