Inhalt
Erzählt wird die Liebesgeschichte zweier junger Paare. "Standesgemäß" geht der Maurer Edy mit der Angestellten Siegi und der Medizinstudent Dieter mit der Kunststudentin Sonja. Eher unabsichtlich kommt es zum Partnertausch. Auf einem Faschingsball gerät Dieter an Siegi. Ihre frisch-fröhliche, mädchenhafte Art gefällt Dieter. Sonja beobachtet dieses Spiel gelassen, sieht in diesem Intermezzo einen Prüfstein für ihre Beziehung. Während Siegi und Dieter zum Urlaub ans Meer fahren, verliebt sich Sonja in Edy. Die Würfel scheinen gefallen für diese neue Konstellation. Als beide Paare vor dem Standesamt stehen, kommen sie aber zur Besinnung.
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Das verliebte Paar hat sich nämlich im nagelneuen Automaten-Café am Alexanderplatz verabredet, in dem sich nur schwer ein Plätzchen ergattern lässt. Beide haben danach nur wenig Zeit, die vollen Auslagen des HO-Kaufhauses zu betrachten, denn abends findet in Weißensee die traditionelle Faschingsparty der Studenten und zahlreicher aus ihr hervorgekommener Künstler statt – in diesem Jahr unter dem Motto „Himmlische Höllenfahrt“.
„Wetten, dass du mich nicht erkennst?“ ruft Sonja ihm beim Abschied zu. Beide wollen vor Ort wieder zusammenkommen – in entsprechender Verkleidung. Obwohl beide selbst noch nicht wissen, als was sie gehen werden, besonders Dieter, für den der Ball eine Premiere ist. Die Wette gewinnt Sonja – ganz unfreiwillig. Denn im Gewimmel der unterschiedlichen Säle, so wird im „Paradies“ zu barocker Musik höfisch in Formation getanzt unter dem als Teufel verkleideten Zeremonienmeister, während im „Purgatorium“ eine Jazzband aufspielt, kann man sich verlieren, aber keinesfalls finden.
Dieter lässt sich dadurch aber nicht die Laune verderben. Nach all' dem Prüfungsstress an der Uni, den er glücklich hinter sich gebracht hat, ist er wild entschlossen, sich zu amüsieren. Im „Castell d'amore“, wo es musikalisch ruhiger zugeht, dafür umso heißer geflirtet und enger getanzt wird, blickt Dieter nach der Entschleierung in ein makellos schönes Gesicht einer jungen, mädchenhaften Frau, die ihrem Namen alle Ehre macht: Siegi Fröhlich.
Der einfach denkende, naive, aber gleichzeitig auch natürliche, fröhlich-unbeschwerte Backfisch, von Beruf Angestellte in einem Industrieunternehmen, zieht den in seinen Gefühlen so unsicheren Nachwuchs-Akademiker sogleich an. Weil Siegi so anders ist als die kluge, stets kontrollierte und dabei doch auch grüblerische Sonja. Welche das Paar geraume Zeit aus sicherer Entfernung beobachtet und dann enttäuscht den Heimweg antritt. Sie kapselt sich ab, braucht Zeit zum Nachdenken – auch über ihre eigene nun schon zwei Jahre währende Liebe zu Dieter, dem sie nicht öffnet, als er vom Weißenseer Hausmeister von ihrem frühzeitigen Abgang erfährt.
Rein zufällig sieht Dieter „seine“ Siegi in einem Doppeldecker der Buslinie 9 wieder, folgt ihr mit einem Taxi bis zum Alex, wo er sie auf dem U-Bahnsteig wieder aus den Augen verliert: Als er Sonja davon erzählt und behauptet, das Mädchen schon wieder vergessen zu haben, ist sie realistischer: „Wie willst du etwas vergessen, was du noch gar nicht kennst?“ Erst einmal lernen sich die beiden jungen Frauen kennen – und schätzen, als Sonja in Siegis Unternehmen einen naturgemäß freiwilligen Studenten-Einsatz an der Basis absolviert und Letztere Ersterer Modell sitzt.
