Fotogalerie
Alle Fotos (24)Biografie
Gustav Knuth, geboren am 7. Juli 1901 in Braunschweig, entdeckte bereits als 13-jähriger seine Liebe zum Theater. Nach dem Volksschulabschluss trat er eine Lehre als Bauschlosser an, die er jedoch vorzeitig abbrach, nachdem seine Schwester es ihm ermöglicht hatte, Schauspielunterricht bei dem Braunschweiger Hofschauspieler Casimir Paris zu nehmen. In den Spielzeiten 1918-19 stand er an verschiedenen Provinz-, Kur- und Sommertheatern auf der Bühne, gefolgt von Engagements in Harburg (1919-22), am Stadttheater Basel (1922-25) sowie am Stadttheater Altona (1925-33). Von 1933 bis 1937 war er am Deutschen Schauspielhaus Hamburg zu sehen, anschließend ging er nach Berlin, wo er zunächst an der Volksbühne und bis 1945 unter Gustav Gründgens am Preußischen Staatstheater spielte.
Sein Debüt als Filmschauspieler gab Gustav Knuth 1935 als viriler Dorfschmied in dem von einer Debatte über die "neue Moral" im NS-Staat begleiteten Film "Der Ammenkönig". Ansonsten standen seine Rollen eher im Widerspruch zum verordneten NS-Ideal des "kernigen" und "zupackenden" Mannes: So verkörperte er oftmals zwar ehrliche, jedoch leicht linkische junge Männer, etwa den Barkassenführer Oschi Rasmus in "Schatten über St. Pauli" (1938), den Fischer Frerk in "Das Mädchen von Fanö" (1941) oder den schüchternen Matrosen Fiete in Helmut Käutners "Große Freiheit Nr. 7" (1944).
Seine wohl wichtigste und nach eigenem Bekunden auch liebste Filmrolle spielte er in Käutners in der letzten Kriegsphase gedrehten und erst nach dem Krieg veröffentlichten Meisterwerk "Unter den Brücken" (1946). In der heiter-melancholischen Dreiecksgeschichte brilliert er an der Seite von Carl Raddatz und Hannelore Schroth als Co-Eigner eines Schleppkahns, der sich in die gleiche Frau verliebt wie sein bester Freund. In erster Linie aber spielte Knuth bis Ende der 1940er Jahre Theater: so unter anderem am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und dem Zürcher Schauspielhaus, wo er bis in die 80er Jahre hinein regelmäßig auf der Bühne stand.
In den 50er Jahren begann dann Gustav Knuths große Zeit als Filmschauspieler. In zahlreichen Rollen als polternder, doch menschenfreundlicher Sanguiniker, häufig auch in Rollen als eigentlich weichherziger Wirtschaftswunder-Profiteur, avancierte er zu einem der gefragtesten Darsteller des deutschen Kinos, wenngleich er meist in tragenden Nebenrollen zu sehen war. Zu Knuths bekanntesten Paraderollen jener Jahre gehören der J.B. Gunderloch in der Zuckmayer-Verfilmung "Der fröhliche Weinberg" (1952), der Schmieren-Direktor Striese in Kurt Hoffmanns "Der Raub der Sabinerinnen" (1954), der kauzige Herzog Max von Bayern in der "Sissi"-Trilogie (1955/56/57) und der Puszta-Stationsvorsteher Istvan in Hoffmanns "Ich denke oft an Piroschka" (1955). Zu Knuths raren negativen Charakteren gehört der Waffenschieber Karrari in dem Drama "Die Mücke" (1954). Weiterhin beeindruckte er als Fuhrunternehmer Karl John in Robert Siodmaks Hauptmann-Adaption "Die Ratten" (1955) sowie als aufdringlicher Lüstling in "Das kunstseidene Mädchen" (1960), nach dem Roman von Irmgard Keun).
Mit Beginn der 60er Jahre verlegte Gustav Knuth sich neben seinen Theaterengagements zunehmend aufs Fernsehen – ein Medium, in dem er in den folgenden 20 Jahren sein größtes Publikum fand. Er wirkte vor allem in Familienserien mit, beispielsweise als Tierarzt in "Alle meine Tiere" (1962-63) oder als Trapez-Veteran in "Salto Mortale" (1969-72). Daneben war Knuth auch in ambitionierten Fernsehspielen wie der Dürrenmatt-Adaption "Die Physiker" (1964), der Shaw-Verfilmung "Die heilige Johanna" (1971) und Wolfgang Staudtes Mehrteiler "Der eiserne Gustav" (1979) zu sehen. Außerdem moderierte er die Prominenten-Runde "Künstlerstammtisch" (1975).
Auf der Kinoleinwand hatte Gustav Knuth ab den 60er Jahren in erster Linie Nebenrollen in Filmen wie dem Heinz-Rühmann-Vehikel "Der Lügner", für das er mit dem Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeichnet wurde, dem Agententhriller "Schüsse im ¾ Takt" (1965) mit Pierre Brice, als Alpöhi in Werner Jacobs" "Heidi"-Verfilmung (1965) oder als Papa Nietnagel in Harald Reinls "Pepe, der Paukerschreck" (1969). 1974 wurde er beim Deutschen Filmpreis mit einem Ehrenpreis für sein "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" geehrt. Im selben Jahr veröffentlichte er unter dem Titel "Mit einem Lächeln im Knopfloch" seine Memoiren.
Nach einer rund zehn Jahre währenden Leinwandabstinenz spielte er im Jahr 1981 seine letzte Kinorolle als Vater Knabe in Franz Antels "Der Bockerer".
Am 1. Februar 1987 starb Gustav Knuth, der Schweizer Staatsbürger war, in einer Klinik nahe Zürich an einem Herzinfarkt.