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Kurt Bertrand Paul Hoffmann, geboren am 12. November 1910 in Freiburg im Breisgau als Sohn des Kameramanns und Filmregisseurs Carl Hoffmann (1881-1947), ab 1916 aufgewachsen in Berlin, fand durch die Vermittlung seines Vaters einen ersten Einstieg ins Filmgeschäft: 1931 volontierte er als dritter Regieassistent bei den Dreharbeiten zu Erik Charells Operette "Der Kongreß tanzt" und bei Robert Siodmaks "Stürme der Leidenschaft". Danach war er bis 1937 als Regieassistent an neun Filmen von Reinhold Schünzel beteiligt, darunter Klassiker wie "Viktor und Viktoria" (1933) und "Amphitryon" (1935). Der Stil von Schünzels musikalischen Komödien war für Hoffmanns eigene Regiearbeiten sehr prägend.
1937 wurde Schünzel von den Nationalsozialisten als "Halbjude" eingestuft und musste Deutschland aus Angst um sein Leben verlassen. Hoffmann blieb in Deutschland und sammelte als Assistent der Regisseure Wolfgang Liebeneiner, Hans Steinhoff und Erich Engels weitere Erfahrungen. Im Jahr 1938 stand er Heinz Rühmann bei dessen Regiedebüt "Lauter Lügen" als inszenatorischer Berater zur Seite. Im gleichen Jahr inszenierte er für die Produktionsfirma Terra-Filmkunst drei Kurzfilme, um sein Talent als Regisseur unter Beweis zu stellen. Heinz Rühmann war es dann, der ihm 1939 die Chance auf die Inszenierung eines abendfüllenden Spielfilms gab: Er engagierte ihn als Regisseur der von der Terra-Filmkunst produzierten Komödie "Paradies der Junggesellen", noch im selben Jahr gefolgt von der ebenfalls sehr erfolgreichen Rühmann-Komödie "Hurra, ich bin Papa!".
1939 heiratete Hoffmann Betti Grimm, Schwester des Filmregisseurs Hans Grimm und des Standfotografen Arthur Grimm sowie Tante des Kinderstars Oliver Grimm. Die Ehe, aus der zwei Kinder hervorgingen, währte bis zu Grimms Tod im Juli 1989.
1940 wurde Hoffmann zum Kriegsdienst eingezogen und in Polen und an der Westfront eingesetzt – aber bereits im Jahr darauf vorübergehend freigestellt. In dieser Zeit inszenierte er drei Filme: die beiden Rühmann-Komödien "Quax, der Bruchpilot" (1941) und "Ich vertraue Dir meine Frau an" (1943), eine Neuverfilmung des Bauernschwanks "Kohlhiesels Töchter" (1943), sowie die Ehekomödie "Ich werde Dich auf Händen tragen" (1943). 1944 wurde er erneut eingezogen und saß in Belgien bis 1946 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.
Nach der Befreiung Deutschlands und seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft konnte Hoffmann erst allmählich wieder in der Filmbranche Fuß fassen. So betätigte er sich zunächst als Synchronregisseur (unter anderem bei Lubitschs "Rendezvous nach Ladenschluß") und inszenierte 1948 mit dem Drama "Das verlorene Gesicht", nach dem authentischen Fall von Schizophrenie eines jungen Mädchens (Marianne Hoppe), seinen ersten Nachkriegsfilm.
Es folgten die Kriminalfilme "Fünf unter Verdacht" (1950) und "Der Fall Rabanser" (1950) und, für Hoffmann typischer, die musikalische Komödie "Taxi-Kitty" (1950). Der Travestie-Schwank "Fanfaren der Liebe"(1951) zeigte die Publikumslieblinge Georg Thomalla und Dieter Borsche als arbeitslose Musiker, die sich, als Frauen verkleidet, einer Damenkapelle anschließen – ein für damalige Zeit gewagtes Spiel mit Geschlechterklischees. Billy Wilder diente der Film sieben Jahre später als Vorlage für seinen Klassiker "Some Like It Hot" mit Tony Curtis und Jack Lemmon.
1952 besetzte Hoffmann die Schweizerin Liselotte "Lilo" Pulver als Hauptdarstellerin der Komödie "Klettermaxe". Mit gemeinsamen Erfolgsfilmen wie der Romanze "Ich denke oft an Piroschka" (1955) und der sogenannten "Spessart-Trilogie" "Das Wirtshaus im Spessart" (1958), "Das Spukschloß im Spessart" (1960) und "Herrliche Zeiten im Spessart" (1967), baute er sie zu einem der größten Komödienstars der 1950er und 60er Jahre auf.