Ganz unbefangen, wie es auch sonst ihre Art ist, erzählt Siegi von ihrer großen Liebe, dem Maurer Edy. Ein Bär von Mann sei er, so groß und so stark, aber auch so gutmütig wie Meister Petz. Leider aber auch sehr eifersüchtig, wozu er offenbar auch allen Grund gehabt und ja auch ganz aktuell hat. Als Boxer im Sportverein hat er erst lernen müssen, seine Emotionen zu kontrollieren. Jetzt kann er zumindest äußerlich ganz ruhig Sonja gegenübertreten und fragen, ob sie wisse, dass ihr Dieter mit seiner Siegi – ein Traum im himmelblauen Petticoat - erst gemeinsam im Konzert in der Staatsoper war und jetzt sogar zum Zelten an die Ostsee gefahren ist.
Sonja weiß davon und hat nichts dagegen unternommen, weil sie prüfen will, ob ihre eigene Liebe zu Dieter einer Versuchung gewachsen ist. Die ihr nun in Person des imponierenden Bauarbeiters Edy, der sie um mindestens zwei Köpfe überragt, gegenübersitzt. Sie findet rasch Gefallen an ihm, und das aus deckungsgleichen Gründen: Edy, ein handfest-zupackender Kerl, der nicht lange überlegt, ist so gänzlich anders als Dieter. So gehen auch die beiden erst in die Staatsoper und fahren dann auf seinem Motorrad zum Urlaub in die Sächsische Schweiz und natürlich zu den weltberühmten Dresdner Kunstsammlungen.
Während Edy seine neue Flamme im Kollegenkreis vorstellt, Wiener Walzer zu ploppenden Bierflaschen, trägt Siegis Mutter die Nase im Kreis der Nachbarinnen ganz hoch: ihre Tochter wird einen Akademiker heiraten, der popelige Maurer war nur ein Betriebsunfall. Womit das Stichwort gefallen wäre für die finale Wendung, denn wo immer sich die „alten“ Paare treffen wie in einer der zahlreichen wunderbar situationskomischen und doch auch zu Herzen gehenden Szenen zwischen Edy und Siegi an der Bushaltestelle, wird deutlich, welcher Deckel auf welchen Topf passt. Fünf vor Zwölf, im Autokorso zur Doppelhochzeit im Standesamt, werden die Weichen noch einmal neu gestellt und die Fahrzeug-Besatzungen getauscht...
„Verwirrung der Liebe“, zwei Jahre vor dem Mauerbau und damit mitten im Kalten Krieg entstanden, zeichnet das Lebensgefühl der selbstbewussten und vom sozialistischen Weg überzeugten jungen DDR-Bürger in den schönsten Farben. Und das auch buchstäblich: so strahlend schön und farbenprächtig hat sich die „Hauptstadt“ des angeblich demokratischen Deutschlands kaum ein zweites Mal in einem Defa-Streifen präsentiert. Was auch den enormen Erfolg dieser eher dünnen Story an der Kinokasse erklärt – neben zwei immer noch als spektakulär empfundenen Nacktbadeszenen in der Ostsee sowie in einem Teich in der Sächsischen Schweiz: Liebe kennt im Sozialismus keine Standesgrenzen.
Heute ist der aufwendige, alle Budgetgrenzen sprengende Film, für die damals 18-jährige Angelica Domröse der Durchbruch, zeitgeschichtlich bedeutsam. Er dokumentiert die prunkvolle Stalinallee wie das moderne Automatencafé und thematisiert in einer kurzen Szene, in der Sonja bei der Bestellung eines Mandarinen-Milchshakes in einem Café an der Stalinallee ihren DDR-Ausweis vorzeigt, die noch offenen Sektorengrenzen Berlins: Damit die finanzstarken West-Berliner den Ost-Teil nicht leer kaufen, muss sich der Käufer bestimmter (Mangel-) Waren als DDR-Bürger ausweisen.
Pitt Herrmann