Rudolf Platte
Rudolf Platte, geboren am 12. Februar 1904 in Hörde, aufgewachsen in Hildesheim. Mit gerade einmal 16 Jahren verlässt er noch vor dem Abitur das Gymnasium, um Schauspielunterricht zu nehmen. Sein Bühnendebüt gibt er 1925 an der Freilichtbühne Düsseldorf in einer Inszenierung von Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig", in der er trotz seiner Jugend die Hauptrolle des Shylock spielt. Es folgen Engagements an Theatern in Bad Harzburg, Hildesheim, Hagen, Wuppertal und Hannover sowie am Lobe-Theater in Breslau, wo er neben seiner Schauspielarbeit auch als Regisseur tätig wird.
Im Jahr 1927 zieht Platte nach Berlin. Dort leitet er gemeinsam mit dem Kabarettisten, Schriftsteller und Schauspieler Werner Finck und dem Schauspieler und (Film-)Regisseur Hans Deppe das Kabarett "Die Katakombe", das 1935 von den Nazis verboten wird. Daneben tritt Platte in Musikrevuen auf.
Sein Filmdebüt gibt er 1929 in "Revolte im Erziehungshaus" nach Peter Martin Lampels Jugend-Drama. Es folgen zahlreiche größere und kleinere Nebenrollen in Filmen wie "F.P. 1 antwortet nicht" (1932), "Viktor und Viktoria" (1933) oder "Gasparone" (1937). Meist verkörpert der vielbeschäftigte Ensemble-Darsteller mit trockenem Humor und leicht verhuscht sympathische Durchschnittsmenschen. In Hauptrollen sieht man Platte trotz seiner Popularität vergleichsweise selten, so etwa in Hubert Marischkas "Der Meisterdetektiv" (1944) an der Seite von Grethe Weiser.
Von 1940 bis 1944 fungiert Platte als Direktor des Berliner Theaters in der Behrendstraße und übernimmt nach dem 2. Weltkrieg bis 1947 die Leitung des Theaters am Schiffbauerdamm. Erst 1949 wendet er sich wieder verstärkt dem Filmschaffen zu. In den folgenden Jahren sieht man ihn nur noch selten in ernsten Charakterrollen, wie etwa als tschechischen Flüchtling in Rolf Thieles "Mamitschka" (1955) oder als "Herr Wenzel" in Alfred Weidenmanns "Die Buddenbrooks" (1959). Meist gibt Platte den quasselnden, tolpatschigen oder traurig-clownesken Domestiken, Vagabunden, Kleingauner in Unterhaltungsfilmen wie "Der Haustyrann" (1959) – Rollen, die beim Publikum gut ankommen, seinem Talent jedoch nur selten gerecht werden.
Mit Beginn der 1960er Jahre tritt Rudolf Platte verstärkt im Fernsehen auf, wo er sich als wandlungsfähiger Darsteller einen Namen macht: so etwa 1960 als "Der Hauptmann von Köpenick" (Regie: Rainer Wolffhardt). Nach seinem Auftritt in Wolfgang Staudtes "Herrenpartie" (1964) spielt Platte kaum noch in Kinofilmen. Stattdessen sieht man ihn in TV-Serien wie "Der Kommissar" und "Derrick" sowie in ambitionierten Fernsehspielen wie "Peter Schlehmils wundersame Geschichte" (1967) an der Seite des jungen Götz George. Neben seiner Fernsehkarriere macht Platte in den 1960er und 70er Jahren eine "dritte Karriere" als berlinernder Volksschauspieler, aber auch als ernsthafter Bühnendarsteller, etwa in Ibsen-Stücken. 1974 geht er als Schmierendirektor Striese in "Der Raub der Sabinerinnen" auf Tournee.
Nachdem er bereits 1969 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet wurde, erhält Platte 1978 das Filmband in Gold für sein "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film".
Seinen letzten Kinoauftritt (es folgen noch vier Fernsehrollen) hat er 1982 in einer kleinen Gastrolle in Rainer Werner Fassbinders "Die Sehnsucht der Veronika Voss". Am 18. Dezember 1984 stirbt Rudolf Platte in Berlin.