Moritz Bleibtreu
Moritz Bleibtreu, geboren am 13. August 1971 in München als Sohn des Schauspielerpaars Monica Bleibtreu und Hans Brenner, hat bereits ab 1977 erste Auftritte in der Fernsehserie "Neues aus Uhlenbusch", bei der seine Mutter als Co-Autorin verantwortlich zeichnet. 1979/80 kombiniert Rainer Boldt drei Folgen der Serie zu dem Kinderfilm "Ich hatte einen Traum", der damit zugleich Bleibtreus Kinodebüt wird. Trotz des Erfolgs der Serie tritt Bleibtreu erst Mitte der 1990er Jahre wieder als Schauspieler in Erscheinung. Nach Schulabschluss und Au-pair-Aufenthalt in Paris besucht er erste Schauspielseminare in Deutschland und den USA.
Zurück in Deutschland erhält er erste Engagements am Thalia Theater und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Größere Rollen in TV- und Kinoproduktionen hat er in Peter Timms Drama "Einfach nur Liebe" (1994) als deutsch-türkischer Anführer einer Jugendgang und in Bernd Schadewalds "Kinder des Satans" (TV, 1995) als Schüler, der dem Mord an einer Mitschülerin auf den Grund geht.
Ebenfalls 1995 sorgt er mit seiner Verkörperung eines schwulen Tischlers in der Beziehungskomödie "Stadtgespräch" für Aufsehen. Der große Durchbruch gelingt im zwei Jahre später in Thomas Jahns Roadmovie "Knockin' on Heaven's Door": Für seine Darstellung des leicht vertrottelten Killers Abdul wird er 1998 mit dem Ernst-Lubitsch-Preis und dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.
Im gleichen Jahr sieht man ihn an der Seite von Franka Potente in Tom Tykwers hoch gelobtem und vielfach preisgekröntem "Lola rennt", der auch im Ausland Erfolge feiert. Wenig erfolgreich läuft einige Monate später Detlev Bucks "Liebe deine Nächste" an: In der märchenhaften Komödie gibt Bleibtreu einen aalglatten Geschäftsmann.
Nach Hauptrollen in der in Usbekistan angesiedelten Tragikomödie "Luna Papa" (1999) und Fatih Akins romantisch-komödiantischem Road-Movie "Im Juli" (2000), für die Bleibtreu sehr positive Kritiken erhält, sowie einer Nebenrolle in Matthias Glasners "Fandango" (2000), landet Bleibtreu einen seiner größten Erfolge: In dem Thriller "Das Experiment" (2001) von Oliver Hirschbiegel verkörpert er einen Taxifahrer, der an einem geheimen Psycho-Experiment teilnimmt, das auf brutale Weise aus dem Ruder läuft. Seine Leistung bringt ihm den Publikumspreis sowie den Darstellerpreis (zusammen mit "Im Juli") beim Deutschen Filmpreis ein.
Es folgen eine tragende Rolle in István Szabós Entnazifizierungsdrama "Taking Sides – Der Fall Furtwängler" (2001) und eine Hauptrolle in der Kifferkomödie "Lammbock" (2002). Bei "Solino" (2002) arbeitet er erneut mit Fatih Akin zusammen: In dem Familiendrama spielt er einen italienischen Gastarbeitersohn, der in einer ständigen Rivalität mit seinem künstlerisch ambitionierten Bruder steht. Eine Geschichte ungleicher Brüder erzählt auch Oskar Roehlers Tragikomödie "Agnes und seine Brüder" (2004), mit Bleibtreu als verklemmtem, sexbesessenem Bibliothekar.
An der Seite von Alexandra Maria Lara sucht Bleibtreu in Helmut Dietls Melodram "Vom Suchen und Finden der Liebe" (2004) die wahre große Liebe, die in satirischer Anlehnung an die Orpheus-Sage selbst den Tod überdauert. Wieder unter der Regie von Oskar Roehler spielt Bleibtreu den sexbesessenen Bruno in "Elementarteilchen" (2006), der umstrittenen Verfilmung des Bestsellers von Michel Houellebecq. Der Film feiert auf der Berlinale 2006 Premiere, bei der Bleibtreu für seine intensive Schauspielleistung den Silbernen Bären erhält, gefolgt von einer Nominierung zum Deutschen Filmpreis.
