Biografie
Artur Georg Fritz Maurischat wurde am 27. April 1893 in Berlin geboren. Von 1907 bis 1910 absolvierte er eine Ausbildung zum Bühnenmaler bei der Berliner Firma Nikolai, Janowitz & Co. und erhielt anschließend Aufträge vom Theater in Dresden und vom Dessauer Staatstheater. In der Spielpause 1913 lernte er den Dekorateur Hermann Weinzweig kennen, mit dem er 1914 die Firma Moderne Propaganda Weinzweig & Maurischat gründete. Allerdings endete der Aufbau der Firma, noch bevor er richtig begonnen hatte, da man Maurischat Ende 1914 zum Kriegsdienst einzog.
Nach diversen Einsätzen, unter anderem an der Front im Osten, wurde er im Dezember 1918 im Rang eines Unteroffiziers entlassen. Nach einem Aufenthalt in Königsberg, der Heimat seiner Mutter, kehrte Maurischat im Jahr 1919 nach Berlin zurück. Dort bekam er eine Stelle als künstlerischer Berater der Warenhaus-Kette Hermann Tietz (besser bekannt als 'Hertie'). Er gründete erneut eine eigene Firma, mit der er bis 1932 Schaufenster, Auslagen und Weihnachtsausstellungen für die Hertie-Kaufhäuser gestaltete. Zudem dichtete Maurischat eigens Verse für illustrierte Märchenbroschüren, die zu den Ausstellungen verteilt wurden.
Durch den Szenenbildner Martin Jacoby-Boy kam Maurischat 1922 erstmals mit der Filmbranche in Kontakt. Gemeinsam zeichneten die beiden (mit Erich Grave) bei der Komödie "So sind die Männer" (1922) für die Bauten verantwortlich. Als Jacoby-Boy 1923 zu der Produktionsfirma May-Film wechselte, wurde Maurischat sein Assistent. Ende 1923 ernannte man ihn auf Vorschlag von Jacoby-Boy und Paul Leni zum technisch-künstlerischen Leiter der May-Film-Ateliers in Berlin-Weißensee und Woltersdorf.
In dieser Funktion setzte er Entwürfe und Skizzen des Szenenbildners und Regisseurs Paul Leni um. Auf diese Weise entstanden allein im Jahr 1924 die Bauten zu drei Filmen: "Das Wachsfigurenkabinett", "Liebesbriefe der Baronin S…" und "Der Farmer aus Texas". In gleicher Funktion setzte Maurischat die Dekorationen für das Varieté-Theater "Die Gondel" um, dessen Direktoren Leni und der Komponist Hans May waren.
Ebenfalls 1924 war Maurischat an der Erprobung eines von Eugen Schüfftan und Ernst Kunstmann entwickelten Trickfilm-Verfahrens beteiligt. So realisierte er im Auftrag von Joe May mit Schüfftan einen kurzen Testfilm für das Verfahren, welches später durch Fritz Langs "Metropolis" (1927) als "Schüfftan-Verfahren" weltberühmt wurde. Von 1926 bis 1930 war Maurischat (mit kurzer Unterbrechung) Leiter der Deutschen Spiegeltechnik GmbH, die die Ausführung von Szenen nach dem Schüfftan-Verfahren übernahm, so etwa bei G. W. Pabsts "Die Liebe der Jeanne Ney" (1927) und Alfred Abels "Narkose" (1929).
Parallel dazu avancierte Maurischat ab Ende der 1920er Jahre zu einem der renommiertesten deutschen Szenenbildner. Zu seinen bekanntesten frühen Filmen gehören "Großstadtschmetterling" (1929), ein in der Pariser Bohème angesiedeltes Liebesdrama; die im bürgerlichen Milieu spielende Liebesgeschichte "Die Nacht ohne Pause" (1931); das in einem elitären Mädcheninternat angesiedelte Sozialdrama "Mädchen in Uniform" (1931); und der aufwändige Abenteuerfilm "SOS Eisberg" (1933), für den er im Berliner Atelier Johannisthal eigens Wasserbassins für Studio-Nachdrehs baute.
Besonders erfolgreich war Maurischats Zusammenarbeit mit dem Regisseur Frank Wysbar, für den er bei vier Filmen die Bauten entwarf: Bei der Komödie "Im Bann des Eulenspiegels" (1932), dem Geschwisterdrama "Anna und Elisabeth" (1933), der Mystery-Geschichte "Fährmann Maria" (1936) und dem Kostümfilm "Ball im Metropol" (1937). Nach Wysbars Idee entwickelten die beiden auch den sogenannten "Papierfilm", eine Art Vorläufer heutiger Storyboards: Auf einem langen Papierstreifen skizzierte Wysbar die Szenenfolge, anschließend fügte Maurischat den Textstellen seine Entwürfe hinzu. Nach dieser Methode drehten sie unter anderem "Im Banne des Eulenspiegels".
