Kida Khodr Ramadan

Weitere Namen
Kida Ramadan (Schreibvariante)
Darsteller, Regie, Drehbuch, Produzent
Beirut, Libanon

Biografie

Kida Khodr Ramadan, geboren am 8. Oktober 1976 in Beirut, Libanon, wuchs in Berlin-Kreuzberg auf, nachdem seine Familie kurz nach seiner Geburt vor dem libanesischen Bürgerkrieg geflüchtet war. Bereits als Jugendlicher entwickelte Ramadan, der die Hauptschule ohne Abschluss verließ, den Wunsch, eine Laufbahn als Unterhaltungskünstler einzuschlagen. Er schloss sich der Kreuzberger Breakdance- und Hip-Hop-Szene an und hielt sich unter anderem mit Straßenauftritten finanziell über Wasser. 2002 wurde er von dem Filmemacher und ehemaligen Sozialarbeiter Neco Çelik als Schauspieler entdeckt: Er besetzte ihn in dem Sozialdrama "Alltag" (2002), über den verhängnisvollen Überfall zweier Jugendlicher auf ein Kreuzberger Wettbüro. Es folgte eine Nebenrolle in Nadya Derados Drama "Yugotrip" (2004), als bester Freund eines von Stipe Erçeg verkörperten, bosnischen Kriegsflüchtlings; 2005 gehörte Ramadan zum Ensemble von Anno Sauls Multikulti-Komödie "Kebab Connection".

Eine markante Nebenrolle hatte er 2006 in Detlev Bucks Milieustudie "Knallhart", als rechte Hand eines brutalen Berliner Kiez-Gangsters. Ebenfalls 2006 spielte er kleinere Nebenrollen in Fernsehspielen und verkörperte in sechs Episoden der Krimiserie "Der Kriminalist" einen türkischstämmigen Kriminalkommissar. In der preisgekrönten Tragikomödie "Underdogs" (2007) sah man Ramadan neben Ingo Naujoks und Thomas Sarbacher in einer Hauptrolle als Gefängnishäftling, der zur Resozialisierung an einem Ausbildungsprogramm für Blindenhunde teilnimmt. Eine Schlüsselrolle hatte er in Hendrik Handloegtens "Tatort"-Folge "Der tote Chinese" (2008), als Handlungsreisender, der die Kommissare auf eine entscheidende Spur führt. Eine kleine, aber wichtige Rolle spielte Ramadan auch in der Tragikomödie "Luks Glück" (2010), in dem er als nicht ganz Vertrauen erweckender Cousin einem Lottomillionär zum Liebesglück verhelfen soll. In der Märchenverfilmung "Kalif Storch" (2012, TV) spielte er den sympathischen Kalif Feisal.

Kleinere Nebenrollen hatte Ramadan unter anderem in "Das Ende einer Maus ist der Anfang einer Katze" (2011, TV), "Kaddisch für einen Freund" (2012), "Willkommen bei Habib" (2013) und als gewaltbereiter Gefängnisinsasse in Lars Beckers TV-Krimi "Unter Feinden" (2013). Sah man Kida Khodr Ramadan häufig in der Rolle krimineller oder zumindest dubioser Charaktere, verkörperte er in "Ummah – Unter Freunden" (2013) zur Abwechslung einen ungebrochenen Sympathieträger: einen arabischen Gebrauchtwarenhändler, der nicht ahnt, dass sein neuer deutscher Freund ihm als Undercover-Ermittler des BKA etwas anhängen soll. Für diese Rolle wurde Ramadan 2014 für den Deutschen Filmpreis als Bester Nebendarsteller nominiert.

Danach sah man Ramadan in einigen Fernsehproduktionen. So hatte er Gastrollen in verschiedenen Serien (u.a. "Tatort", "Ein Fall für zwei", "Vier Frauen und ein Todesfall") und gehörte als türkischer Plattenbaubewohner zum Ensemble der viel gelobten Ostalgie-Komödie "Anderst schön" (2015).

Im Kinobereich spielte Ramadan kleinere Nebenrollen unter anderem in der Milieustudie "Herbert" (2015) und in "Tschiller: Off Duty" (2016) mit Til Schweiger. Hauptrollen oder tragende Nebenrollen hatte er in den Komödien "3 Türken & 1 Baby" (2015), "Wie Männer über Frauen reden" (2016) und "Mein Blind Date mit dem Leben" (2017) sowie in Ken Dukens Thriller "Berlin Falling" (2017).

Seine Hauptrolle in der Miniserie "4 Blocks" (2017) als Oberhaupt eines kriminellen libanesischen Clans in Berlin-Neukölln brachte Ramadan einen Deutschen Fernsehpreis 2018 sowie einen Grimme-Preis ein. Ebenfalls 2018 startete das preisgekrönte Gangsterdrama "Nur Gott kann mich richten" in den Kinos. Darin spielte Ramadan eine Hauptrolle als Mitglied eines kriminellen Trios, das einen letzten Coup durchziehen will.

Auch danach blieb Ramadan sehr präsent, im Fernsehen wie auf der Kinoleinwand. So gehörte er in einer Nebenrollen zum Ensemble der dänisch-schwedischen Thriller-Serie "Greyzone" (2018, als Terrorist) und wirkte weiterhin in der deutschen Serie "Blockbustaz - Willkommen in der Hood" mit.

Kino-Nebenrollen hatte er in der Komödie "Verpiss Dich, Schneewittchen" (2018, als Bruder von Bülent Ceylans Hauptfigur) und in dem Thriller "Spielmacher" (2018, als russischer Gangster). Eine Hauptrolle spielte er in Detlev Bucks "Asphaltgorillas" (2018), als Berliner Gangster, dem einer seiner Handlanger in die Quere zu kommen droht.

Weitere Hauptrollen hatte er als Krankenpfleger in der Gauner- und Behindertenkomödie "Goldfische" (2019) mit Tom Schilling und als blinder Profikiller in dem Thriller "Man from Beirut" (2019), in dem seine Tochter Dunya Ramadan die zweite Hauptrolle spielte und der weltweit auf mehreren Festivals lief.

Auch in den nächsten Jahren blieb Ramadan ein sehr gefragter Schauspieler. Er spielte einen Mönch in der Hesse-Verfilmung "Narziss und Goldmund" (DE/AT 2020), den Vater eines Vergewaltigungsopfers in der "Tatort"-Folge "Borowski und der Fluch der weißen Möwe" (2020, TV) und den Vater der jungen, jüdischen Hauptfigur in dem Sozialdrama "Ein nasser Hund" (2020).

Beim Münchner Filmfest Pop-Up 2020 wurde Ramadans Regiearbeit "In Berlin wächst kein Orangenbaum" uraufgeführt, eine Berliner Kiez-Milieustudie, in der er auch die Hauptrolle spielte und zu der er mit Constantin Lieb das Drehbuch geschrieben hatte. Kleinere Rollen übernahm er unter anderem in der Coming-of-Age- und Coming-Out-Geschichte "Hochwald" (AT/BE 2020) und in Detlev Bucks "Tatort"-Folge "Alles kommt zurück" (2021).

Bei den Hofer Filmtagen stellte Ramadan im Oktober 2021 seinen Film "Égalité" vor, bei dem erneut Constantin Lieb sein Co-Autor war. In dem Familiendrama geht es um einen verzweifelten Vater, dessen 14-jährige Tochter (Dunya Ramadan) nach einer scheinbar ungefährlichen Mandeloperation erblindet ist. Der Kinostart erfolgte im Januar 2022.

FILMOGRAFIE

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