In Hans Weingartners "Free Rainer" (2007) verkörpert er den titelgebenden Fernsehproduzenten, der sich vom Zyniker zum Idealisten wandelt, gefolgt von der Rolle als Drogenboss Brownie in Özgür Yildirims Hamburger Gangsterdrama "Chiko" (2008). Für die großangelegte und starbesetzte Verfilmung von Stefan Austs Geschichte der RAF "Der Baader Meinhof Komplex" besetzen Bernd Eichinger und Uli Edel ihn als Andreas Baader.
Auch in der Kinosaison 2009/2010 ist Bleibtreu auf den Kinoleinwänden sehr präsent. In einer ganzen Reihe prestigeträchtiger Produktionen spielt er gleichermaßen gegensätzliche und herausfordernde Rollen: Nach einer Hauptrolle in Fatih Akins preisgekrönter Kiez-Komödie "Soul Kitchen" sieht man ihn in Uli Edels Bushido-Filmbiografie "Zeiten ändern sich" (2010) als Cousin und Vertrauten des umstrittenen Rappers; in der Krimikomödie "Jerry Cotton" (2010) als italienischen Ganoven; in Oskar Roehlers umstrittenem "Jud Süß" (2010) als Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels; und in Philipp Stölzls Historienfilm "Goethe!" (2010) als Nebenbuhler des Dichters. Anfang 2011 startet "Vallanzasca - Gli angeli del male", ein italienischer Mafiafilm von Michele Placido.
Ebenfalls 2011 feiert im Wettbewerb der Berlinale die Tragikomödie "Mein bester Feind" Premiere, in der Bleibtreu einen jüdischen Galeristensohn aus Wien verkörpert, der während der Nazi-Herrschaft von seinem besten Freund verraten und verkauft wird. Ein Jahr später sieht man Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle von Dennis Gansels "Die vierte Macht" als Journalisten, der in Moskau in eine mörderische Polit-Intrige hineingezogen wird. Im selben Jahr hat er in dem Thriller "Schutzengel" eine Nebenrolle als Ex-Soldat und guter Freund des von Til Schweiger gespielten Titelhelden.
2013 kann man Bleibtreu in gleich vier Filmen auf der Kinoleinwand sehen: In Oskar Roehlers Familiensaga "Quellen des Lebens" verkörpert er den schöngeistigen Sohn eines erfolgreichen Geschäftsmanns; in der amerikanischen Großproduktion "World War Z" (Regie: Marc Forster) gibt er einen WHO-Wissenschaftler im Kampf gegen einen mörderischen Virus; in der Komödie "Vijay und ich - Meine Frau geht fremd mit mir" (DE/BE/LU) spielt er einen totgeglaubten, der als Inder verkleidet eine Affäre mit seiner eigenen Frau beginnt; und in dem Drama "The Fifth Estate" ("Inside WikiLeaks - Die fünfte Gewalt", UK/BE) sieht man ihn als Weggefährten von WikiLeaks-Initiator Julian Assange.
In Xaviers Kollers Jugendbuchverfilmung "Die schwarzen Brüder" hat Bleibtreu eine düstere Rolle als Kinderhändler im Italien des 19. Jahrhunderts. Danach sieht man ihn in der Komödie "Nicht mein Tag" (2013) in der Hauptrolle eines leicht trotteligen Bankräubers und in Maximilian Erlenweins Thriller "Stereo" (2014) als bedrohlichen Verfolger eines Ex-Ganoven (Jürgen Vogel), der in einer Kleinstadt ein neues Leben beginnen wollte. Für Fatih Akin spielt Bleibtreu in dessen politischem Drama "The Cut" (2014) die Nebenrolle eines deutschamerikanischen Unternehmers, der in den 1920er Jahren einem Armenier bei der Suche nach dessen Kindern helfen soll.
