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Alle Fotos (25)Biografie
Manfred Krug, geboren am 8. Februar 1937 in Duisburg, zog nach der Trennung seiner Eltern mit seinem Vater in die DDR. In Brandenburg an der Havel absolvierte er eine Lehre als Schmelzer und war anschließend vier Jahre lang in einem Stahl- und Walzwerk tätig. Parallel dazu holte Krug durch den Besuch einer Abendschule sein Abitur nach. Seine Schauspielkarriere begann er im Jahr 1954 mit einem Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin – die der aufsässige Eleve jedoch vor dem Abschluss wieder verlassen musste. Krug ging ans Berliner Ensemble, wo er die Bühnenreife erlangte.
Mit einer kleinen Rolle als Gitarrist in "Die Schönste" gab Manfred Krug 1957 sein Filmdebüt. Aufgrund seiner eindrucksvollen körperlichen Statur, seiner kraftvollen Körpersprache und seiner rebellischen Ausstrahlung wurde er in den ersten Jahren seiner Filmkarriere vor allem in Ganoven- und Halbstarkenrollen besetzt. 1960 gelang ihm mit einer anspruchsvolleren Rolle in Frank Beyers erfolgreichem Bürgerkriegsdrama "Fünf Patronenhülsen" an der Seite von Erwin Geschonneck ein erster Durchbruch. In den kommenden Jahren folgten Rollen in einer Reihe publikumswirksamer DEFA-Unterhaltungsfilme, in der Krug sozialistische und/oder antifaschistische Heldenfiguren verkörperte oder, wie in Ralf Kirstens Gegenwartskomödie "Auf der Sonnenseite" (1961), als gesellschaftlich "wertvolle" Vorbildfigur fungierte.
Erst 1966 fiel Krug den Zensoren des SED-Regimes erstmals negativ auf: Seine Darstellung eines aufmüpfig-schnoddrigen Bau-Brigadiers in Frank Beyers Bestseller-Verfilmung "Spur der Steine" war den Machthabern zu "anarchisch" – der Film wurde aus dem Verleih genommen. Tatsächlich gehörte der Typ des draufgängerischen, zugleich volksnahen Arbeitertyps, der sich nichts gefallen lässt, kaum Respekt vor Autoritäten zeigt und gerne über die Stränge schlägt, seit jeher zu Krugs häufigsten Rollen. Mit Filmen wie dem Historien-Abenteuer "Mir nach, Canaillen" (1963) oder dem zeitgenössischen Ost-Roadmovie "Weite Straßen – stille Liebe" (1969) erfreute Krug sich vor allem beim jugendlichen Kinopublikum in der DDR großer Beliebtheit.
Auch als Chanson- und Jazzsänger sowie als Bühnendarsteller konnte Krug zu dieser Zeit Erfolge verbuchen. So ging er mit seinen Musikprogrammen in der DDR, in Polen und in der CSSR auf Tournee und war von 1970 bis 1976 an der Komischen Oper Berlin in einer Inszenierung von George Gershwins "Porgy und Bess" in der Rolle des Sporting Life zu sehen. Hatte Krug bereits Anfang der Sechziger erste Schallplatten aufgenommen, veröffentlichte er zwischen 1970 und 1976 beinahe jährlich ein neues Album (danach folgten weitere, zahlreiche Veröffentlichungen erst ab Mitte der 1990er Jahre).
Als Krug 1976 seine große Popularität nutzte, um gemeinsam mit anderen DDR-Kulturschaffenden gegen die Ausbürgerung des regimekritischen Liedermachers Wolf Biermann zu protestieren, sah sich der Volksschauspieler, der in den Jahren zuvor mit zahlreichen Preisen (darunter der Nationalpreis und die Verdienstmedaille der DDR) geehrt worden war, sich plötzlich Sanktionen und Zensurmaßnahmen ausgesetzt. Die Situation eskalierte, als Krug einen Stasi-Spitzel niederschlug, der ihn öffentlich beschimpft und diffamiert hatte.
Nach einer sechs Monate währenden Arbeitslosigkeit durch ein von der Regierung verhängtes Teilberufsverbot stellte Manfred Krug im April 1977 einen Ausreiseantrag und verließ schließlich die DDR. Die Ereignisse zwischen Wolf Biermanns Ausbürgerung und seiner eigenen Ausreise schilderte Krug 20 Jahre später in seiner Biografie "Abgehauen" (1996). Zwei Jahre nach der Veröffentlichung verfilmte Frank Beyer Krugs Abrechnung mit dem DDR-Regime. Peter Lohmeyer übernahm die Hauptrolle.
Seine Schauspielkarriere konnte Manfred Krug nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik praktisch nahtlos fortsetzen. Mit einer Hauptrolle in der überaus erfolgreichen und langlebigen Fernsehserie "Auf Achse" gelang ihm noch 1977 der Durchbruch beim westdeutschen Publikum. Bis 1993 war er in fünf Staffeln und rund 70 Folgen der Serie zu sehen.
Auch sonst blieb Krugs West-Karriere in erster Linie auf TV-Rollen beschränkt, dies aber mit immensem Erfolg. Sei es als Jurist in der Berliner komödiantischen Anwalts-Serie "Liebling Kreuzberg" (1986-1998), als Detektiv in der Krimi-Reihe "Detektivbüro Roth" (1986-1987) oder als Hamburger Hauptkommissar Stoever in der Krimi-Reihe "Tatort" (1984-2001) – am beliebtesten und erfolgreichsten war Krug als Typ, der zwar mit dem Gesetz zu tun hat, es mit den Gesetzen und der Obrigkeit aber nicht immer so genau nimmt.
Im Kino sah man Manfred Krug in den 1990er Jahren nur noch zweimal. In "Neuner" (1990) verkörperte er den Chef einer kleinen Baufirma, für den der erhoffte Aufschwung nach der Wende ausbleibt. Das Drehbuch stammte aus der Feder von Jurek Becker, der auch für die erfolgreiche TV-Serie "Liebling Kreuzberg" verantwortlich zeichnete. In "Der Blaue" (1993/94) schließlich spielte Krug an der Seite von Ulrich Mühe und Meret Becker einen ehemaligen Stasi-Spitzel, der Jahre später von seiner Vergangenheit eingeholt wird.
Nach seinem Abschied von Film und Fernsehen trat Manfred Krug ab 2001 auch wieder als Sänger auf, u.a. mit der Jazz-Sängerin Uschi Brüning, und veröffentlichte weitere CDs. 2005 erschien mit "Mein schönes Leben" eine weitere Biografie Krugs, drei Jahre später gefolgt von dem Erzählband "Schweinegezadder". Ferner betätigte er sich als Sprecher bei Rundfunk-Hörspielen und Hörbuchveröffentlichungen, z.B. der Edgar-Wallace-Reihe und trat außerdem bei Lesungen auf.
Am 21. Oktober 2016 starb Manfred Krug im Alter von 79 Jahren.