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Alle Fotos (92)Biografie
Götz George, geboren am 23. Juli 1938 in Berlin als Sohn des Schauspielerehepaares Berta Drews und Heinrich George, wuchs mit seinem älteren Bruder Jan bei der allein erziehenden Mutter auf. Vater Heinrich, einer der renommiertesten Film- und Bühnendarsteller seiner Zeit, wurde aufgrund seiner Mitwirkung in einer Reihe von NS-Propagandafilmen nach Kriegsende in einem sowjetischen "Speziallager" interniert und starb 1946 an den Folgen einer Blinddarmoperation.
Sein Schauspieldebüt gab Götz George bereits 1950, im Alter von gerade 12 Jahren, mit einer kleinen Rolle in dem Bühnenstück "Mein Herz ist im Hochland" am Berliner Hebbel-Theater. Drei Jahre später war er erstmals auf der Kinoleinwand zu sehen – an der Seite von Romy Schneider hatte er einen kleinen Auftritt in dem Erfolgsfilm "Wenn der weiße Flieder wieder blüht". Nach dem Abschluss der Mittleren Reife studierte George von 1955 bis 1958 Schauspielerei am Ufa-Nachwuchsstudio in Berlin. Parallel dazu spielte er weitere Filmrollen, unter anderem in der DEFA-Komödie "Alter Kahn und junge Liebe" (1957).
Nach Abschluss der Schauspielausbildung wurde George von Heinz Hilpert in das Ensemble des Deutschen Theaters in Göttingen aufgenommen: für den jungen Schauspieler nach eigenem Bekunden eine überaus prägende Zeit, die häufig als seine "eigentliche" Ausbildung bezeichnet wird. Nach dem Tod Hilperts und dem damit verbundenen Ende der Göttinger Zeit im Jahr 1963 hat George sich während seiner gesamten Karriere nie wieder einem festen Ensemble angeschlossen. Dennoch war er bis 1990 immer wieder in Gastspielen oder im Rahmen von Tourneen auf der Bühne zu sehen. So etwa bei den Salzburger Festspielen 1981 in "Dantons Tod", nach eigenem Bekunden seine beste Bühnenrolle; 1986 führte er bei einer Inszenierung von Gogols "Revisor" die Regie; 1990 ging er mit Tschechows "Platonov" letztmalig auf Tournee.
Der Durchbruch als Filmschauspieler gelang Götz George 1959 in Wolfgang Liebeneiners hoch gelobtem Liebesfilm "Jacqueline": Für seine Verkörperung eines jungen, gutherzigen Boxers wurde er mit dem Preis der Filmkritik sowie mit einem Bundesfilmpreis als "Bester Nachwuchsdarsteller" ausgezeichnet. In den folgenden Jahren festigte er mit Rollen in anspruchsvollen Werken wie Wolfgang Staudtes Nachkriegsdrama "Kirmes" (1960), Wilhelm Dieterles "Die Fastnachtsbeichte" (1960) oder Staudtes "Herrenpartie" (1964) seinen Ruf als einer der meistversprechenden Charakterdarsteller des ambitionierten deutschen Nachkriegskinos. Zugleich verstand es George, mit Rollen in reinen Unterhaltungsfilmen wie "Mörderspiel" (1961) oder den Karl-May-Klassikern "Der Schatz im Silbersee" (1962) und "Unter Geiern" (1964) seine Publikumswirksamkeit unter Beweis zu stellen.
Trotz seiner Kinoerfolge konzentrierte George sich in den 1970er Jahren vor allem auf seine Theaterarbeit. So war er 1972 am Kölner Schauspielhaus in einer Inszenierung von "Martin Luther und Thomas Münzer" als Martin Luther zu sehen. Im Kino war er in den 1970er Jahren zwar nur selten zu sehen, spielte dafür jedoch in Theodor Kotullas Nazi-Drama "Aus einem deutschen Leben" eine seiner eindrucksvollsten und vielschichtigsten Kinohauptrollen. Neben seinen Theaterverpflichtungen wandte George sich in den 70er Jahren verstärkt dem Fernsehen zu, spielte hier vor allem in Serien wie "Der Kommissar" (1970, 1972, 1973), "Diamantendetektiv Dick Donald" (in der Titelrolle; 1971), "Derrick" (1978) oder "Der Alte" (1978 & 1979).
1981 wurde für Götz George eines der prägendsten Jahre seiner Karriere: Für den WDR-"Tatort" verkörperte er in der Folge "Duisburg-Ruhrort" erstmals den unkonventionellen Kommissar Schimanski – eine Rolle, die auf Grund ihrer derben Art zwar durchaus umstritten war, die George aber binnen kurzer Zeit zu einem der großen Lieblinge des deutschen TV-Publikums werden ließ. 31 Mal gab er bis 1991 den raubeinigen Ruhrpott-Kommissar, viele der Folgen gelten unter Fans und Fachleuten als Glanzpunkte der populären Krimi-Reihe. Die Schimanski-Abenteuer waren so erfolgreich, dass zwei Kinofilme daraus entwickelt wurden ("Zahn um Zahn", 1985; "Zabou", 1987). Trotzdem verabschiedete George sich 1991 mit "Der Fall Schimanski" von der Rolle – um sie nach einer sechsjährigen Auszeit 1997 wieder aufzunehmen, allerdings nicht im Rahmen der "Tatort"-Reihe, sondern unter dem eigenen Serientitel "Schimanski". Bis 2013 entstanden 17 Folgen.
