Biografie
Helmut Christian Görlitz, geboren 1944 in Hamburg, studierte Psychologie und Philosophie in Hamburg sowie Literaturwissenschaften an der University of Pennsylvania, USA. Im Anschluss, Mitte der 1970er Jahre, nahm der Filmenthusiast einen Job als Regieassistent von Ottokar Runze an. Insgesamt wirkte er in dieser Funktion an sechs Filmen Runzes mit. Runze produzierte 1981 auch das Regiedebüt von Görlitz, das eindringliche Drama "Das Ende vom Anfang" (1981) über die brutale Heimerziehung und die Zwangsarbeit in den Einrichtungen der Diakonie Freistatt, die einen der Jugendlichen schließlich in die Kriminalität abgleiten lässt.
In den folgenden Jahren verlegte Görlitz sich ganz auf die Fernseharbeit, wobei er neben der Regie häufig auch als Drehbuchautor verantwortlich zeichnete. Er arbeitete in den unterschiedlichsten Genres, drehte Folgen der Krimiserien "Der Fahnder" (1983), der Anwaltsserie "Ein heikler Fall" (1986-88) und der Familienserie "Unsere Hagenbecks" (1991). Seine 12-teilige Serie "Der kleine Vampir – Neue Abenteuer" (1993) erhielt beim Kinderfilmfestival Chicago den Preis der Kinderjury.
Viel Beachtung fand sein Drama "Die Bombe" (1988), mit Michael Degen in der Rolle eines Terroristen, der in Hamburg eine gewaltige Atombombe zünden will. Der Film sorgte noch vor der Ausstrahlung für Kontroversen: Geplant war, dass die Bombe am Ende des Films tatsächlich detoniert, doch das ZDF ließ die Szene vor der Ausstrahlung herausschneiden.
Auch sonst war Görlitz häufig der Mann für düstere Stoffe und menschliche Abgründe, die er jedoch nie reißerisch, sondern differenziert und sensibel schilderte. Das mit einem Grimme Preis in Gold ausgezeichnete Drama "Freier Fall" (1997) mit Josef Bierbichler handelte von politischer Korruption, Liebesverrat und toxischer Männlichkeit; in "Das Böse" (1997) mit Annett Renneberg und Ulrich Tukur führen sexueller Missbrauch und verquere Moralvorstellungen zu einer Tragödie. Seine düstere "Bella Block"-Folge "Geflüsterte Morde" (1999, auch Drehbuch), über einen Mann, der seine an Aids erkrankte Transfreundin rächen will, erhielt beim Münchner Filmfest hervorragende Kritiken, wurde vom ZDF jedoch erst zurückgehalten und schließlich nicht zur Hauptsendezeit, sondern in einer späteren Programmschiene ausgestrahlt. In dem Justizdrama "Nachts wenn der Tag beginnt" (2003) will eine aus dem Gefängnis ausgebrochene Mörderin (Nina Petri) den Richter ihres Prozesses mit Gewalt zu einer Revision zwingen.
Leichterer Stoff war die Krimikomödie "Ein Job" (2008), mit Vanessa Redgrave in einer Schlüsselrolle als radikal-anarchistische Seniorin, die einer ukrainischen Auftragskillerin in die Quere kommt. Außerdem drehte Görlitz Folgen unterschiedlicher Serien, darunter "Die Verbrechen des Professor Capellari", "Das Duo" und "Kommissar Rex".
Mit der Tragikomödie "Fleisch ist mein Gemüse" (2008) inszenierte Christian Görlitz erneut einen Kinofilm. Die Verfilmung der Jugenderinnerungen des Entertainers Heinz Strunk erhielt sehr gute Kritiken; beim Deutschen Filmpreis 2009 wurde Ensemble-Mitglied Andreas Schmidt als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet.
Trotz dieses Erfolgs arbeitete Görlitz danach wieder ausschließlich fürs Fernsehen. Seine Münchner "Tatort"-Folge "Gestern war kein Tag" (2010) erhielt positive Kritiken; auch sein anspruchsvoller "Spreewaldkrimi"-Beitrag "Spiel mit dem Tod" (2016) wurde wohlwollend aufgenommen. Vor allem aber war Görlitz von 2009 bis 2019 einer der Stammregisseure der Krimiserie "Der Kriminalist", von der er 30 Folgen inszenierte.
Überragende Kritiken erhielt Görlitz' vorletzter, erneut sehr düsterer Fernsehfilm: das auf einem realen Fall basierende Drama "Sieben Stunden" (2018) erzählt von einer Psychotherapeutin (Bibiana Beglau), die in einem bayerischen Hochsicherheitsgefängnis von einem brutalen Sexualstraftäter (Till Firit) als Geisel genommen und mehrfach vergewaltigt wird. Für diesen Film wurde Görlitz erneut für den Grimme-Preis nominiert.
Seinen letzten Film drehte Görlitz im Sommer 2021: das dystopische Drama "Morin" mit Brigitte Hobmeier in der Hauptrolle. Noch vor der Fertigstellung starb Christian Görlitz am 10. Januar 2022 in Hamburg.