Alfred Braun

Weitere Namen
Alfred Johann Braun (Geburtsname)
Darsteller, Regie, Regie-Assistenz, Drehbuch, Ton
Berlin Berlin

Biografie

Alfred Johann August Braun wurde am 3. Mai 1888 in Berlin-Mitte geboren. Der kulturinteressierte Arbeitersohn besuchte, ermöglicht durch ein Begabtenstipendium, eine Lehrerbildungsanstalt, verließ sie aber ohne Abschluss. Er schlug zunächst eine Bühnenlaufbahn ein und machte eine Theaterausbildung an der renommierten Schule von Max Reinhardt. Im Jahr 1907 wurde Braun erstmalig als Schauspieler am Schillertheater in seiner Heimatstadt engagiert; später spielte er dann auch am Hebbeltheater. Bis 1923 wirkte er an der Bühne darüber hinaus recht erfolgreich als Regisseur und war außerdem gewerkschaftlich aktiv. Am Theater lernte er auch die Schauspielerin Frieda Frank kennen, die er 1920 heiratete. 1928 wurde ihre Tochter Henriette-Maria, genannt Etta, geboren, die später auch Schauspielerin werden sollte. Schon vor der Heirat hatte Alfred Braun begonnen, regelmäßig in kleineren Rollen auch als Filmdarsteller zu arbeiten, was er in den 1920er Jahren fortsetzte.

Im Mai 1924 entschloss sich Braun, eine Pause am Theater einzulegen, und stieg, vermittelt von Friedrich Georg Knöpfke, beim Berliner Rundfunk, der Berliner Funk-Stunde AG ein. Der Grundstein einer äußerst erfolgreichen Karriere beim Radio war gelegt. Zunächst arbeitete er als Sprecher und Leiter der Sendebühne, wo er Theaterstücke für den ersten Radiosender Deutschlands adaptierte. Später war er in fast allen Bereichen des Senders aktiv. Durch seine gekonnte Programmgestaltung und die Entwicklung bis dahin ungehörter Formate wurde seine Stimme schnell zu einem Aushängeschild des noch jungen Mediums. Rundfunkgeschichte schrieben insbesondere seine Radio-Reportagen, mit denen er live von der Trauerfeier für Außenminister Gustav Stresemann am 6. Oktober 1929, der Verleihung des Literatur-Nobelpreises an Thomas Mann am 10. Dezember desselben Jahres oder dem Fußballländerspiel Deutschland – England 1930 berichtete. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Chefreporter der Funk-Stunde, der er zugleich als Hörspielregisseur und -hauptdarsteller diente.

Ab den späten 1920er-Jahren wurden jedoch der politische Einfluss auf die deutschen Rundfunkanstalten zunehmend größer und freies Arbeiten erschwert, auch die verschlechterte wirtschaftliche Lage setzte dem Medium zu. Als die Nationalsozialisten 1933 schließlich an die Macht kamen, tauschten sie die Verantwortlichen der Radiosender im Zuge der Gleichschaltung aus. SPD- Mitglied Alfred Braun wurde noch im August 1933 von der Gestapo festgenommen und für sechs Wochen im KZ Oranienburg inhaftiert, später auch im Untersuchungsgefängnis Moabit.

Braun kam schließlich frei, verließ das Land und lebte für einige Jahre in der Schweiz, wo er erst am Schauspielhaus Zürich und später am Stadttheater Bern Anstellung als Schauspieler und Regisseur fand. Nach zunächst gescheiterten Versuchen sich zu rehabilitieren, indem er um die Gunst der Nazis buhlte, ging Braun 1935 nach Ankara, wo er, vermittelt durch Carl Ebert, als Schauspieldozent arbeitete. 1939 kehrte er überraschend dann doch wieder nach Deutschland zurück, mutmaßlich aufgrund der Vermittlung des damaligen Botschafters in der Türkei, Franz von Papen.

Der wenige Jahre zuvor noch von den Nazis internierte Braun zeigte sich nunmehr opportunistisch: Zunächst berichtete er als Wehrmacht-Reporter vom Überfall auf Polen, dann wechselte er auf Betreiben Emil Jannings' und Veit Harlans zum Film. Für Harlan arbeitete er 1940 als Regie-Assistent bei dessen perfidem Propagandafilm "Jud Süß". Wenig später nutzte er die Popularität seiner Stimme als Sprecher für den Mobilisierungsfilm "Himmelstürmer. Geburt und Geschichte des Fliegens" (1941). Außerdem zeichnete Braun in der Folge als (Ko-)Autor der Drehbücher zu den Harlan-Filmen "Die goldene Stadt" (1942), "Opfergang" (1944), "Immensee" (1943) sowie "Kolberg" (1945) verantwortlich. Die Zusammenarbeit mit Harlan ermöglichte Braun 1943 auch seinen ersten Regie-Credit für "Augen der Liebe", ein Drama über einen blinden Künstler, der das Augenlicht wiedererlangt, das jedoch erst 1951 erstaufgeführt wurde. In den letzten Kriegsmonaten führte er bei "Der Puppenspieler" (1945) noch in einem weiteren Film Regie.

