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Alle Fotos (41)Biografie
Otto Wilhelm Fischer, geboren am 1. April 1915 in Klosterneuburg bei Wien, besucht das örtliche Gymnasium ("Lehrern hörte ich nicht zu. Später auch nicht Regisseuren.", so Fischer 1986 in einem Interview) und nimmt nach der Matura im Jahr 1933 ein Studium der Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte in Wien auf. Dieses bricht er jedoch vorzeitig ab, um sich der Schauspielerei zuzuwenden: Im Frühjahr 1936 nimmt er Schauspielunterricht am Wiener Max-Reinhardt-Seminar und erhält prompt ein Engagement am Theater in der Josefstadt, 1937 gefolgt von einem Engagement an den Münchner Kammerspielen.
Von 1938 bis 1944 gehört Fischer dem Ensemble des Deutschen Volkstheaters Wien an, wo er vor allem in der Rolle des gutaussehenden Bonvivant auffällt; zugleich kann er aber auch in Charakterrollen wie dem "Demetrius" die Kritik überzeugen und das Publikum begeistern. Parallel zu seiner Bühnentätigkeit am Volkstheater arbeitet Fischer als Sprecher für Radio Wien.
Sein Kinodebüt gibt O. W. Fischer 1936 mit einer kleinen Rolle in Willi Forsts Melodram "Burgtheater". 1939 und 1940 folgen dann größere Rollen in den Hans-Moser-Komödien "Anton der Letzte" und "Meine Tochter lebt in Wien". In den folgenden Jahren, bis zum Ende des "Dritten Reichs", sieht man ihn auf der Kinoleinwand fast ausschließlich als den Typus des harmlos-sympathischen jungen Herren, als Künstler und Aristokraten.
Nach dem Kriegsende kehrt Fischer, der seit 1942 mit der Schauspielerin Anna Usell verheiratet ist, neben seiner Filmarbeit zum Theater zurück. Bis 1952 gehört er dem Ensemble des Wiener Burgtheaters an, 1950 steht er bei den Salzburger Festspielen als Orsino in Shakespeares "Was ihr wollt" auf der Bühne.
Seinen ersten großen Kinoerfolg landet Fischer 1950 in der Titelrolle des österreichischen Adels- und Heimatfilms "Erzherzog Johanns große Liebe". Im Lauf der 1950er Jahre avanciert er neben Curd Jürgens zum höchstbezahlten Star des deutschen Kinos. Mit Maria Schell ("Bis wir uns wiederseh'n", 1952; "Solange Du da bist", 1953) und Ruth Leuwerik ("Ein Herz spielt falsch", 1953; "Bildnis einer Unbekannten", 1954) bildet er publikumswirksame Liebespaare in leichten Unterhaltungsfilmen. Das Publikum sieht ihn am liebsten in der Rolle des leicht exzentrischen, charmant-originellen Träumers – ein Typus, der ein willkommenes Gegenbild zu den allzu pragmatischen Leinwandmännern jener Zeit bildet.
Sein Erfolg ermöglicht es Fischer, sich ein Mitspracherecht in seinen Filmverträgen zu sichern, wodurch er Einfluss auf die Konzeption und Gestaltung seiner Rollen nehmen kann. Seine Paraderolle wird 1954 die des Bayernkönigs "Ludwig II." in Helmut Käutners stark romantisierter Filmbiografie. Auf einer ähnlichen Linie liegt Fischers erste, mit Unterstützung von Georg Marischka realisierte Regiearbeit: "Hanussen", eine Filmbiografie des gleichnamigen Hellsehers und NS-Günstlings, wird von der Kritik für ihre filmischen Qualitäten gelobt, auf Grund der Verklärung der Titelfigur jedoch insgesamt zwiespältig aufgenommen. Ähnlich ergeht es "Ich suche Dich" (1956), Fischers zweitem und letztem Film als Regisseur, der ihn als genialischen Trunkenbold und Zyniker präsentiert.
1956 versucht Fischer, auch in Hollywood zu reüssieren – ohne Erfolg: Er schließt mit dem Studio Universal einen Vertrag über zwei Filme ab, wird jedoch während der Dreharbeiten zu "My Man Godfrey" wegen "unüberbrückbarer Differenzen" mit dem Regisseur Henry Koster gefeuert und durch David Niven ersetzt. 1986 gibt Fischer in einem Interview an, er habe damals "das Gedächtnis verloren und durfte es keinem sagen. "Das war eine meiner schwärzesten Stunden."
In Deutschland bleibt seine Popularität derweil ungebrochen. Er spielt inzwischen auch Rollen mit humorvoll-selbstironischen Zügen, beispielsweise als Praliné-Soldat Bluntschli in der Shaw-Verfilmung "Helden" (1958); ansonsten bleibt er bei seinem Image als charmanter Weltmann, wie etwa als gewiefter Millionendieb in Wolfgang Beckers "Peter Voss – Der Milliondieb" (1959) oder als kulinarisch versierter Agent in Géza von Radvanyis Simmel-Verfilmung "Es muss nicht immer Kaviar sein" (1961).
Mitte der 1960er Jahre beginnt Fischer, sich allmählich vom Filmgeschäft zurückzuziehen. Auf der Kinoleinwand sieht man ihn ab Ende der 1960er Jahre überhaupt nicht mehr, bis Mitte der 1970er Jahre tritt er gelegentlich in Fernsehproduktionen auf und spielt Theater.
1968 hält er an mehreren Universitäten Vorträge über Philosophie und Hypnose. 1970 erhält Fischer, der privat Sprachforschung und Sinnstudien betreibt, in Wien den Professorentitel. Seit den späten 1980er Jahren macht er seine Erkenntnisse in Gedichten, Memoiren und Interviews auch der Öffentlichkeit zugänglich.
1986 kehrt Fischer nach 11-jähriger Pause noch einmal zur Schauspielerei zurück: In dem TV-Episodenfilm "Herbst in Lugano" spielt er die Hauptrolle des Felix. Am 29. Januar 2004 stirbt Otto Wilhelm Fischer im schweizerischen Vernate bei Lugano.