Der Verteidiger hat das Wort

Deutschland 1943/1944 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Justizrat Jordan, ein berühmter Strafverteidiger, vertritt nur Klienten, von deren Unschuld er überzeugt ist. Da wird sein zukünftiger Schwiegersohn, Juwelier Fabian, am Tag vor der Hochzeit unter Mordverdacht verhaftet. Er soll seine geschiedene Frau, die Tänzerin Ria Norady, getötet haben. Kapellmeister Gillmore hat sie kurz nach einem Besuch Fabians tot in ihrer Garderobe aufgefunden. Gisela Jordan bittet nun ihren Vater, die Verteidigung zu übernehmen.

Nach einer Aussprache mit Fabian ist der Justizrat von dessen Unschuld überzeugt. Da aber keine Beweise zugunsten seines Mandanten vorliegen, versucht er auf eigene Faust den Mörder zu finden. Und es gelingt ihm. Der Chauffeur ist in einem unbeobachteten Moment in die Garderobe der Tänzerin eingestiegen und hat sie ermordet. Alles kommt so plötzlich, daß der Schuldige die Tat sofort gesteht.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Falk Schwarz
Vor den Karren gespannt
Heinrich George war zweifellos einer der wichtigsten Schauspieler im Dritten Reich. Goebbels hielt ihn für politisch unzuverlässig, liess ihn aber gewähren, weil er wusste, dass George geradezu magnetisch die Zuschauer anzog. George war Theaterintendant, Direktor der Tobis und hatte dort eine eigene Produktionsgruppe. Nur deshalb konnte er unmittelbar nach dem Ende der verheerenden Schlacht von Stalingrad im Februar 1943 in den Ateliers in Berlin Johannisthal die Dreharbeiten zu einem Justizfilm beginnen. Natürlich ist er als Justizrat Jordan der Mittelpunkt des Films, alle warten nur darauf, dass er auftritt. Die Frauen um ihn herum sind eher blass, auch sein hagerer Schwiegersohn Fabian (Rudolf Fernau) kann sich kaum neben dem massigen Schwiegervater im Maßanzug behaupten. Der Zuschauer weiß natürlich, dass der Justizrat den Fall lösen wird. Doch die arg konstruierte Fabel löst sich erst im letzten Moment. Der Schwiegersohn soll einen Mord begangen haben. Jordan geht in seinem Büro auf und ab, ab und auf und weiß sich keinen Rat. Wie soll er ihn verteidigen? Er glaubt seinem Schwiegersohn, dass er kein Mörder ist. Aber wer könnte es dann sein? Er hat keine Beweise. Da läuft der Schauspieler George zu großer Form auf. Drei Minuten dauert diese Szene und sie bleibt im Gedächtnis, weil es George gelingt, sie mit seiner Nachdenklichkeit und seinem Zweifel allein durch Mimik und Habitus auszufüllen. Es wird nicht gesprochen, er ist ganz alleine, hebt die Fotografien der Zeugen immer wieder auf. Hört ihre Stimmen aus der Verhandlung. So einen Fall hatte er noch nie...Zuvor erklärt er seiner Tochter sein anwaltliches Prinzip: "Recht und Gesetz - das ist mein Leben. Das ist etwas Heiliges für mich ... das ist kein Beruf wie andere Berufe, nein, das ist Dienst ... ein hartes und schweres Dienen. Du kannst es nur sein, wenn du dir der ganzen Verantwortung voll bewusst bist, wenn Du in Deinem Leben nichts Heiligeres und nichts Höheres hast als nur Recht und Gesetz". Unter normalen Umständen würde man sagen: so könnte ein Anwalt denken. Aber wir befinden uns im Jahre 1943. Die Nazis machten himmelschreiendes Unrecht zu Recht und Gesetz. Eine Unabhängigkeit der Justiz gab es nicht mehr. Macht ein naiver Staatsschauspieler die Zuschauer zu Verbündeten in seinem "heiligen" Pathos? George lässt sich vor den Propagandakarren der Nazis spannen. Hat er es gemerkt? War es ihm bewusst? Bei aller Hochachtung vor dem Schauspieler - der Film betreibt Propaganda auf eine hinterhältige Art.

Credits

Schnitt

Musik

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Idee

Kamera-Assistenz

Kostüme

Schnitt

Musik

Musik-Bearbeitung

Darsteller

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • 15.02.1943 - April 1943
Länge:
2371 m, 87 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 22.02.1950, 00962, Uneingeschränkt;
FSK-Prüfung (DE): 18.04.1958, 00962 [2. FSK-Prüfung]

Aufführung:

Uraufführung (DE): 06.04.1944, Berlin, U.T. Bergstraße Neukölln

Titel

  • Arbeitstitel Plädoyer
  • Originaltitel (DE) Der Verteidiger hat das Wort

Fassungen

Original

Länge:
2371 m, 87 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 22.02.1950, 00962, Uneingeschränkt;
FSK-Prüfung (DE): 18.04.1958, 00962 [2. FSK-Prüfung]

Aufführung:

Uraufführung (DE): 06.04.1944, Berlin, U.T. Bergstraße Neukölln

Prüffassung

Länge:
2434 m, 89 min
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 15.02.1944, B.59956, Jugendverbot