Ab Mitte der dreißiger Jahre entwarf Maurischat verstärkt Bauten für aufwändige Prestige-Produktionen wie den propagandistischen Historienfilm "Der alte und der junge König" (1935), das Zirkus-Melodram "Fahrendes Volk" (1938) mit Hans Albers sowie Wolfgang Liebeneiners berüchtigtes Euthanasie-Drama "Ich klage an" (1941).
1938 arbeitete er bei dem Hans-Albers-Abenteuer "Sergeant Berry" erstmals mit dem Regisseur Herbert Selpin. Fünf weitere Zusammenarbeiten folgten, darunter die Albers-Starvehikel "Trenck, der Pandur" (1940), "Ein Mann auf Abwegen" (1940) und "Carl Peters" (1941). Für Selpins "Titanic" (1943) realisierte Maurischat die damals bahnbrechenden Trickaufnahmen des Schiffsuntergangs, eine Kombination von Real- und Modellaufnahmen. Maurischats letzte Filme im NS-Regime entstanden unter der Regie von Werner Klingler (dem "Titanic"-Regisseur nach Selpins Verhaftung). So etwa das propagandistische Familiendrama "Die Degenhardts" (1944) und der Kriminalfilm "Der Verteidiger hat das Wort" (1944). Der letzte Film des Teams Klingler/Maurischat, "Dr. phil. Döderlein" (1945) mit Heinrich George in der Titelrolle, blieb unvollendet.
Nach Kriegsende eröffnete Maurischat in Berlin ein Unternehmen für den Wiederaufbau, bei dem er mit Altmaterialien für den Wohnungsbau handelte.
Von der sowjetischen Militär-Administration erhielt er den Auftrag, die Umwandlung der Heinkel-Flugzeugwerke bei Rostock in eine Filmproduktionsanlage zu planen, als Alternative zum weitgehend zerstörten Babelsberg.
1948 kehrte Maurischat schließlich in seinen Beruf als Szenenbildner zurück: Gemeinsam mit Fritz Lück und Hans Sohnle entwarf er die Bauten für Josef von Bakys Remigrations-Drama "Der Ruf", einem der bedeutendsten deutschen Filme der ersten Nachkriegsjahre. Danach wirkte er an leichten Unterhaltungsfilmen wie der Liebeskomödie "Hochzeitsnacht im Paradies" (1950), aber auch an ambitionierteren Werken wie dem kabarettistischen Spielfilm "Die Frauen des Herrn S." (1951), der unter anderem die Situation Deutschlands unter den vier Besatzungsmächten aufs Korn nahm.
Für seine Arbeit bei dem deutsch-amerikanischen Historienfilm "Martin Luther" (1953) wurde Maurischat 1954 gemeinsam mit Paul Markwitz für den Oscar nominiert. Bis Anfang der 1960er entwarf Maurischat Szenenbilder und Bauten für zahlreiche Kinofilme, wobei er mehrfach mit Regisseur Josef von Baky arbeitete. Zu seinen wichtigsten Filmen gehören das Spionagedrama "Rittmeister Wronski" (1954), das Liebesdrama "Stefanie" (1958) sowie die Filmbiografien "Anastasia, die letzte Zarentochter" (1956) über Anna Anderson und "Liebling der Götter" (1960) über Renate Müller. Daneben gestaltete Maurischat auch Bühnenbilder für das Wiener Theater in der Josefstadt und für das Renaissance Theater in Berlin, so etwa 1956 für die Uraufführung von Erich Maria Remarques "Die letzte Station" (Regie: Paul Verhoeven) und 1961/62 für "Der widerspenstige Heilige" (Regie: Viktor de Kowa). 1961 beriet er das Zweite Deutsche Fernsehen beim Umbau der Wiesbadener Taunus-Filmateliers in Sendestudios. Seine letzten Arbeiten als Szenenbildner waren dann auch zwei Fernsehspiele: Hans Deppes "Unsere Jenny" (1962) und Wilhelm Dieterles "Das Vergnügen, anständig zu sein" (1962). Danach zog Maurischat sich vom Berufsleben zurück.
1970 wurde Maurischat beim Deutschen Filmpreis mit einem Ehrenpreis für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" gewürdigt. Am 11. Dezember 1986 starb Fritz Maurischat in Wiesbaden.