Eine seltene Fernsehhauptrolle übernimmt Moritz Bleibtreu in der Krimireihe "Schuld nach Ferdinand von Schirach". Darin spielt er einen Rechtsanwalt und Strafverteidiger, der bei seinen Fällen oft mit ambivalenten Fragen der Moral konfrontiert wird. Nach einem kleinen Auftritt als Gustav Klimt in dem britischen Drama "Woman in Gold" ("Die Frau in Gold", GB 2015) spielt Bleibtreu in dem erfolgreichen Kinderfilm "Rico, Oskar und das Herzgebreche" (2015) einen fiesen Gauner, der den jungen Helden das Leben schwer macht.
Düstere Kost ist dagegen das philosophische Drama "Die dunkle Seite des Mondes" (2015), nach einem Roman von Martin Suter. Darin verkörpert Bleibtreu einen karrieristischen Wirtschaftsanwalt, dessen Leben nach dem Verzehr halluzinogener Pilze in jeder Hinsicht aus dem Ruder läuft.
Im Sommer 2015 steht der äußerst vielseitige Moritz Bleibtreu dann für Johannes Nabers "Das kalte Herz" (Start: 2016) vor der Kamera: In der düsteren Märchenverfilmung spielt er die Schlüsselrolle des finsteren Holländer-Michel.
Danach übernimmt er für Regisseur Christian Zübert eine Hauptrolle in "Lommbock" (2017), der Fortsetzung der kultigen Kifferkomödie "Lammbock" von 2001. An der Seite von Lucas Gregorowicz spielt er darin erneut die Rolle des Imbiss- und Marihuana-Lieferanten Kai. Fürs Fernsehen übernimmt Bleibtreu in der Serie "Schuld" (2015-2017) die Hauptrolle des Strafverteidigers Friedrich Kronberg. Regisseur Sam Garbarski besetzt ihn in dem Nachkriegsdrama "Es war einmal in Deutschland..." (DE/BE/LU 2017) als jüdischen Holocaust-Überlebenden; in Özgür Yildirims Gangsterfilm "Nur Gott kann mich richten" verkörpert er einen frisch aus der Haft entlassenen Kriminellen. Nach einem weiteren Genrefilm, dem Psychothriller "Abgeschnitten" (2018), sieht man Bleibtreu in einer tragenden Rolle von Sebastian Schippers Freundschafts- und Flüchtlingsgeschichte "Roads" (2018), der im Mai 2019 ins Kino kommt.
Eine wichtige Rolle hat Bleibtreu auch als skrupelloser Vertrauter eines populistischen Politikers in dem viel beachteten TV-Remake von "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" (2019). Ein Kinoerfolg ist der Musical-Film "Ich war noch niemals in New York", in dem er an der Seite von Heike Makatsch eine Hauptrolle spielt. Daneben verkörpert Bleibtreu weiterhin in der Fernsehserie "Schuld" den Strafverteidiger Friedrich Kronberg.
Ende 2020 startete Bleibtreus Regiedebüt "Cortex" in den Kinos, ein Mystery-Thriller über einen Mann (Bleibtreu), der zusehends weniger zwischen seinen extremen Alpträumen und der Realität unterscheiden kann. Danach sah man ihn als aktivistischen Hacker in der Thriller-Serie "Blackout" (2021) und als Kunstfälscher und Betrüger Konrad Kujau in der sechsteiligen, auf realen Ereignissen basierenden Serie "Faking Hitler" (2021).
An der Seite von Laura Tonke sah man Moritz Bleibtreu in gleich zwei Hauptrollen: In der Gesellschaftskomödie "Caveman" (Start: Januar 2023) verkörperte er einen frisch von seiner Ehefrau verlassenen Nachwuchs-Standup-Komiker, in "Fifty Fifty – Eine Erziehungskomödie" (Start: 2024) spielten die beiden ein Ex-Paar, das sich gemeinsam um den verwöhnten elfjährigen Sohn kümmert.