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Nach dem gleichnamigen Musical, basierend auf Liedern von Udo Jürgens: Als Maria, die Mutter der erfolgreichen Fernsehmoderatorin Lisa Wartberg, nach einem Unfall ihr Gedächtnis verliert, ändert sich auch das Leben ihrer auf Karriere fokussierten Tochter auf ungeahnte Weise. Denn das Einzige, an das sich Maria erinnert, ist die Tatsache, dass sie noch nie in New York war, und so setzt sie sich kurzerhand aus dem Krankenhaus ab und begibt sich als blinde Passagierin auf ein Kreuzfahrtschiff mit Kurs auf die amerikanische Metropole. In letzter Sekunde gelingt es Lisa, ihre Mutter ausfindig zu machen und mit ihrem Maskenbildner Fred ebenfalls an Bord des Schiffs zu gelangen. Auf ihrer ungeplanten Reise ergeben sich für Lisa und Fred nicht nur ungeahnte Begegnungen, auch Maria macht eine aufregende Bekanntschaft. Und diverse turbulente Verwicklungen lassen dann auch nicht lange auf sich warten.
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„Vielen Dank für die Blumen“: So flott startet das Filmmusical „Ich war noch niemals in New York“ und verliert auch danach das hohe Tempo nicht. Obwohl bei der nur um sich selbst kreisenden Karrierefrau Lisa ziemlich die Luft raus ist: ihr werbeunterstütztes Sendeformat hat ihre besten Quotenzeiten hinter sich. Jetzt bestimmen junge Influencer im Internet, was angesagt ist oder gerade nicht (mehr). Ihre Mutter Maria hätte ihre Promi-Tochter gern mit einem selbstgebackenen Kuchen verwöhnt, so muss sie ihn selbst essen – allein vor dem Fernseher, in dem Lisas Sendung gezeigt wird. Beim Abwaschen läuft im Küchenradio gerade Udo Jürgens' „New York“-Hit, als Maria zusammenbricht – und in der Klinik wieder aufwacht.
Schädel-Hirn-Trauma: Maria kann sich an nichts mehr erinnern und erkennt selbst ihre Tochter nicht. „Mit sechsundsechzig Jahren...“ - fängt ihr Leben erst richtig an. Auf dem Bock eines LKW, dessen Fahrer sie am Hamburger Hafen absetzt. Am Kai das zum Ablegen bereite Kreuzfahrtschiff „Maximiliane“ mit dem Ziel Big Apple. Maria gelingt es, sich zwischen Teekisten unter Deck zu verstecken. Auch vor Lisa und deren nicht von ihrer Seite weichendem schwulen Visagisten Fred, die sich mit medialer Hilfe an ihre Fersen geheftet haben.
„Aber bitte mit Sahne“: Als der bonbonbunte, aber retromäßig pastellfarbene Traum von Luxusliner in See sticht, landen beide mit Maria erst im Pool - und dann in der engen Massenkoje für die wie Sklaven gehaltenen dienstbaren Geister. „Willkommen in der Hölle“: Vom Kartoffelschäler bis zum Kloputzer sollen sie für die zahlenden Gäste möglichst unsichtbar ihre Aufgaben verrichten. Als blinde Passagiere kommen Mutter und Tochter in die Reinigungsbrigade der handfesten, an rätselhaften dalmatinischen Küchenweisheiten nie verlegenen Edita, während Fred vom attraktiven Küchenhelfer Costa akquiriert wird, der sich abends als Zauberer ein Zubrot verdient.
„Griechischer Wein“: Das Leben unter Deck kann auch Spaß machen, wenn die Schnapsflasche kreist und Costa mit einer völlig entfesselten Maria auf den Tischen tanzt. Bequemer ist es freilich in der Beletage. Als sich Lisa beim „Housekeeping“ eines privaten Laptops bedient, um in Kontakt mit Polly und dem Sender zu treten, die Überfahrt dauert schließlich fünf Tage, kommt dessen Besitzer, der verwitwete Statistik-Professor Axel Staudach, dahinter – und ist nicht wirklich amüsiert. „Liebe ohne Leiden“: Im Gegensatz zu dessen Sohn Florian, der endlich eine Chance sieht, sich nicht länger mit der Stoppuhr die Zähne putzen zu müssen (samt Richtungswechsel bei Halbzeit), wenn endlich wieder eine Frau im Haus das Sagen hat.
„Siebzehn Jahr, blondes Haar“: Maria kann sich auch nicht daran erinnern, einmal "Sternchen“ genannt worden zu sein. Lässt sich aber gerne vom berufsmäßigen Eintänzer Otto (grandios: Uwe Ochsenknecht als singender, swingender Charmebolzen alter Schule) in der Präsidenten-Suite verwöhnen. „Illusionen“: Als die Freiheitsstatue in Sicht kommt, kehren die Paare zu nüchternerer Betrachtung zurück. Aber keine Bange: nach manch' turbulenten Wendungen gibt’s das große Herz-Schmerz-Finale „Ich weiß, was ich will“ und entlässt das Kinopublikum in einer euphorischen Stimmung wie zuletzt Meryl Streep & Co vor zehn Jahren in Phyllida Lloyds Abba-Musicalkomödie „Mamma mia!“
„Merci, Udo!“: Als Produzentin Regina Ziegler, die 2013 bereits die Operette „Im weißen Rössl“ auf die Kinoleinwand und die Jürgensche Familienchronik „Der Mann mit dem Fagott“ ins Fernsehen brachte, 2007 bei der Uraufführung des Udo-Jürgens-Musicals „Ich war noch niemals im New York“ hautnah mitbekam, wie das Hamburger Publikum vor Begeisterung auf den Stühlen stand, holte sie sich spontan die Zusage des 1934 gebürtigen Klagenfurters, daraus einen Film machen zu dürfen. Udo Jürgens, der während der Vorbereitungen der Dreharbeiten 2014 starb, wäre mit dem Resultat mehr als zufrieden gewesen: Philipp Stölzl hat um die unsterblichen Evergreens, die von den Schauspielern selbst gesungen werden, und das bis auf Moritz Bleibtreu erstaunlich gut, eine eigene, zu Herzen gehende Story geschrieben und diese schwungvoll, ja geradezu schwebend-leicht mit so viel (Selbst-) Ironie inszeniert, dass kein Klischee nervt und kein kitschiges Romanzen-Schmalz ätzt.
Man muss lange zurückblicken, wann es zuletzt ein solch großartiges deutsches Genrekino gegeben hat: Reinhard Hauffs „Linie 1“, die Adaption des Bühnenhits von Volker Ludwig und Birger Heymann. „Immer wieder geht die Sonne auf“: Uraufgeführt Mitte Oktober 2019 in Köln, wird das wunderbare, keine Sekunde langweilige und im notwendigen Maß schräge Filmmusical, in seiner betonten Kulissenhaftigkeit übrigens eine reine Studioproduktion, am 11. Juli 2022 in der ARD als Free-TV-Premiere ausgestrahlt.
Pitt Herrmann