Das Wachsfigurenkabinett

Deutschland 1923/1924 Spielfilm

Inhalt

Ein junger Dichter erhält vom Besitzer eines Panoptikums den Auftrag, Geschichten über drei seiner Wachsfiguren zu verfassen: Harun al-Raschid, Iwan den Schrecklichen und Jack the Ripper. In den drei Episoden des Films ist die Liebe eines jungen Paares (in dem stets der junge Dichter und die Tochter des Jahrmarktbudenbesitzers wiederzuerkennen sind) von den drei genannten Unholden bedroht: Den Kalifen Harun al-Raschid gelüstet es nach der Frau eines Bäckers, der Zar Iwan verschleppt eine Braut sowie ihren Bräutigam in seine Folterkammer und Jack the Ripper lauert der Tochter des Jahrmarktbudenbesitzers auf … Bei seiner letzten Spielfilmregie vor dem Wechsel nach Hollywood 1926 ließ sich der Grafiker, Bühnen- und Szenenbildner Paul Leni (1885–1929) stark vom filmischen Expressionismus anregen, den er zugleich zur Vollendung führte. Künstlerisch abstrahierte Kulissen, fantastische Kostüme, kameratechnische Extravaganzen und ein bewusst outriertes Spiel der drei Hauptdarsteller Emil Jannings, Conrad Veidt und Werner Krauß – all das zusammen ließ "Das Wachsfigurenkabinett" zu einer Sternstunde des Weimarer Stummfilmkinos zwischen Kunsterlebnis und Jahrmarktsvergnügen werden.

Quelle: 70. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)

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Falk Schwarz
Wahnsinnig in der Giftküche
Hier wird mit den Augen gerollt, das Gesicht starr verzogen, der Mund aufgesperrt, mit langen ausgestreckten Fingern das Opfer berührt - alles, um den Schrecken zu verstärken, den Iwan (Conrad Veidt) verbreitet, der über Leichen geht. Da werden alle Register der Stummfilmkunst gezogen. Dann klammert sich Ivan an das Stundenglas in der unterirdischen Giftküche und nun wird sein Gesicht noch starrer, noch erschreckter, noch irrer, weil er seinen Namen auf diesem Stundenglas entdeckt hat. Der Giftmischer schrieb ihn darauf, sein letztes Stündlein naht, wenn der Sand durchgeronnen ist - da dreht er das Stundenglas wieder um, und noch einmal um und wird nun - so sagt es der Zwischentitel - ganz und gar wahnsinnig, weil er glaubt, dass er durch diese Bewegung sein Schicksal aufhalten kann. - Drastisch und exstatisch mit hochgetriebener Gestik, so muss man es heute sagen, lässt Regisseur Paul Leni seinen Darsteller agieren. Denn die Geschichte zieht sich, der Zuschauer weiss nicht so recht, was dieser schreckliche Ivan da überhaupt im Keller treibt. Doch was diesen Film heute über die Zeiten hinaushebt, ist die Filmarchitektur, sind die Bauten, die ebenfalls Paul Leni entwarf. Das ist expressionistisches Theater pur - in der ersten Episode naht sich Harun al Raschid („saftig“ wie immer: Emil Jannings) der Frau des Bäckers, um sie zu einem Schäferstündchen zu überreden. Die Türme und Bogen dieser Unterkunft suggerieren Phantastik, der große Herrscher muss sich bücken, wenn er in das Zimmer von „ihr“ möchte. Alle diese Details sind symbolträchtig, wobei Leni gerne die Figuren vor einem dunklen Hintergrund spielen lässt, damit er die Konturen schärfer abbilden kann. So erleben wir eine Reise in die Frühzeit des Films, angereichert mit vielen sexuellen Untertönen. 1924 war Kino noch Schaulust, Jahrmarkt und Grusel. Sowas hatte noch keiner gesehen! Das lässt sich noch heute spüren.

Credits

Drehbuch

Kamera

Darsteller

Produktionsfirma

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Dramaturgie

Kamera

Standfotos

Bauten

Bau-Ausführung

Requisite

Kostüme

Darsteller

Produktionsfirma

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • Juni 1923 - September 1923: May-Film-Atelier, Berlin-Weißensee
Länge:
4 Akte, 2139 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, ohne Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 14.02.1924, B.08140, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (AT): 06.10.1924, Wien

Titel

  • Originaltitel (DE) Das Wachsfigurenkabinett
  • Titelübersetzung (ENG) Waxworks
  • Verleihtitel (US) The Three Wax Works
  • Verleihtitel (US) Three Wax Men

Fassungen

Original

Länge:
4 Akte, 2139 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, ohne Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 14.02.1924, B.08140, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (AT): 06.10.1924, Wien

Restaurierte und digitalisierte Fassung

Länge:
81 min
Format:
DCP 2K
Bild/Ton:
Viragiert + Getont, ohne Ton
Aufführung:

Erstaufführung (DE): 21.02.2020, Berlin, IFF - Berlinale Classics

Verleihfassung

Abschnittstitel
  • Verleihtitel (US)
  • The Three Wax Works
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, ohne Ton
Abschnittstitel
  • Verleihtitel (US)
  • Three Wax Men
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, ohne Ton
Länge:
7 Akte, 2147 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, ohne Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 12.11.1924, B.09330, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 13.11.1924, Berlin, U.T. Kurfürstendamm