Bernd von Joachim (Hg.): Sternchen-Kalender 1919
Quelle: Jeanpaul Goergen |
Buchcover |
Der vom Herausgeber Bernd von Joachim begründete und gesetzlich geschützte "Sternchen-Kalender" erschien im Format eines Mini-Buches. Der Titel bezieht sich darauf, dass von Joachim zu fast allen Tagen die Namen der dann geborenen Filmstars anführt. Das Fehlen der Geburtsjahre begründet er damit, dass die Kunst zeitlos und "erhaben über den alltäglichen Ablauf der Lebensuhr" (S. 7) sei. Der schmale Band enthält zudem 25 Fotos "bester Filmkünstler und berühmter Lieblinge des Filmpublikums" (S. 2). Ihnen sind jeweils Kalendersprüche beigegeben, ohne dass diese aber, wie der Herausgeber im Vorwort betont, in irgendeinem Zusammenhang mit den Abgebildeten stehen oder stehen sollen. Einige der Einträge sind durchaus witzig, etwa wenn es für die "kritischen zehn Tage" vom 10. bis 19. April heißt: "In dieser Zeit will absolut niemand geboren sein!!!" (S. 21). Anfang Dezember erscheint der Hinweis: "Der Sternchen-Kalender ist ein niedliches Geschenk für meine Freundin" (S. 55). Es blieb allerdings bei dieser einen Ausgabe.
Der "Sternchen-Kalender", der auch christliche und jüdische Feiertage anführt, adressierte wohl ausschließlich ein Fanpublikum. Viele der abgebildeten und im Kalender namentlich angeführten Stars wie etwa Marija Leiko oder Karl Beckersachs waren um 1918 durchaus erfolgreich und bekannt; heute sind sie vergessen. Das schmale Büchlein kann somit auch als kompakte Quelle über die Ende der 1910er Jahre angesagten Stars und Sternchen gelesen werden.
Bernd von Joachim widmete den "Sternchen-Kalender" dem Schauspieler Heinz Salfner, den er als den besten Peer Gynt-Darsteller vorstellt. Salfner spielte in "Peer Gynts Jugend" (1918) und "Peer Gynts Wanderjahre und Tod" (1918) jeweils die Hauptrolle.
Wie es sich für einen Kalender gehört, sind noch die beweglichen Feste, Postgebühren sowie freie Seiten für Notizen und Adressen beigefügt. Eine Anzeigenseite enthält Bezugsquellen für den "Sternchen-Kalender" sowie ein Inserat der Zeitschrift "Film und Kino", die sich als das "Fachblatt für die geistigen und künstlerischen Interessen der Filmwelt" (S. 62) mit der höchsten Auflage aller Fachzeitschriften des Filmhandels vorstellt.
Über den Herausgeber Bernd von Joachim ist wenig bekannt. 1919 schrieb er – zum Teil auch unter den Kürzeln "B.v.J." und "v.J." – Artikel und Filmbesprechungen für das Fachblatt "Der Film".
Als einen "originellen Taschenkalender für die Verehrerinnen und Verehrer unserer Filmstars" bewertete ihn die Zeitschrift "Der Film" (Nr. 5/1919): Das "Taschenbüchelchen" werde "sicherlich überall viel Anklang finden".
(Jeanpaul Goergen, Juli 2019)
Bernd von Joachim (Hg.): Sternchen-Kalender 1919. München, Berlin: Kunstdruck- und Verlagshaus Friedrich Köhler 1919, 62 Seiten
dnb: http://d-nb.info/587980222