Außerdem verfilmte Hoffmann in den 1950er Jahren mehrere Erich-Kästner-Romane: Vor allem der Pennälerfilm "Das fliegende Klassenzimmer" (1954) und die Verwechslungskomödie "Drei Männer im Schnee" (1955), zu denen Kästner persönlich die Drehbücher schrieb, wurden große Kritiker- und Kassenerfolge. Zugleich etablierte sich Hoffmann immer erfolgreicher als Regisseur anspruchsvoller Literaturvorlagen. Seine Verfilmung von Thomas Manns Gesellschaftssatire "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" (1957) wurde unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Film und dem Golden Globe als Bester ausländischer Film ausgezeichnet. "Die Ehe des Herrn Mississippi" (1961) nach Friedrich Dürrenmatt wurde in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen.
Auch die Satire "Wir Wunderkinder" (1958) nach dem Roman von Hugo Hartung wurde mit dem Golden Globe ausgezeichnet und erhielt einen Deutschen Filmpreis in Silber. Anhand der gegensätzlichen Lebenswege zweier ehemaliger Schulfreunde, der eine anständig und politisch desinteressiert, der andere ein gerissener Opportunist, zeichnete Hoffmann darin die deutsche Geschichte zwischen 1913 und 1955 nach. Bei der Kritik war der Film zwar auf Grund der starken Gewichtung auf komödiantisch-satirische Elemente umstritten, an Kinokassen hingegen war er sowohl in der Bundesrepublik wie auch international einer der größten Erfolge Kurt Hoffmanns.
Von September 1962 bis Dezember 1968 gehörte Hoffmann als Gesellschafter der Independent Film GmbH des Produzenten Heinz Angermeyer an – die bis 1969 auch sämtliche seiner Filme (ko-)produzierte. So etwa die Tucholsky-Adaptionen "Schloß Gripsholm" (1963) und "Rheinsberg" (1967). Einem ungewohnt ernsten Stoff nahm Kurt Hoffmann sich bei der Verfilmung von M. Y. Ben-Gavriels Roman "Das Haus in der Karpfengasse" (1964) an. Das Ensemble-Drama handelt von den Schicksalen jüdischer Bewohner eines Prager Mietshauses während der deutschen Besetzung im Jahr 1939. In Koproduktion mit dem WDR entstanden, wurde der Film wenige Tage vor seinem Kinoeinsatz in einer längeren, dreiteiligen Fassung im Fernsehen gezeigt. Zwar mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet, erwies sich die Produktion kommerziell als Misserfolg. Als Konsequenz wendete Hoffmann sich erneut dem Komödienfach zu.
Mit seinen Stammschauspielern Heinz Rühmann und Liselotte Pulver drehte er die Komödien "Dr. med. Hiob Prätorius" (1964) und "Hokuspokus oder: Wie lasse ich meinen Mann verschwinden…?" (1966), ein Remake seines eigenen Films "Hokuspokus" von 1953, damals mit Curt Goetz (der auch die Bühnenvorlage geschrieben hatte) und Valérie von Martens in den Hauptrollen. Auch der Familienfilm "Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung" (1968) erwies sich mit über drei Millionen Zuschauern als großer Erfolg. Nach der teilweise mit Laiendarstellern besetzten Familienkomödie "Ein Tag ist schöner als der andere" (1969), an dessen Drehbuch Hoffmann auch als Co-Autor mitwirkte, drehte er 1971 seinen letzten Kinofilm: die Komödie "Der Käpitän", wieder einmal mit Heinz Rühmann in der Titelrolle, zog ebenfalls ein Millionenpublikum in die Kinos. Ein weiteres Kinoprojekt mit Lilo Pulver blieb dennoch unrealisiert.
Ein letztes Mal trat er 1976 als Regisseur in Erscheinung. Für das ZDF realisierte er den Episodenfilm "Sonntagsgeschichten", bei dem er in einer kurzen Einleitung auch als Erzähler auftrat. Danach zog sich Hoffmann endgültig von der Regiearbeit zurück. 1979 erhielt er beim Deutschen Filmpreis das Filmband in Gold für sein "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film"; im gleichen Jahr ehrte man ihn mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 1995 folgte ein Ehrenpreis beim Bayerischen Filmpreis, 1996 der Bayerische Verdienstorden.
Aber trotz solcher Auszeichnungen sowie zahlreicher weiterer Filmpreise und seiner Kassenerfolge wurde ihm seitens der Kritik und der Filmwissenschaft nie die selbe Anerkennung zuteil wie Regisseuren wie Helmut Käutner und Wolfgang Staudte.
Kurt Hoffmann, seit 1994 in zweiter Ehe mit Luise Schneider verheiratet, starb am 25. Juni 2001 in St. Maria Ramersdorf in München, wo er zuletzt in einem Seniorenstift gelebt hatte.