Paul Hörbiger
Sohn von Hanns Hörbiger, dem Begründer der "Welteislehre". Ab 1902 in Wien. Gymnasien in Wien und in Kärnten. 1914-18 Kriegsfreiwilliger. Kurze Schauspielausbildung in Wien. 1919/20 Stadttheater Reichenberg (Böhmen), 1920-26 Deutsches Theater in Prag, 1926-29 Reinhardt-Bühnen in Berlin, dann u.a. Barnowsky-Bühnen und Kabarett der Komiker.
Im Stummfilm sowohl komödiantische Rollen – der Diener und Chauffeur in Fritz Langs "Spione" – wie auch Darstellung boshafter Charaktere, z.B. Lehrer Mager in "Die Räuberbande" nach Leonhard Frank.
Tonfilmkomödien und Operetten von Geza von Bolvary und Erik Charell prägen das Rollenimage als gemütvoller Wiener Feschak; am deutlichsten in der Figur des alten Weiring in "Liebelei" (Max Ophüls). Ruhiger Widerpart zu Jenny Jugo in Carl Boeses "Fräulein Frau", "…heute abend bei mir" und "Herz ist Trumpf". 1935 Beteiligung an der Gründung der Allgemeine Film-Aufnahme und Vertriebs GmbH (Algefa) in Berlin.
Hörbiger hat etwa dasselbe Rollenspektrum wie sein bevorzugter Partner Hans Moser, aber weniger grantig: Dienstmänner, Hofräte und Adlige, Heurigen- und Bänkelsänger. Oft auch Personifizierung österreichischer Größen: u.a. Franz Joseph II., Haydn, Johann Strauß Vater und Johann Strauß Sohn, Schubert, Millöcker, Grillparzer, Radetzky.
1940-43 am Wiener Burgtheater, 1943 Salzburger Festspiele, 1944 Wanderbühne. Anfang 1945 in Wien wegen Hochverrat in Haft. Nach Kriegsende Bühnenauftritte in Zürich, New York, der Bundesrepublik, Moskau und Israel. 1952 Renaissance-Theater in Berlin, 1965 erneut am Burgtheater, dort auch im Alter bedeutende Aufgaben.
Im Nachkriegsfilm zunächst anspruchsvollere Rollen, z.B. als eingeschüchterter Portier in Carol Reeds "The Third Man". Bald jedoch Fortschreibung der Stereotypen-Besetzung der 30er und 40er Jahre: Wiener Schmäh und deutsche Heimatfilme. Im Fernsehen vor allem als heurigenseliger Interpret Wiener Lieder. 1969 Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film.
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