Andreas Schmidt
Andreas Schmidt, geboren am 23. November 1963 in Heggen im Sauerland, studierte nach dem Schulabschluss zunächst Germanistik und Philosophie, wandte sich im Anschluss aber der Schauspielerei zu und besuchte diverse Regie- und Schauspielseminare. Praktische Erfahrungen sammelte er durch Bühnenengagements in Mannheim, Dortmund, Bonn und Berlin. Sein Kinodebüt gab Schmidt 1987 in der überdrehten Krimikomödie "Peng! Du bist tot!", gefolgt von einer kleinen Rolle in dem Musical "Linie 1".
Nach zahlreichen kleinen Rollen in Kurz- und Fernsehfilmen erregte er 1998 mit der Rolle des Alex in "plus-minus Null" von Eoin Moore erstmals größeres Aufsehen. Moore besetzte ihn auch in seinen folgenden zwei Filmen "Conamara" (2000; als Axel) und "Pigs will fly" (2002; als Laxe). Für seine Leistung in letzterem wurde Schmidt 2003 für den Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller nominiert. Eine weitere Nominierung als Nebendarsteller erhielt er 2006 für seine hoch gelobte Darstellung in Andreas Dresens Erfolgsfilm "Sommer vorm Balkon". Weitere markante Rollen hatte er in der Jugendgeschichte "Bin ich sexy" (2004), der Tragikomödie "Im Schwitzkasten" (2005, abermals unter der Regie von Eoin Moore) sowie dem Kassenhit "Rennschwein Rudi Rüssel 2" (2007) von Peter Timm. Außerdem war er Teil des Ensembles von Stefan Ruzowitzkys "Die Fälscher", der 2008 mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film geehrt wurde. Für seine Darstellung des "Gurki" in Helmut Christian Görlitz' Film "Fleisch ist mein Gemüse" wurde Schmidt mit dem Deutschen Filmpreis 2009 in der Kategorie "Bester männlicher Nebendarsteller" ausgezeichnet.
In den Jahren danach wirkte er vor allem wieder in zahlreichen Fernsehspielen und Serien mit, darunter Nebenrollen in Ute Wielands Historiendrama "Die Rebellin" (2009), Eric Friedlers Dokudrama "Aghet – Ein Völkermord" (2010), Bernd Böhlichs Krimikomödie "Krauses Braut" (2011) und Wielands DDR-Drama "Deckname Luna" (2011).
Für seine Hauptrolle als hochsensibler Seelentröster in der Tragikomödie "Ein guter Sommer" wurde Schmidt beim Hessischen Fernsehpreis 2011 zusammen mit seinen Co-Stars Jördis Triebel und Devid Striesow mit einem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet; im Jahr darauf erhielt das Trio zusammen mit Edward Berger (Drehbuch & Regie) und Michael Schenk (Drehbuch) den Grimme-Preis.
Fürs Kino spielte Andreas Schmidt unter anderem in Jo Baiers Historienepos "Henri 4" (2010) den Poeten Guillaume du Bartas, in Hermine Huntgeburths "Die Abenteuer des Huck Finn" (2012) einen Sklavenjäger. In dem hoch gelobten Kinderfilm "Sputnik" (2013) hatte er die wichtige Nebenrolle eines Ladenbesitzers in der DDR, der ein Mädchen beim Bau einer futuristischen Maschine unterstützt, in Christian Alvarts Thriller "Banklady" (2013) verkörperte er einen Fabrikarbeiter, der ein Doppelleben als Bankräuber führt.
2012/13 arbeitete Schmidt ein weiteres Mal mit Stefan Ruzowitzky zusammen, als Sprecher in dem Dokumentarfilm "Das radikal Böse". In "Auf das Leben!" (2013/14) gab er den Therapeuten einer ehemaligen jüdischen Cabaret-Sängerin (Hannelore Elsner), die den Umzug ins Seniorenheim nicht verkraftet; in dem Kinderfilm "Ente gut! Mädchen allein zu Haus" (2015/16) einen Mann, der von seinen halbwüchsigen Töchtern mit seiner Vaterschaft konfrontiert wird. 2015 wirkte Schmidt außerdem ein weiteres Mal in einem Film von Andreas Dresen mit: In der Neuverfilmung des Klassikers "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" übernahm Schmidt die Rolle eines Handlangers des bösen Baron Lefuet.
Neben seinen zahlreichen Film- und Fernseharbeiten war Andreas Schmidt, der zwischenzeitlich als Sänger der Rockband "Lillies große Liebe" fungierte, erfolgreich als Theaterregisseur in Berlin tätig.
"Die Unsichtbaren – Wir wollen leben", ein Spielfilm über die nach den Säuberungsaktionen der Nazis in Berlin versteckt lebenden Juden im zweiten Weltkrieg, sollte sein letzter Film werden. Noch vor dem offiziellen deutschen Kinostart im Oktober verstarb Andreas Schmidt am 28. September 2017 in Berlin.