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Die junge Friseurin Gabi hat den Traum, als Jockey Karriere zu machen - sehr zum Unmut ihres Gatten Freddy. Voller Optimismus reist sie nach Berlin, wo sie vom Rennstall Hoppegarten eine Absage bekommt. Der Stallmeister aber hat Mitleid mit der enttäuschten Gabi und lässt sie heimlich auf dem Gestüt trainieren. Mit Freddys Hilfe kann Gabi sich schließlich bei einem internationalen Nachwuchsrennen anmelden.
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Frau Müller weiß Rat: einen Berliner heiraten, dann hat frau auch ein Dach überm Kopf. Gabi studiert die Kontaktanzeigen in der „Wochenpost“, als sie auf der Straße angesprochen wird und plötzlich in einer Fernsehshow landet. Vom öligen Quizmaster mit dem Hauptgewinn eines Kinderwagens entlassen, den Gabi samt Sattel in der Gepäckstation des Bahnhofs unterstellt, ist sie einem gewissen Freddy aufgefallen, der sich als Berliner mit eigenen vier Wänden ausgibt. Und bereit ist, sie sogleich „frisch von der Stange“ zu heiraten, denn: „Die Liebe ist ein Schmetterling, so bunt und flatterhaft“. Nach der zweiten Nacht in einem hauptstädtischen Krankenhaus, der Arzt hatte beide Augen zugedrückt, geht’s aufs Standesamt. Wo die Beamtin offenlegt, dass Freddy Autoschlosser ist und in Jena wohnt. Sein Heim entpuppt sich als Zelt an einem idyllisch gelegenen See: Drei Wochen macht er dort zusammen mit seinen Freunden von der GST-Motorradgruppe (paramilitärische Ausbildung im Vorfeld der Nationalen Volksarmee: Gesellschaft für Sport und Technik) Urlaub. Und dann regnets auch noch in der Hochzeitsnacht. Gabi aber lässt sich von solchen Rückschlägen nicht beirren: sie darf eine Art Praktikum absolvieren. Und lässt die beiden Jungs im Gelände bald hinter sich: „Die reitet wie des Teufels Großmutter“ zollen ihr Fritz und Hans Respekt.
Während die GST-Freunde „eine Puppenstube für die Puppe“ errichten auf einer kleinen Insel irgendwo im grünen, wasserreichen Südosten der Hauptstadt, verdient sich Gabi nach dem Praktikum ein paar Mark als Kellnerin bei einem menschenfreundlichen Wirt. Freddy, der mit vierbeinigen Fortbewegungsmitteln eigentlich gar nichts anfangen kann, verkauft sogar seine geliebte 350er Jawa, um seiner Gattin die Reise nach Budapest zu finanzieren. Wo sie den zuvor von Freddy mit Schlaftabletten aus dem Verkehr gezogenen Fritz beim Rennen vertritt – und dieses auch zur Begeisterung der Hoppegarten-Delegation gewinnt. Ihr Ausbildungsplatz ist ihr sicher – und Freddy heiratet sie vor dem ungarischen Nationaldenkmal auf dem Budapester Heldenplatz noch einmal – ganz in Weiß versteht sich…
„Hochzeitsnacht im Regen“, das Spielfilmdebüt Horst Seemanns, gilt als erstes originales Film-Musical der Defa. Ihm folgte 1968 Jo Haslers „Heißer Sommer“ – und dann lange Zeit gar nichts bis zu Werner W. Wallroths „Zille und ick“ 1983. Der Aufwand dieser auf Orwocolor im „Cine“-Breitwandformat gedrehten Komödie mit Gesangssolisten, Orchestern und Tanzensembles war enorm, der Ertrag auch in den Augen zeitgenössischer DDR-Kritiker gering: Die Story sei zu dünn für den Anspruch einer Emanzipationsgeschichte, die Hauptdarstellerin, Seemanns seinerzeitige Lebensgefährtin Traudl Kulikowsky, zu untalentiert und das Zusammenspiel von Handlung und Show-Elementen mangelhaft. Für die Außenaufnahmen in Budapest ging die Defa eine Kooperation mit Hungarofilm ein.
Pitt Herrmann