Inhalt
Die Jurastudentin Caroline und der wissenschaftliche Assistent Tom sind Mann und Frau, doch sie halten aus Angst ihre Ehe geheim. Caroline fürchtet den Unmut ihrer Mutter Hella, die nach einer Scheidung vor zwanzig Jahren den Männern generell nicht mehr traut, und Tom scheut die Kritik seines Professors, denn dieser lehnt als Familienrechtler das Konzept der Ehe ab. Da spielt der Zufall Caroline eine pikante Information zu: Einst waren ihre Mutter und der Professor ein Paar, und sie ist beider Kind. Mit geradezu missionarischem Eifer stürzt sie sich daraufhin in die Aufgabe, die beiden Erwachsenen vom erneuten zweisamen Glück zu überzeugen – und steuert dabei nicht nur ihr Studium, sondern auch ihre eigene Ehe in die Krise.
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Die Jurastudentin Caroline ist dermaßen von Prüfungsangst befallen, dass sie die Brocken – und damit ihre Zukunft – hinschmeißen will. Schon einmal ist sie durchgefallen, was ihre alleinerziehende, da vom ihr unbekannten Vater geschiedene Mutter, die auf Ehescheidungen spezialisierte Rechtsanwältin Hella Schneider, aber nicht weiter beunruhigt: „Professor Stein lässt keinen zweimal durchfallen“ weiß sie offenbar aus eigener Erfahrung. Als sich Caroline endlich dazu durchringt, an Steins Bürotür an der Uni zu klopfen, ist dieser ob ihrer reichlichen Verspätung bereits auf dem Sprung.
Und hat zudem mit dem frischgebackenen Professorenkollegen Schneider schon einige Gläschen Cognac gekippt, weshalb er diesen mit der Prüfung beauftragt. Schneider, der Carolines Angst sogleich erkennt, bietet ihr ein Glas zur Beruhigung an, bevor er sie mit einer seiner Standard-Weisheiten vertraut macht: „Man kann vor den gesellschaftlichen Konflikten nicht in die Ehe flüchten.“ Er bittet seinen Assistenten Thomas „Tom“ Müller, für ihn die Prüfung zu übernehmen, weil er dringend zum Flughafen muss. Was Schneider ebenso wenig weiß wie ihre Mutter: Caroline heißt jetzt Müller und ist mit Tom verheiratet.
Während Professor Schneider in Schönefeld seine kleine Tochter Anna (Henriette Paetz), deren Mutter Karla und ihren neuen Lebensgefährten Toni, einen promovierten Klinikarzt, abholt, studieren Tom und Caroline eine Fallstudie, die Schneider gerade in seinem Seminar an der Universität zum Thema Scheidung behandelt. In dem er Friedrich Engels‘ marxistischen Klassiker „Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats“ nicht ganz im Sinne der SED-Ideologie auslegt. Dabei kommt heraus, dass Hella und Bertram einst Kommilitonen und miteinander verheiratet gewesen sind – und Caroline beider Kind ist!
Hella, die ihren 40. Geburtstag in der DDR-Provinz mit ihrer Freundin Anita (Katrin Martin) und damit wohl ihrer nächsten Klientin gefeiert hat, fährt zur Tochter Caroline in die Hauptstadt – und landet nicht zufällig in den Armen ihres immer noch charmanten „Ex“ Bertram, dessen Single-Dasein auch nicht immer leicht ist. Wie in alten Zeiten ist Nacktbaden im nächtlichen Monbijou-Park angesagt, aber Hella übernachtet dann doch lieber solo im Hotel – mit der Lektüre zwanzig Jahre alter Liebesbriefe.
„Ein Kind war nicht verabredet“ mauert Tom, als Caroline ihm freudig mitteilt, schwanger zu sein. Dennoch ist vielleicht sogar ein doppeltes Happy End in Sicht. Zumindest will Caroline nicht den gleichen Fehler wie ihre Eltern machen und sich überstürzt von ihrem Gatten trennen.
„Ich liebe dich – April, April“, der Dresdener Jochen Kramer schrieb das Szenarium nach seinem gleichnamigen Theaterstück, ist Iris Gusners letzter Film für die Defa, bevor sie im Sommer 1989 die DDR verließ. Nach einer öffentlichen Voraufführung beim 5. Nationalen Spielfilmfestival im Mai 1988 in Karl-Marx-Stadt erfolgte die offizielle Uraufführung im Berliner International. Die Kritiken in den DDR-Medien waren überwiegend verhalten bis negativ, Helmut Ullrich schrieb im CDU-Zentralorgan „Neue Zeit“ (vom 7. Juni 1988) gar von einer Bruchlandung der Defa im heiteren Genre.
Das wird heute ganz anders gesehen: Anlässlich einer Vorführung am 21. Oktober 2017 innerhalb der Reihe „Lachende Erben“ im Berliner Zeughauskino sprach die damalige Defa-Dramaturgin Erika Richter von einem seltenen Beispiel für eine gelungene deutsche Konversationskomödie mit pointierten Dialogen in der Tradition der amerikanischen „Comedy of remarriage“. Die Synchronisation der beiden polnischen Schauspieler übernahmen Gottfried Richter für Jan Nowicki und Walter Jäckel Slawomir Józwik.
Pitt Herrmann