Hans Poppe
Hans Poppe – Szenenbildner
Hans Albert Poppe, geboren am 23. November 1928 in Berlin-Mitte, Sohn des Musikdirektors und Organisten Hans Karl August Poppe und der Gesangspädagogin Margarethe Poppe. Besuch der Volksschule und des Leibniz-Gymnasiums bis zur "Notreife" 1945. Ab 1946 studierte er Bühnenbild an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. 1949 begann er als Hospitant bei der DEFA, arbeitete als Kunstmaler. Ab 1953 war Poppe bei der DEFA Ausführender Architekt im Team des Szenenbildners Erich Zander, für den er die detaillierten Bauskizzen zeichnete. Parallel dazu begann er beim Fernsehen selbständig Bühnenbilder für live produzierte Fernsehspiele zu entwerfen, darunter zahlreiche musikalische Sendungen und Ballette.
Seit 1956 arbeitete Poppe als Szenenbildner im DEFA-Studio für Spielfilme. Sein Debüt war Hans Heinrichs Fluß-Komödie "Alter Kahn und junge Liebe". Ohne ein festes Team zu bilden, wurde er in den 60er Jahren wiederholt von Jochen (Joachim) Keller als ausführendem Architekten unterstützt. Zu Poppes ersten Arbeiten zählten zahlreiche Kinderfilme, vom orientalischen Märchen wie Gerhard Kleins "Die Geschichte vom armen Hassan" bis zum aktuellen Grenz-Krimi "Der Moorhund". 1962 arbeitete er beim Gegenwartsfilm "Beschreibung eines Sommers" zum erstenmal mit dem Regisseur Ralf Kirsten zusammen, mit dem er insgesamt sieben Filme realisierte, darunter den stilistisch strengen, auf wenige Spielorte (Dom, Wohnhaus) konzentrierten Barlach-Film "Der verlorene Engel" und die ausladenden historischen Biografien "Wo andere Schweigen" (Clara Zetkin) und "Käthe Kollwitz - Bilder eines Lebens". Bei fünf Filmen war Horst Seemann sein Regisseur.
Rainer Simon, der als Assistent bei "Der verlorene Engel" beteiligt war und dessen Debütfilm, das Märchen "Wie heiratet man einen König", Poppe ausstattete, wurde, gemeinsam mit dem Kameramann Roland Dressel, ab der Spießer-Satire "Zünd an, es kommt die Feuerwehr" sein wichtigster Arbeitspartner. "Jadup und Boel", eine (zunächst verbotene) Auseinandersetzung mit der DDR-Gegenwart oder das turbulente Schicksal des versponnenen Erfinders Stannebein in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ("Das Luftschiff") zeigten seine stilistische Spannweite. Für das Szenenbild zu "Die Frau und der Fremde", Simons mehrfach ausgezeichneter Verfilmung einer Erzählung von Leonhard Frank über den Ersten Weltkrieg, erhielt Poppe einen Preis auf dem Nationalen Spielfilmfestival der DDR. Wiederholt arbeitete Poppe bei Regie-Debüts mit, so mit dem stilistisch eigenwilligen Ulrich Weiß ("Tamari"; dann auch beim dokumentarischen Indianerfilm "Blauvogel" und "Olle Henry") oder dem Schauspieler Michael Gwisdek ("Treffen in Travers").
Poppe bezeichnete sich als "Zigeuner", der sich bei seinen Filmen nicht gerne stilistisch, historisch oder personell festlegen mochte, der "jeden Film von Null anfangen" wollte und versuchte, "naiv zu sein". In seinen letzten Lebensjahren arbeitete er auch weitgehend ohne detaillierte Entwürfe, nur mit Skizzen, die er im Atelier realisierte.
Hans Poppe war mit der Szenenbildnerin Marianne Poppe-Willmann verheiratet, mit der er in Kleinmachnow bei Berlin lebte und gelegentlich auch zusammenarbeitete. Er starb am 13. August 1999.