Alwin auf der Landstraße

DDR 1974 TV-Spielfilm

Inhalt

Alwin ist ein zwölfjähriger Junge, der kein Händchen für Rechtschreibung hat. Als sein Vater ihm deshalb während der Sommerferien Hausarrest erteilt und ihn zum Lernen verdonnert, entscheidet er sich zu fliehen. Er will mit dem Fahrrad zu den Großeltern in den Harz fahren. Doch die Strecke ist mit über 200 Kilometern nicht so leicht zu bewältigen. Auf seiner langen und anstrengenden Reise lernt Alwin viele verschiedene Menschen kennen. Manche davon sind ihm wohlgesonnen, wie der Kraftfahrer Stade und seine Tochter Gabi, andere wiederum weniger. So lernt Alwin in dieser Zeit auch einiges über sich selbst und über das Leben. Zudem imponiert er durch sein mutiges und unerschrockenes Vorhaben seinem Vater, und die zwei finden am Ende wieder zusammen, sowohl geographisch als auch persönlich.

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Heinz17herne
Heinz17herne
Badefreuden am See. Die Sommerferien haben begonnen, aber der 12-jährige Alwin Weingart sitzt im Wohnzimmer und schreibt einen „Strafaufsatz“. Sein vom Vater, dem Tierarzt (Wolfgang Dehler), bestimmtes Hausarrest-Pensum sieht Aufsatzschreiben bis 12 Uhr und danach 15 Minuten Sport vor. Zugegeben, Alwin hat eine ausgeprägte Rechtschreibschwäche, ist aber sonst ein patenter Kerl, wie sein Kumpel Ruschi weiß, der das Spalier an der Hauswand hochklettert, um Alwin zu überreden, mit zum See zu kommen. Doch der hegt längst den Plan, sich nicht länger vom beruflich gestressten Vater als „Schlappschwanz“ niedermachen zu lassen: „Persönlichkeiten sperrt man nicht ein.“

Während seine Mutter (Theresia Wider) gerade auf Kur weilt, will er die 200 Kilometer zu den im Harz wohnenden Großeltern radeln. Unterwegs von einem heftigen Regenschauer erwischt, kann er im Auto des pensionierten Lehrers und passionierten Pilzkenners Voigt unterschlüpfen. Alwin hat nicht nur seine geschmierten Brote daheim vergessen, sondern auch Getränke. Und mit zwei Mark im Portemonnaie kommt er nicht weit, weshalb er sich unterwegs sowohl ein Eis als auch, in der Lutherstadt Wittenberg, eine Thüringer Rostbratwurst versagt.

Gut, dass ihm die Konsum-Verkaufsstellenleiterin Luise mit Brause aushilft. Dumm, dass Alwin, um schnell wieder aufs Rad zu kommen, die ihm angebotenen grünen Bohnen ablehnt. Bei einem Hobbymaler (Regisseur Georg Leopold), der seine Staffelei an der Landstraße mit Blick auf eine Industriekulisse aufgestellt hat, lernt Alwin, was künstlerische Freiheit bedeutet.

Als Alwin auf Kopfsteinpflaster wegrutscht und samt Fahrrad im Wasser landet, desinfiziert die beherzte Emma (Elsa Grube-Deister) sein blutendes Knie mit Korn, trocknet seine Klamotten und sorgt für seine erste Mahlzeit am Tag. Alwin revanchiert sich mit der Reparatur eines Vogelkäfigs mittels seines Fahrradwerkzeugs. Das er in der Hektik des Aufbruchs bei Emma liegen lässt, weshalb er nach einem Platten das Rad schiebend fortbewegen muss im Schweiße seines Angesichts. Zumal ihm der schnöselige Kfz-Schlosser Kalle keine Hilfe ist.

Nach 81 Kilometern macht Alwin endgültig schlapp und lässt sich vom netten Auslieferungsfahrer Ernst Stade (Hans-Peter Reinecke) im wahren Wortsinn auflesen. Der Familienvater nimmt sich seiner an, geht mit Alwin im Gartenreich Wörlitz spazieren und nimmt ihn abends sogar mit nach Hause. Wo seine Gattin (Renate Reinecke) gerade Bratkartoffeln zubereitet und Tochter Gabi sich über den „Schlafbesuch“ freut. Den sie am anderen Morgen, nachdem der Reifen geflickt ist, bis zum Stadtrand begleitet.

Zum Ziel sind es jetzt nur noch 70 Kilometer. Alwin hilft Ede Jochmann (Klaus Tilsner), dem Fahrer eines liegengebliebenen Milchlasters, indem er bei Frau Säuberlich (Gisela Dietsch) um einen Anruf beim Abschleppdienst bittet. Und dabei auch noch seine letzten Pfennige opfern muss, damit die feine Dame zum Hörer greift. Und dann – endlich geschafft. „Porto bezahlt Empfänger“: Bevor Alwin das Haus der Großeltern betritt, wirft er noch rasch eine Karte für Gabi in den Briefkasten…

Weingart war seinem Sohn zusammen mit dem Lehrer Böhm im Wartburg nachgefahren, musste aber unverrichteter Dinge wieder umkehren. Dem Tierarzt ist unterwegs kräftig der Kopf gewaschen worden ob seiner „barbarischen“ Erziehungsmethoden. Und so sieht er nun auch Ruschi und seinen Vater Rusch (Martin Trettau), der feuchte Luzerne an die Rinder im Stall verfüttert hat, weshalb er nun seine Arbeit verlieren soll, in anderem Licht: Er wird sich dem Kündigungsgesuch Erwin Garlebbes (Gerd Funk) widersetzen – und nicht zuletzt seinem Sohn Alwin Abbitte leisten.

„Alwin auf der Landstraße“ ist eine Adaption des gleichnamigen, 1971 im Kinderbuchverlag (Ost-) Berlin erschienen Buches von Bernd Wolff. Im Mittelpunkt der 80-minütigen Defa-Produktion (PL Bernd Gerwin) steht mit Alwin ein vielseitig interessierter, technisch begabter Junge, der am Abendbrottisch bei den Stades ungläubiges Staunen hervorruft mit der Behauptung: „Mein Vater hat einen Löwen operiert!“ (verifiziert in einer Szene mit Fred Delmare als ungarischem Zirkusdompteur Ferenc). Wegen einer „4“ in Rechtschreibung will er sich jedoch nicht daheim einsperren lassen: Ein Road-Trip mit großem Lerneffekt für alle Beteiligten.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Titel

  • Originaltitel (DD) Alwin auf der Landstraße

Fassungen

Original

Länge:
2374 m
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 28.09.1974, DDR-TV