Das Kriegsende erlebte Alfred Braun mit seiner Familie zurückgezogen in einem sicheren Dorf im Schwäbischen. Er fand kurzzeitig Anstellung beim amerikanischen Militärsender Radio Stuttgart, wo man ihm jedoch noch im Spätherbst 1945 vermutlich aufgrund seiner Vergangenheit beim NS-Film seine Festanstellung kündigte. Braun arbeite zunächst als freier Mitarbeiter weiter in Stuttgart, doch es zog ihn zurück nach Berlin. Dort stieg er 1947 bei seinem alten Funkhaus, dem Berliner Rundfunk, wieder ein. Dass sich dieser nunmehr unter sowjetischer Leitung befand, schien den ehemaligen NS-Propagandisten, dessen Hintergrund aber auch die sozialistischen Vorgesetzten nicht weiter zu stören. Bis 1950 gestaltete der Radiomacher das Unterhaltungsprogramm des Senders.

Neben der Tätigkeit beim Radio baute sich Braun bald ein zweites Standbein auf: Ihn zog es wieder zum Film. Zunächst war er als Schauspieler in der DEFA-Produktion "Chemie und Liebe" (1948) zu sehen, dann spielte er in Arthur Maria Rabenalts "Anonyme Briefe" (1949). Wenig später folgten erste Regiearbeiten in westdeutschen Produktionen: Für Artur Brauners CCC-Film inszenierte er mit "Mädchen hinter Gittern" (1949) einen Festivalbeitrag für die Internationalen Filmfestspiele Venedig. Im Nachkriegsdrama "Die Treppe" (1950) stand er sowohl vor als auch hinter der Kamera. Es folgten Melodramen wie der Curd-Jürgens-Film "Pikanterie" (1950) und der Heimatfilm "Wenn die Abendglocken läuten" (1951), in dem Braun erneut auch eine Nebenrolle übernahm. In "Ave Maria" (1953), seinem größten Erfolg, spielte neben dem Star Zarah Leander auch seine Tochter Etta, die ebenso in "Komm zurück..." (1953) einen Auftritt hatte.

Obwohl seine unrühmliche NS-Vergangenheit und die Zusammenarbeit beim Sowjetfunk bekannt waren und die Presse protestierte, wurde Alfred Braun, wohl auch aus Mangel an qualifizierten Alternativen, im Februar 1954 zum Programmdirektor und Intendanten des neu gegründeten Sender Freies Berlin gewählt. Er blieb jedoch auch weiterhin dem Film erhalten. 1956 übernahm er beispielsweise die Regie der Filmbiografie "Stresemann" über den Politiker und Friedensnobelpreisträger, von dessen Trauerfeier er schon im Rundfunk der 1920er-Jahre berichtet hatte. Seine letzte Regiearbeit war 1959 schließlich das Liebesdrama "Morgen wirst du um mich weinen". Bereits im Jahr zuvor hatte er sich von seinen Positionen beim Radio zurückgezogen.

Ab 1962 produzierte der fast erblindete Rundfunkpionier im Zwei-Wochen-Rhythmus die Sendung "Spreekieker", in der er anekdotisch das Leben in Berlin reflektierte. Nach seiner aktiven Zeit wurde Alfred Braun mehrfach für seine Verdienste um den deutschen Rundfunk geehrt: 1971 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande, zwei Jahre darauf die Hans-Bredow-Medaille.

Unter dem Namen seiner letzten Radiosendung erinnert heute die Bronzeskulptur "Der Spreekieker" am Charlottenburger Spreeufer an Alfred Braun, der am 3. Januar 1978 im Alter von 89 Jahren in seiner Heimatstadt Berlin verstarb.

 

FILMOGRAFIE

1956
  • Regie
1953
  • Darsteller
  • Regie
1953
  • Darsteller
  • Regie
1951
  • Darsteller
1942-1944/1951
  • Regie
  • Drehbuch
1950
  • Regie
1950
  • Darsteller
  • Regie
1948/1949
  • Darsteller
1947/1948
  • Darsteller
1944/1945
  • Regie
  • Drehbuch
1943-1945
  • Drehbuch
1943/1944
  • Darsteller
1942-1944
  • Drehbuch
1942/1943
  • Drehbuch
1941/1942
  • Drehbuch
1940
  • Regie-Assistenz
1932
  • Darsteller
1930
  • Darsteller
1930
  • Darsteller
1926
  • Darsteller
1924
  • Darsteller
1924
  • Darsteller
1919
  • Darsteller
  • Künstlerische Oberleitung
1916
  • Darsteller