Biografie
Kurt Arthur Erwin Ulrich, geboren am 28. Juni 1905 in Berlin, begann schon als Jugendlicher in verschiedenen Funktionen in der Filmbranche zu arbeiten, schließlich auch als Aufnahmeleiter. In der frühen Tonfilmzeit gründete er mit Fritz Neuß in Berlin seine erste eigene Produktionsfirma, die K.U.-Filmproduktions- und Vertriebs-GmbH Ulrich & Neuß, die zwischen 1932 und 1938 über hundert Kurzfilme herstellte. 1939 ging Ulrich als Produktionsleiter zur Algefa, 1942 wechselte er zur Berlin-Film.
Nach Kriegsende wirkte Ulrich in Berlin zunächst als Theaterdirektor für das "Lustspielhaus des Westens" und die Gastspielbühne "Der Regenbogen". 1948 gründete er mit dem Kameramann Kurt Schulz die Berolina-Film GmbH, eine der einflussreichsten und wichtigsten Filmproduktionsfirmen der jungen Bundesrepublik, die die ersten deutschen Farbfilme der Nachkriegszeit herstellte und mit Unterhaltungsware fürs Wirtschaftswunder-Deutschland großen kommerziellen Erfolg hatte: Hans Deppes "Schwarzwaldmädel" (1950) begründete das erfolgreiche Genre des Heimatfilms, dem in den 1950er Jahren viele ähnliche Werke folgten, darunter "Grün ist die Heide" (1951), "Wenn am Sonntagabend die Dorfmusik spielt" und "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" (beide 1953). Die Berolina produzierte Komödien und herzzerreißende Stoffe mit Heinz Rühmann ("Briefträger Müller", 1953; "Wenn der Vater mit dem Sohne", "Charley's Tante", beide 1955) und zahlreiche Neuverfilmungen von Vorkriegswerken ("Emil und die Detektive", 1954; "Die Drei von der Tankstelle", 1955). Herausragende Berolina-Filme waren Wolfgang Liebeneiners hauptsächlich in Berlin entstandener Hamburgfilm "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" (1954) mit Hans Albers, Werner Klinglers Agentenfilm "Spion für Deutschland" (1956) mit Martin Held, Nadja Tiller und Walter Giller, und Klinglers Einbrecherkrimi "Banktresor 713" (1957) mit Hardy Krüger und Martin Held, der West-Berlin aus Sicht der Verlierer der Wirtschaftswunder-Jahre zeigt.
Nach dem Tod von Kurt Schulz richtete Ulrich die Berolina 1957 als Kurt-Ulrich-Film GmbH neu aus. Er produzierte weiterhin populäre Stoffe wie "Der Greifer" (1958) mit Hans Albers und "Peter Voss, der Millionendieb" (1958) mit O.W. Fischer, realisierte aber auch ambitioniertere Projekte wie Wolfgang Staudtes Gesellschaftssatire "Rosen für den Staatsanwalt", Victor Vicas' atmosphärische Liebesgeschichte "Jons und Erdme – Die Frau des Anderen" (beide 1959) und Julien Duviviers Kellerkind-Drama "Das kunstseidene Mädchen" (1960). Für letztere Filme, beides Literaturadaptionen (Hermann Sudermann, Irmgard Keun), verpflichtete Ulrich die italienische Schauspielerin Giulietta Masina in den Hauptrollen. Anschließend wollte er sie auch als Spelunken-Jenny besetzen, Masina stand jedoch nach den kommerziellen Misserfolgen der beiden Filme nicht mehr zur Verfügung. "Die Dreigroschenoper" entstand dann 1962/63 unter Wolfgang Staudtes Regie mit Hildegard Knef, Curd Jürgens und Gert Fröbe.
Anfang der 1960er Jahre galten Ulrichs Filme als "Papas Kino", und die Filmindustrie kämpfte gegen die neue Konkurrenz des Fernsehens. Die letzten Filme der Kurt-Ulrich-Film entstanden 1964, die Firma wurde kurz nach Ulrichs Tod aufgelöst. Kurt Ulrich starb am 11. September 1967 in Berlin.