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Marion und Andi sind zwar geschieden, teilen sich aber trotzdem die Erziehung ihres elfjährigen Sohnes Milan. Sie betrachten sich als Mustereltern, weshalb natürlich ein gemeinsamer Sommerurlaub trotz allem nicht ausbleiben darf. Also reisen die beiden mit Milan nach Italien. Ebenfalls dabei: Marions neuer Freund. Im Luxusressort im sonnigen Süden zeigt sich allerdings bald, dass Milan ein verzogenes und verhätscheltes Einzelkind ist, das seine Privilegien genießt und seine Eltern geschickt gegeneinander ausspielt. Marion und Andi erkennen, dass es in Sachen Erziehung einiges nachzuholen gibt, und ziehen andere Saiten auf. Bei der Umsetzung ihrer ambitionierten Erziehungspläne kommen die beiden sich allmählich wieder näher.
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„Nee! Die Scheidung ist nicht das Problem. Milan ist ein glückliches Scheidungskind. Wir haben ein super funktionierendes Wechselmodell, komplett konfliktfrei, alles fifty-fifty“, gibt Vater Andi zu bedenken, der auch mit dem bevorstehenden gemeinsamen Sommerurlaub in einem luxuriösen Resort im süditalienischen Puglia argumentiert. Dabei aber sorgsam vermeidet, den Dritten im Bunde zu erwähnen, Marions neuen und erheblich jüngeren Freund Robin, ihren Personaltrainer im Münchner Nobel-Fitnessstudio.
Der Deutsch-Grieche Paris ist ausgebildeter Rettungsschwimmer, aber eigentlich ein Bochumer Kellner, der zusammen mit der Italienerin Adriane im Sommer in deren Heimat die Aufsicht über die Badelandschaft der Luxusherberge übernimmt. Und hier auch als Erzähler aus dem Off fungiert: Weil Milan beim Delphin-Watching über Bord ging und beinahe ertrunken wäre, ist Paris nun gegen gutes Geld verpflichtet worden, dem verwöhnten Einzelkind, das geschickt die Eltern gegeneinander auszuspielen weiß, das Schwimmen beizubringen.
Der gelangweilte Wasserscheue findet immer neue Ausreden, um von ermüdenden Trockenübungen den Sprung ins Schwimmbecken zu wagen. Paris, der das Eifersuchtsduell zwischen dem unter Rückenproblemen leidenden, sich aber intellektuell überlegen fühlenden Andi und dem netten Kerl Robin mehr oder minder belustigt verfolgt, erkennt, dass Milan nur ein Ortswechsel weiterhilft. Da passt es ganz gut, dass sich die etwa gleichaltrige Mila vom benachbarten Campingplatz verbotenerweise unter die Hotelgäste am Pool mischt.
Sie macht zusammen mit ihrer handfesten Großmutter Elke, ihrem chaotischen Hippie-Vater Jens und ihrem kleinen Bruder Basti Ferien in einem klapprigen Wohnwagen – und Milan erlebt an Milas Seite einen ganz neuen, wenn auch nicht konfliktfreien Familienzusammenhalt. Um mit der Wasserratte Mila mithalten zu können, würde er sogar freiwillig Schwimmen lernen. Doch plötzlich und ohne sich von ihm zu verabschieden, ziehen Jens & Co zum nächsten Campingplatz weiter.
Als der bitter enttäuschte Milan ihm sein Leid klagt, erklärt Paris, das Schwimmen und Liebe reine Kopfsachen sind. Mit der Ape des Obsthändlers Accapatoio geht’s über den Berg zum Campingplatz am Pinienwald. Währenddessen ist Robin abgereist, nachdem sein Heiratsantrag von Marion abgelehnt worden ist, nicht zuletzt mit der Begründung, kein Kind mit ihm haben zu wollen. Als Milan verschwunden ist und die Suche in der unmittelbaren Umgebung erfolglos bleibt, erweitern Marion und Andi den Radius bis zum besagten Pinienwald…
„So wie die Eltern Marion und Andi zueinander die Liebe (wieder-) entdecken oder auch nicht – es bleibt ja offen –, so findet auch der elfjährige Milan seine erste zarte Liebe. In dem Alter ist es wichtig, als Eltern zu erkennen, dass auch, wenn man gar nichts gemacht hat, ein Kind den richtigen Weg geht – trotz aller Bedenken von Seiten der Erwachsenen, das Kind könnte durch die Trennung der Eltern beziehungsgeschädigt sein“, so Produzentin Justyna Muesch im Leonine-Presseheft.
„Alles Fifty Fifty“ fragt in unterhaltsamen, bisweilen aber auch klamottigen Szenen, welche Grenzen bei der Kindererziehung nützlich sind gerade wenn es um Disharmonien in einer Patchwork-Familie geht. Der dritte Spielfilm des gebürtigen Iraners Alireza Golafshan nach „Die Goldfische“ (2019) und „JGA – Jasmin.Gina.Anna“ (2022) blickt so liebevoll wie klug auf seine hervorragend besetzten Figuren, herausragend das neue Komödianten-Duo aus Moritz Bleibtreu und David Kross.
Pitt Herrmann