Film-Almanach 1919. Praktischer Wegweiser durch die Kinematographie

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Quelle: Jeanpaul Goergen
Innentitel

Die in einem handlichen Taschenbuchformat erscheinenden Film-Kalender unterschiedlicher Herausgeber sprachen vorrangig die Mitarbeiter der Filmindustrie an. Das Geschäftsmodell beruhte offenbar darauf, durch zahlreiche Anzeigen aus der Branche Gewinn zu machen. Der Verkauf dürfte dagegen kaum ins Gewicht gefallen sein. Die Inserate sowie die redaktionellen Einträge stellen heute für den Filmhistoriker eine wichtige Quelle dar.

Der von dem Fachblatt "Der Film" herausgegebene "Film-Almanach 1919" wurde im Dezember 1918 abgeschlossen. "Dieses Taschenbüchlein" – so die Werbung – "bietet infolge seiner hocheleganten Ausstattung und seines reichen Inhalts einen schönen Kalender für jeden Kinofachmann, der mit zahlreichen Charakterbildern aus der Kinowelt geschmückt ist" (Der Film, Nr. 4, 1919).

Das Vorwort konstatiert die "ungeahnte Bedeutung", die die Kinematographie in den Kriegsjahren erlangt habe. Nach der Beendigung des Krieges werde sie "erst ganz den ihr gebührenden Platz im Wirtschafts- und Kulturleben der Völker einnehmen, wenn auch augenblicklich die Verhältnisse noch nicht ganz geklärt sind" (S. 4).

Neben einem Monats- und Wochenkalender (S. 23-158) wartet der "Film-Almanach" mit einem umfangreichen Adressen-Verzeichnis auf, das Fabrikanten und Verleiher, Regisseure, Schriftsteller, Operateure usw. in Berlin und aus dem Reich listet; auch Auslands-Firmen sind angeführt (S. 159-248). Angegeben sind jeweils Anschrift und Telefonnummer. Nach welchen Kriterien die Einträge angelegt wurden und ob evtl. dafür bezahlt werden musste, ist nicht bekannt. Hier finden sich auch Einträge zu lange Zeit vergessenen Frauen in der Filmindustrie wie die Christa-Film von Christa Christensen und die Fern-Andra-Film, zu der Dramaturgin Lona Beetz und den Filmschriftstellerinnen Ruth Goetz und Margarete Lindau-Schulz. Einige Einträge sind etwas ausführlich gehalten. So detailliert der Kameramann Theodor Sparkuhl seine Kompetenzen: "Anfert. aller Arten Atelieraufnahmen, Naturaufnahmen. Spezial.: Industriefilms. Weite Verbindungen in die Türkei, Griechenland, Amerika usw." (S. 201).

Der Kalender informiert auch über den Verband zur Wahrung gemeinsamer Interessen der Kinematographie und verwandter Branchen zu Berlin e.V.. Er verstand sich als Interessenvertretung der Kinematographie "insbesondere gegenüber der Regierung, den Parlamenten und der Öffentlichkeit" (S. 250). Eine Übersicht über die Postgebühren, eine Liste der Berliner Kino-Theater sowie ein Verzeichnis der Inserenten beschließt den "Film-Almanach 1919".

(Jeanpaul Goergen, Juli 2019)

Film-Almanach 1919. Praktischer Wegweiser durch die Kinematographie. Berlin: Verlag "Der Film", Reinhold Kühn, 3. Jg. 1919, 274 Seiten
dnb: http://d-nb.info/010565914