Walter Schulze-Mittendorff
Walter Schulze-Mittendorff, geboren am 31. Januar 1893 in Berlin-Tiergarten, beginnt vierzehnjährig eine Lehre zum Bildhauer im Atelier von Otto Rossius in Berlin-Steglitz, die er 1911 abschließt. 1913 beginnt er mit dem Studium der Bildhauerei an der "Königlichen Akademie für Bildende Künste zu Berlin" und bekommt 1914 die Zuerkennung des "Künstler-Einjährigen".
Nach dem 1. Weltkrieg setzt er 1919 sein Studium der Bildhauerei an der nun staatlichen "Akademie der Künste" in Berlin fort und wird 1920 in das Meisteratelier der "Akademie der Künste" aufgenommen. Im selben Jahr wird ihm von der Akademie der "Dr. Paul Schultze-Preis für Bildhauerei" verliehen und 1923 der "Rom-Preis" zuerkannt.
1920 bringt ihn sein Studienkollege und Freund, der Maler und Filmarchitekt Robert Herlth, mit dem Filmregisseur Fritz Lang zusammen, der für den Film "Der Müde Tod" einen befähigten Bildhauer zur Herstellung der plastischen Elemente sucht. Die Begegnung mit Fritz Lang setzt den Start für Schulze-Mittendorffs lebenslanges Schaffen für den deutschen Film.
1925 gewinnt Fritz Lang den Bildhauer für die Herstellung der Plastiken in "Metropolis". Hierfür schafft er den Maschinenmenschen "Maria", den Kopf der "Hel", das "Siebenköpfige phantastische Tier" und die Figurengruppe "Der Tod und die Sieben Todsünden". 1932 arbeitet Walter Schulze-Mittendorff ein letztes Mal an einem Film von Fritz Lang mit. Für "Das Testament des Dr. Mabuse" erschafft er mit der Maske das charakteristische Aussehen des Dr. Mabuse.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 gestaltet er 1935 für den Film "Amphitryon" nicht nur die Plastiken, sondern beteiligt sich zum ersten Mal auch an der kostümbildnerischen Ausstattung. 1940 lässt er sich von der "Terra-Filmkunst GmbH" als Kostümbildner unter Vertrag nehmen.
Nach Ende des zweiten Weltkriegs setzt er 1947 sein Schaffen für den Film bei der DEFA, der Filmagentur in der späteren Deutschen Demokratischen Republik, fort und wird dort zum Chefkostümbildner. 1962, ein knappes Jahr nach dem Bau der Berliner Mauer, endet sein Vertrag mit der DEFA, und wird für ihn als West-Berliner auch nicht mehr verlängert.
Von 1962 bis 1968 ist Walter Schulze-Mittendorff als freischaffender Kostümbildner noch an 18 bundesdeutschen Film- und Fernsehproduktionen beteiligt. 1964 besucht ihn Lotte Eisner und bittet ihn, den Maschinenmenschen "Maria" aus dem Film "Metropolis" ein zweites Mal für die Cinemathèque Francaise zu bauen. Diese zweite von ihm geschaffene Figur steht heute im Filmmuseum der Cinemathèque Francaise in Paris.
Am 14. August 1976 stirbt Walter Schulze-Mittendorff in Berlin-Grunewald.
© Bertina Schulze-Mittendorff