Wenngleich zahlreiche Zuschauer ihn vor allem als "Tatort"-Kommissar und aus der populären TV-Film-Reihe "Schulz & Schulz" (1989-1993) kannten, ließ Götz George sich keineswegs auf diese Rollen reduzieren. Ab Mitte der 1980er Jahre spielte er regelmäßig hochkarätige Kinorollen und arbeitete mit einigen der besten Regisseure des deutschen Films zusammen. So war er 1984 in Carl Schenkels klaustrophobischem Thriller "Abwärts" zu sehen (Deutscher Filmpreis in Gold), spielte in Dominik Grafs Krimi "Die Katze" (1988) einen genialischen Bankräuber und beeindruckte in Reinhard Hauffs Polit-Thriller "Blauäugig" (1989) als Geschäftsmann auf der Suche nach seiner verschleppten Tochter.
Ein regelrechtes Kinokarriere-Hoch erlebte George gleichwohl in den 1990er Jahren - bezeichnenderweise, nachdem er sich 1991 vorläufig von Schimanski verabschiedet hatte. In Helmut Dietls Oscar-nominierter Satire "Schtonk" (1992) brillierte er als bauernschlauer Sensationsreporter und erhielt prompt einen Deutschen Filmpreis in Gold. Für seine Verkörperung des Serienmörders Fritz Haarmann in Romuald Karmakars "Der Totmacher" wurde er 1995 bei den Filmfestspielen von Venedig als "Bester Darsteller" ausgezeichnet. Weiterhin erhielt er für seine Leistung in dem Film 1996 einen Bayerischen Filmpreis und einen Deutschen Filmpreis in Gold.
Im gleichen Jahr ehrte man ihn für seine Darstellung eines mysteriösen Schriftstellers und vermeintlichen Mörders in dem TV-Thriller "Der Sandmann" mit einem Grimme-Preis. Zu Georges weiteren wichtigen Film- und Fernseharbeiten zählen Helmut Dietls Schickeria-Satire "Rossini" (1997), Roland Suso Richters TV-Film "Die Bubi Scholz Story" (1998) und das umstrittene Kinodrama "Nichts als die Wahrheit" (1999, ebenfalls unter der Regie von Suso Richter), in dem er Josef Mengele verkörperte.
Seit der Jahrtausendwende war George fast ausschließlich in Fernsehrollen zu sehen, wobei die Bandbreite von Romanzen wie "Alpenglühen" oder "Verliebte Diebe" (beide 2003) bis zu anspruchsvollen Produktionen wie Andreas Kleinerts Drama "Mein Vater" (2003) reichte, für das er einen Grimme-Preis sowie einen Bayerischen Filmpreis erhielt. Im Kino sah man Götz George in den letzten Jahren insbesondere in kleineren, ambitionierten Produktionen wie dem romantischen "Maria an Callas" (2006), dem Beziehungsmelodram "Der Novembermann" (2007) oder der George-Tabori-Verfilmung "Mein Kampf", die 2011 in die Kinos kam.
Für seine Rolle in dem Drama "Zivilcourage", als Alt-68er, der sich von einer Jugendgang bedroht fühlt, wurde George 2010 für den Bayerischen Fernsehpreis nominiert. Viel Kritikerlob erhielt er für seine Verkörperung eines alternden Staatsanwalts, der noch einen letzten Fall lösen will, in Andreas Kleinerts melancholischem Drama "Nacht ohne Morgen" (2011). Von seiner komödiantischen Seite zeigte er sich als deutscher Kanzler in Helmut Dietls Satire "Zettl" (2012), die jedoch weder bei der Kritik noch beim Publikum erfolgreich war. Umso besser kam dafür der Thriller "Tod einer Polizistin" (2012) von Matti Geschonneck an: Darin spielte George einen pensionierten Hauptkommissar auf der Jagd nach einem von Jürgen Vogel verkörperten entflohenen Polizistenmörder.
In einer äußerst persönlichen Rolle sah man Götz George im Jahr 2013: In der Filmbiografie "George" (TV) in der Regie von Joachim Lang zeichnete er ein differenziertes Porträt seines so berühmten wie umstrittenen Vaters und seiner Karriere in der Nazizeit.
Im selben Jahr erhielt Götz George beim Deutschen Schauspielerpreis den Ehrenpreis für sein Lebenswerk. 2014 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Neben seiner Filmkarriere setzte sich George stets für soziale Belange ein und engagierte sich unter anderem für die Deutsche Krebshilfe.
Götz George starb nach kurzer, schwerer Krankheit am 19. Juni 2016 im Alter von 77 Jahren.