Der Maulkorb

Deutschland 1937/1938 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Ein Staatsanwalt ermittelt, ohne es zu wissen, gegen sich selbst. Auf dem Rückweg von einem feuchtfröhlichen Stammtischabend hat von Treskow das Denkmal des Landesherrn mit einem Maulkorb verziert, kann sich jedoch alkoholbedingt nicht mehr an seinen Ausfall erinnern. Als man ihn mit der Ahndung des Vergehens beauftragt und eine Beförderung in Aussicht stellt, beginnt er voller Eifer mit den Ermittlungen und wundert sich, das erste Hinweise zu ihm selbst führen.

 

Seine Frau und seine Tochter, die längst Bescheid wissen, verwischen die Spuren jedoch wieder, und auch der Augenzeuge Rabanus will ungern der Wahrheit ans Licht helfen, da er an Treskows Tochter interessiert ist. Deshalb engagiert er die Gauner Wimm und Bätes, von denen einer den anderen anzeigen soll, um anschließend die Belohnung zu teilen. Um nicht zu hart bestraft zu werden, erklärt Bätes, er habe das Denkmal lediglich für eine "allegorische" Figur gehalten. So findet sich eine für alle zufriedenstellende Lösung.

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Falk Schwarz
Hochmut kommt vor den Fall
Großartig, wie er das macht, der Ralph Arthur Roberts! Selbstzufrieden, anmaßend, arrogant, hochfahrend, in einem Wort: ekelhaft - sitzt er da am Stammtisch mit seinen Bekannten, führt Reden voller Hochmut („Wir lassen uns keinen Maulkorb vorbinden“), zeigt dieses „Mir kann keener“, ist ganz der selbstsichere Staatsanwalt Treskow, der zum Schluss so betrunken ist, dass er die „Johannisberger Trockenleerenausbese“ verlallt und dann hinaus torkelt. Man möchte sofort die Ärmel hochkrempeln, um den Mann vom Podium zu holen. Doch gemach - Heinrich Spoerl tut es für uns. Roberts setzt diesen Typen obrigkeitsstaatlichen Denkens in die Filmwelt, ohne dass auch nur ein Blättchen Papier zwischen ihn und die Rolle passt. Der verbohrte Narziss mit Monokel, Schnurres, glatt gegelten Haaren und Vatermörder spielt den Urtyp des wilhelminisch-preußischen Beamten - zum Abgewöhnen. Regisseur Erich Engel setzt ganz auf diesen brillanten Schauspieler, der den Film über alle logischen Abgründe trägt. Denn wissen tun es alle - nur sagen will es niemand, aus Feigheit, aus Vorsicht, aus Karrieregründen: dass der feine Herr Staatsanwalt selber... Hat der Zuschauer doch seine Freude an der bürgerlichen Verlogenheit. Ernster wird es, als der Beamte begreift, dass er nur er es gewesen sein kann - da packt ihn die Ehre, er räumt wortlos seine Sachen vom Schreibtisch, steckt die Bilder seiner Lieben in die Aktentasche und weint sich zuhause aus. „Aus mit der Karriere, ich werde eine Weinvertretung annehmen, Bleistifte verkaufen.“ Doch an dieser Stelle gerät der Film etwas ins Trudeln. Denn obwohl Treskow erkannt hat, wer es wirklich war, fällt er doch wieder ganz in seine belfernde Rhetorik zurück, als der Bätes (einmal wie immer: Ludwig Schmitz) nicht recht mit der Sprache heraus will und hin und her schwankt zwischen Bekenntnis und Habgier. Aber Roberts bleibt das Wunder dieses Films - dass aber ein einst engagiert linker Regisseur wie Erich Engel einen solchen Film ohne offensichtliche Nazi-Untertöne im Jahre 1938 inszenieren konnte, ist das zweite Wunder. Machte Jenny Jugo es möglich?

Credits

Regie

Drehbuch

Kamera

Schnitt

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Drehbuch

Kamera

Kamera-Assistenz

Standfotos

Schnitt

Darsteller

Produzent

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Prüfung/Zensur:

Prüfung: 03.02.1938

Aufführung:

Uraufführung: 10.02.1938

Titel

  • Originaltitel (DE) Der Maulkorb

Fassungen

Original

Prüfung/Zensur:

Prüfung: 03.02.1938

Aufführung:

Uraufführung: 10.02.1938