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Alle Fotos (2)Biografie
Ottokar Runze, geboren am 19. August 1925 in Berlin. Im Zweiten Weltkrieg gerät er als Soldat in Gefangenschaft, danach Schauspielausbildung und ab 1948 Engagement an verschiedenen Berliner Bühnen, darunter Deutsches Theater, Schillertheater und Hebbeltheater. Von 1951-56 ist Runze Leiter des Theaters im British Centre (West-Berlin) und übernimmt erste kleinere Filmrollen.
Im Folgenden übernimmt Runze die Regieassistenz bei mehreren Filmen des Regisseurs Josef von Baky, darunter "Die Frühreifen", "Gestehen Sie, Dr. Corda!" und "Der Mann, der sich verkaufte". 1964 gründet Runze – mittlerweile in Salzburg ansässig – das Europa-Studio, eine Theaterspielstätte für zeitgenössische Autoren, und dreht neben seiner Tätigkeit als Theaterregisseur erste Arbeiten für das Fernsehen.
1971 produziert und inszeniert er mit der tragischen Romanze "Viola und Sebastian" sein Kinodebüt. Große Aufmerksamkeit erlangt Runze jedoch erst mit seiner nächsten Regiearbeit "Der Lord von Barmbeck": Die Adaption der Memoiren des legendären Hamburger Einbrechers Julius Adolf Petersen wird mit einem Bundesfilmpreis ausgezeichnet und markiert zugleich den Beginn einer Filmreihe Runzes über das ambivalente Verhältnis von Justiz und Gerechtigkeit.
So erregt "Im Namen des Volkes" großes Aufsehen, da hier zu lebenslänglicher Haft verurteilte Insassen der Hamburger Justizanstalt Fuhlsbüttel vor der Kamera ihre eigenen Gerichtsverfahren rekapitulieren und reflektieren. Für diesen Dokumentarfilm mit Spielszenen erhält Runze einen weiteren Bundesfilmpreis, darüber hinaus wird der Film auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet.
Auch "Das Messer im Rücken" beschäftigt sich mit den juristischen und ethischen Problemen der Wahrheitsfindung, orientiert sich hinsichtlich Inszenierung und Besetzung jedoch stärker am konventionellen Gerichts- und Kriminaldrama. Für seine Film- und Fernsehprojekte gründet Runze – der neben seinen vielfältigen Tätigkeiten als Regisseur und Produzent auch ein gefragter Synchronregisseur ist – die aurora-televison in Hamburg und die Ottokar Runze Filmproduktion in Berlin. Unter seiner eigenen Regie entstehen in den folgenden Jahren "Verlorenes Leben" – u.a. mit Marius Müller-Westernhagen, den Runze auch in "Der Mörder" besetzt –, "Die Standarte" und das ambitionierte Jugenddrama "Stern ohne Himmel", in dem eine Gruppe Heranwachsender in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs einen versteckten jüdischen Jungen entdeckt und damit in einen folgenschweren Gewissenskonflikt gerät.
In den 1980er Jahren bleibt Runze vielbeschäftigt: Mit Dieter Hallervorden in der Hauptrolle inszeniert er die Komödie "Der Schnüffler", als Produzent zeichnet er u.a. verantwortlich für den Kinderfilm "Konrad aus der Konservenbüchse". Für die Komödie "Fifty-Fifty" teilt er sich die Regie mit Peter Timm, daneben produziert er Tevfik Başers Migrationsdrama "Abschied vom falschen Paradies".
Zudem verhilft er 1990 dem ehemaligen Ufa-Star Ilse Werner zu einem späten Erfolg mit "Die Hallo-Sisters", in dem Werner eine gealterte Schlagersängerin mimt.
Zu Runzes letzten Arbeiten zählen die u.a. die Dokumentation "Hundert Jahre Brecht" (1997) sowie seine letzte große Kinoproduktion "Der Vulkan" (1998/99) nach dem gleichnamigen Roman von Klaus Mann. 2002 erhält er den Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises für sein Lebenswerk.
Am 22. September 2018 stirbt Ottokar Runze im Alter von 93 Jahren.