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Der ehemalige Seemann Hannes ist Alleinunterhalter im "Hippodrom" in Hamburg auf der "Großen Freiheit", das seiner Geliebten Anita gehört. Kurz nach der Wiedersehensfeier mit drei alten Bekannten, muss Hannes ins Krankenhaus. Dort bittet ihn sein Bruder auf dem Sterbebett, sich um ein Mädchen zu kümmern, das er verführt hat. Hannes fährt nach Süddeutschland, sucht Gisa und fährt mit ihr zurück. Dort zieht sie zunächst bei Hannes ein. Er mag sie gern und möchte für sie beide eine Existenz aufbauen. Doch in der Nacht, in der Hannes sich mit ihr verloben will, kommt sie nicht nach Hause: Sie hat sich für den jungen Werftarbeiter Willem entschieden. Als Hannes das erfährt, trennt er sich auch von Anita und fährt mit seinen Freunden wieder zur See.
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„Große Freiheit Nr. 7“ thematisiert Seemannsleid und -sehnsucht reichlich klischeehaft und ist sicherlich weder Helmut Käutners interessantester noch gar bester Film. Aber einer, der gleich mehrfach Geschichte geschrieben hat: Zum einen als ein ganz und gar sentimentaler Streifen, der unter schier unmöglichen Bedingungen während des von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels ausgerufenen „Totalen Kriegs“ gedreht werden musste – in den Babelsberger Ufa-Studios vor den Toren Berlins, in Hamburg und schließlich in Prag. Und überall holten die Bombenangriffe der Alliierten das Käutner-Team ein.
Zum anderen, weil es sich um einen der ersten Farbfilme überhaupt handelt. Beim damaligen Stand der Technik musste stets bei vollem Sonnenlicht gedreht werden, was eine stunden-, bisweilen gar tagelange Warterei des Teams zur Folge hatte. Und das bei all’ den anderen kriegsbedingten Problemen: So war das Drehen im Hamburger Hafen, wo alle Werften, Kontorhäuser und Schiffe mit Tarnnetzen verhängt waren, nur unter größten Schwierigkeiten möglich.
Ein Angriff mit verheerenden Phosphorbomben am 25. Juli 1943 beendete schließlich alle Aktivitäten für diesen ausgewiesenen Hamburg-Film in der Hansestadt, das Team wechselte nach Prag, wurde aber auch dort vom Krieg eingeholt. So konnte „Große Freiheit Nr. 7“ erst ein Jahr nach Drehbeginn fertiggestellt werden – und wurde prompt vom Propagandaministerium verboten. Offizielle Begründung: Er ist „undeutsch“. Weil es keine trinkenden und fluchenden deutschen Seeleute gibt, und schon gar keine Huren, die „Beim ersten Mal, da tuts noch weh“ singen.
Natürlich blanker Unsinn. Das Filmteam um die ortskundigen Hans Albers und Hans Söhnker hat selbst die „Reeperbahn“ auf St. Pauli besucht. Und die Prostituierten hatten es zunächst, wie sich die damals 21-jährige Schauspielerin später erinnerte, gar nicht gern gesehen, dass mit Ilse Werner eine attraktive Geschlechtsgenossin mit dabei war. Erst als sie Hans Albers erkannten, wurden sie friedlich.
Und noch ein Datum fürs Kino-Geschichtsbuch: Ilse Werner spielte mit der Gisa ein „gefallenes Mädchen“, dessen Gefühle schwankten zwischen der Dankbarkeit für Hannes, der sie ungeachtet ihrer Vergangenheit ohne jede Vorbedingung aufgenommen und versorgt hatte, und ihrer Liebe zu Georg Wilhelm, an dessen Seite sie Geborgenheit fühlte. Den sie für seinen Mut und seine Originalität bewunderte. Und mit dem sie – im unsichtbaren Hemdhöschen - im Bett lag: Noch weit vor Hildegard Knef, übrigens als „Mädchen in Havelberg“ in Käutners Spielfilm „Unter den Brücken“ von 1944 zu sehen, eine der ersten Bettszenen im deutschen Kino überhaupt.
Pitt Herrmann