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Alle Fotos (2)Biografie
Ralf Kirsten wurde am 30. Mai 1930 als Sohn eines Volksschullehrers in Leipzig geboren. Nach dem Abitur absolvierte er 1948 bis 1950 eine Lehre als Elektro-Installateur in Leipzig-Markkleeberg, außerdem gründete er die dortige FDJ-Gruppe. Anschließend nahm er ein Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin auf, wechselte aber 1951 an das Theaterinstitut in Weimar. 1952 wurde er nach Prag an die Filmhochschule FAMU delegiert und studierte dort Regie. 1956 drehte er seinen Diplomfilm "Bärenburger Schnurre" als DEFA-Produktion. Nachdem er von der DEFA nach dem Kinderfilm "Skimeister von morgen" keinen neuen Vertrag erhalten hatte, ging er zunächst zum gerade im Aufbau befindlichen Fernsehen und arbeitete dort im Jugendfernsehen und im Bereich "Dramatische Kunst". Slatan Dudow holte ihn 1958 als Regie-Assistent für den Spielfilm "Verwirrung der Liebe" zur DEFA zurück. 1960 war Kirsten Co-Regisseur der polnischen Regisseurin Wanda Jakubowska bei der Co-Produktion "Begegnung im Zwielicht", im selben Jahr wurde er als Regisseur am DEFA-Studio für Spielfilme angestellt und schrieb von da an meist auch die Drehbücher zu seinen Filmen.
1960/61 drehte er "Steinzeitballade" nach einem Roman von Ludwig Turek über eine Gruppe von "Trümmerfrauen" im Nachkriegsberlin und orientierte sich dabei am, Brechtschen Theater. Von Kirsten als sein "erster ernsthafter Filmversuch" bezeichnet, erfährt das Werk Lob als ungewöhnliches Filmexperiment, wird von manchen aber auch wegen seiner kühlen Stilisierung kritisiert. Einen Publikumserfolg feiert er mit dem an der Biographie seines Hauptdarstellers Manfred Krug orientierten, leichteren und mit musikalischen Einlagen angereicherten Film "Auf der Sonnenseite" (1962) über den Aufstieg eines Stahlschmelzers zum Schauspieler. Manfred Krug spielte fortan immer wieder Hauptrollen in Kirstens Filmen, so im alltagsnahen Liebesdrama "Beschreibung eines Sommers" (1963), im farbenfrohen historischen Abenteuerfilm "Mir nach Canaillen!" (1964) sowie in "Frau Venus und ihr Teufel" (1967), einer Liebesgeschichte in Gegenwart und Mittelalter. Gemeinsam mit Eberhard Panitz schrieb Kirsten das Drehbuch zu "Netzwerk" (1969, in der Hauptrolle: Fred Düren), der abermals Probleme von Arbeit und Alltag aufgriff.
Über fünf Jahre – verzögert durch politische Repressionen infolge des 11. Plenums der SED – zog sich die Arbeit an der ambitionierten Verfilmung von Franz Fühmanns Novelle "Das schlimme Jahr". 1965/1966 begonnen, konnte der Film "Der verlorene Engel" erst 1971 nach einer zweiten Drehphase veröffentlicht werden. Der von Fred Düren verkörperte Bildhauer Ernst Barlach reflektiert darin im Jahr 1937 angesichts des Abhängens seines Bronzeengels im Dom von Güstrow durch die Nazis über das Verhältnis von Kunst, Gesellschaft und politischer Haltung.
Nach dem Fernseh-Zweiteiler "Zwei Briefe an Pospischiel" (1970), nach dem Roman von Max von der Grün, adaptierte Kirsten gemeinsam mit Brigitte Kirsten E. T. A. Hoffmanns Roman "Die Elixiere des Teufels" und Theodor Fontanes "Unterm Birnbaum" (beide 1973). Probleme der "Aufbau-Generation" der DDR reflektierte er 1975 in "Eine Pyramide für mich" nach einer Erzählung von Karl-Heinz Jakobs. Auch dieser Film kam erst nach einer eingeforderten Überarbeitung ins Kino. Erfahrungen seiner Generation in der Nazi-Zeit thematisierte Kirsten dagegen in "Ich zwing dich zu leben" (1978) nach der Erzählung "Gambit" von Karl Sewart, in dem 1945 ein Lehrer seinen Sohn davon abzuhalten versucht, in den letzten Tagen des Krieges noch den "Heldentod" zu sterben – und damit den Hass seines von Nazi-Ideologie verblendeten Sohnes auf sich zieht.
Die authentische Darstellung des Kampfs von Arbeitern um Mitsprache bei der Modernisierung ihres Produktionsbetriebes gelang Kirsten in "Lachtauben weinen nicht" (1979). In "Wo andere schweigen" erzählte Kirsten 1984 von zehn Tagen im Leben der sozialistischen Politikerin Clara Zetkin, die 1932 schwer krank aus einem Moskauer Sanatorium nach Berlin fährt, um als Alterspräsidentin des Reichstags zum Widerstand gegen den drohenden Faschismus aufzurufen. Der Biographie einer weiteren prominenten Frau widmete sich Kirsten mit "Käthe Kollwitz – Bilder eines Lebens" (1987), in dem er Episoden aus dreißig Jahren mit Szenen kombinierte, in denen seine Hauptdarstellerin Jutta Wachowiak über ihre Rolle und die Person der Malerin reflektiert.
Nach dem Ende der DDR wie auch der DEFA konnte Ralf Kirsten keine weiteren Filme mehr realisieren. Er starb am 23. Januar 1998 im Alter von 67 Jahren in Berlin.